Interessant ist aber die genannte "geistliche Sichtweise":
Warum mussten die Sünden/die Schuld der Menschheit "gesühnt" werden (einschließlich der zukünftigen) ?
Wenn Gott der Vater von Jesus war/ist/gewesen sein soll, warum musste er dann seinen eigenen Sohn foltern und hinrichten lassen?
Entweder ist er der allmächtige Gott, dann hätte er barmherzig sein und auch ohne Prügelknaben vergeben können, oder es gibt "etwas", das ihn gezwungen hat, erst ein Ersatz-Opfer zu präsentieren. Dieses "etwas" ist entweder ein noch höherer und noch mächtigerer Gott oder ein allumfassendes Prinzip, dem selbst der angeblich "Allmächtige" unterworfen ist - in beiden Fällen wäre er nicht der "allmächtige und barmherzige Gott", sondern immernoch ein untergeordneter Gott, wie zu seiner Zeit als Wüstengott des Nomadenstammes der Schasu und vor seinem Aufstieg zum "einzigen und allmächtigen" Gott durch die Reformen des König Hiskia!
Diesen Widerspruch hat noch niemand klären können.
Nein, da ist kein Widerspruch, wenn man die Hintergründe berücksichtigt.
Das Reich Gottes ist ein zutiefst juristisches Reich, d.h. ein absolut gerechtes Reich.
Weil Gott sagte: Der Tod ist der Sünde Sold (dies zu Adam und Eva vor dem Sündenfall und Paulus wiederholt das dann in Römer 6,23), kann der absolut gerechte Gott nicht anders, als das Urteil Tod für Sünde auszusprechen und einzufordern.
Da kann Gott in diesem Sinne nicht einfach irgendwie "barmherzig" sein und darüber hinwegsehen und ein oder gar beide Augen zudrücken.
Auf Sünde folgt unweigerlich die Trennung von Gott, welches der Tod ist.
Darum hat Gottes Barmherzigkeit und Seine Liebe zu den bereits in Sünde gefallenen Menschen den Stellvertretertod am Kreuz wählen müssen.
Gott hat sozusagen stellvertretend am Kreuz die Strafe, das Urteil, für Sünde für diejenigen Menschen getragen, die das auch annehmen möchten.
Das bedeutet also, wenn ein Mensch das annehmen möchte, kann er zu Jesus gehen und dieses Geschenk der Sündenvergebung erbitten und Gott hat dann die juristische Handhabe, dass Er aufgrund Seines Blutes, welches Er freiwillig am Kreuz vergossen hat, diesem Menschen dann seine Sünden vergeben kann.
Das ist ein klassisches Zug um Zug Geschäft, der reuige Mensch liefert seine Sünde am Kreuz ab und erhält im Gegenzug die durch Jesu Blut erwirkte Vergebung.
Denjenigen, der lieber in Sünde und in Trennung von Gott leben möchte zwingt Gott nicht und solange ein Mensch nicht um diese Vergebung bittet, behält er auch auf eigenen Wunsch sozusagen seine Sünden vor Gott.
So hat Gottes Liebe einen rechtlich hieb und stichfesten Weg gefunden, um Menschen, die in Sünde gefallen sind und da raus wollen, die wieder zurück zu Gott wollen und Gemeinschaft mit Gott haben wollen, die die Ewigkeit in Gottes Nähe verbringen wollen, eine Möglichkeit dazu haben.
Hätte der Mensch keine Vergebung seiner Sünden, dann gäbe es nur das Urteil, ewige Trennung, ewiger Tod, aber keine Möglichkeit doch noch mit Gott Gemeinschaft haben zu können.