Geldforderungen entstehen durch das vermitteln des Zentralbankgeldes, also von Bargeld und Zentralbankguthaben. Die von der EZB in Umlauf gesetzte Geldmenge kann ein vielfaches an Guthaben & Schulden generieren. Einfach in dem die Geldmenge eingezahlt, als Kredit vermittelt und wieder eingezahlt wird.
Das von Dir beschriebene Prinzip der multiplen Geldschöpfung hat sogar die EZB mal vertreten. Mittlerweile haben sie ihre Ansicht korrigiert. Dein Wissen ist veraltet, Du solltest es auf den neuesten Stand bringen.
Bundesbank schrieb:
Wieso hat sich der Erklärungsansatz für die Entstehung von Giralgeld im Buch "Geld und Geldpolitik" im laufe der Zeit verändert?
...
In den neueren Ausgaben des Buches "Geld und Geldpolitik" und im Aufsatz "Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess" im Bundesbank-Monatsbericht April 2017 wird dieser Kritik implizit vorgebeugt und daher werden in den genannten Publikationen die hinter dem Geldmultiplikator stehenden Verhaltensweisen der beteiligten Sektoren in den Vordergrund gerückt. Dies erfordert eine veränderte Darstellungsform und stellt im Kern eine verhaltensorientierte Interpretation des Geldmultiplikators dar. Der Vorteil dieser Darstellung besteht unter anderem darin, von einer zu mechanistisch anmutenden Darstellung abzurücken und deutlich zu machen, dass hinter der Schaffung von Buchgeld durch Geschäftsbanken nicht zwingend die vorherige Einwerbung von Kundeneinlagen stehen muss. Der Nachteil besteht darin, dass sie komplexer ist.
https://www.bundesbank.de/de/servic...fig-gestellte-fragen-zum-thema-geldschoepfung
Jetzt versuch mal eine Tasse Kaffee für 2 Euro zu kaufen. Das geht nicht. Da die Geldmenge nur 1 Euro beträgt, kann man keine Nachfrage für 2 Euro gleichzeitig tätigen. Dafür müsste die EZB einen weiteren Euro in den Umlauf geben. Guthaben/Schuldenpaare können beliebig anwachsen, ohne das sich die nachfrage wirksame Liquidität auch nur um einen Euro vergrößert hat!
Der Grund warum es in Deinem Beispiel nicht funktioniert ist das Geld in der Realität anders funktioniert als von Dir beschrieben.
Angenommen die von der EZB in Umlauf gesetzte Geldmenge beträgt 0 Euro. Die Geschäftsbank besitzt in ihrem Portfolio noch eine deutsche Staatsanleihe im Wert von 100 Euo
Zentralbankgeldmenge: 0 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 0 Euro
Guthaben: 0 Euro
Schulden: 0 Euro
Bargeld: 0 Euro
Jemand beantragt einen Kredit über 2 Euro.
Zentralbankgeldmenge: 0 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 0 Euro
Guthaben: 2 Euro
Schulden: 2 Euro
Bargeld: 0 Euro
Der Kunde fordert von seiner Bank sein Guthaben in Bargeld zu tauschen. Die Bank fordert von der Zentralbank 2 Euro Bargeld und 98 Euro Guthaben im Tausch gegen die Staatsanleihe (Repo Geschäft). Die 2 Euro zahlt sie an den Kunden aus.
Zentralbankgeldmenge: 100 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 98 Euro
Guthaben: 0 Euro
Schulden: 2 Euro
Bargeld: 2 Euro
Der Kunde bezahlt den Kaffee mit den 2 Euro. Ausserdem jobbt er nebenbei Stundenweise in dem Cafe und bekommt als Lohn die 2 Euro zurück.
Zentralbankgeldmenge: 100 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 98 Euro
Guthaben: 0 Euro
Schulden: 2 Euro
Bargeld: 2 Euro
Der Kunde zahlt die 2 Euro auf sein Girokonto ein. Die Bank schickt das Bargeld an die EZB, die schreibt es dem Zentralbankkonto der Geschäftsbank gut.
Zentralbankgeldmenge: 100 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 100 Euro
Guthaben: 2 Euro
Schulden: 2 Euro
Bargeld: 0 Euro
Der Kunde zahlt den Kredit aus seinem Guthaben zurück. Bei Bank verringert das Guthaben auf dem Girokonto und die Schulden des Kunden um jeweils 2 Euro.
Zentralbankgeldmenge: 100 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 100 Euro
Guthaben: 0 Euro
Schulden: 0 Euro
Bargeld: 0 Euro
Das Repo Geschäft endet, Zentralbank und Geschäftsbank tauschen ihre Aktiva zurück, also Zentralbankgeld gegen Staatsanleihe.
Zentralbankgeldmenge: 0 Euro
Guthaben der Geschäftsbank auf ihrem Zentralbankkonto: 0 Euro
Guthaben: 0 Euro
Schulden: 0 Euro
Bargeld: 0 Euro
So und nach dem getippe mache ich mir erstmal einen Kaffee
.
Ich denke das der Sparkassenpräsident weis, wie Sparkassen Kredite vergeben. Ich denke auch, das Du nicht die geringste Ahnung davon hast. Wer sich anschaut, wie bargeldlose Überweisungen funktionieren, weis auch das eine Geldschöpfung für Geschäftsbanken technisch unmöglich ist. Die können das nicht, auch wenn sie wollten.
Das Prinzip habe ich im letzten Absatz beschrieben. Ein Sparkassenpräsident ist ein Verwaltungsmensch, der hat nicht unbedingt etwas mit dem täglichen Kreditgeschäft zu tun. Aber selbst wenn, dann trägt er lediglich Daten in ein Computerprogramm ein. Wie die Abläufe hinter den Kulissen funktionieren braucht ihn dabei nicht zu interessieren.
Vielleicht hat der Sparkassenpräsident auch einfach den Bundesbank Monatsbericht vom April 2017 nicht gelesen
Hier die Bilanz aller Banken von 2007:
https://www.helmut-creutz.de/pdf/artikel/bilanz_der_banken_2007.pdf
Auszug:
Aktiva (Verwendung der Mittel):
Kredite an Nichtbanken im Euro-Währungsgebiet: 3.487
Passiva (Herkunft der Mittel):
b) Einlagen von Nichtbanken im Euro-Währungsgebiet: 2.634
c) An Nichtbanken begebene Schuldverschreibungen: 1.638
Es ergibt sich bereits aus den Einlagen der Nichtbanken und den von ihnen gezeichneten Bank-Schuldverschreibungen ein Betrag von 4.272 Mrd. Diesen Mittelaufnahmen bei den Nichtbanken in Höhe von 4.272 Mrd standen aber nur Kreditvergaben an die Nichtbanken in Höhe von 3.487 Mrd gegenüber. Im Jahr 2007 waren die Bankeinlagen der Sparer also größer als die Kreditvergaben. Ebenso in den Jahren davor und danach!
Den Denkfehler den Creutz hier macht ist das er Kredite an Banken und an Nichtbanken gleichsetzt. Kredite an Banken erfolgen in Zentralbankgeld, Kredite an Nicht-Banken in Buchgeld, Äpfel und Birnen. Wenn man ein Modell verwendet in dem alles irgendwie Zentralbankgeld ist dann ist dieser Schluß auch logisch. Das Problem ist nur das sein Modell nicht der Realität entspricht und daher falsche Ergebnisse liefert.
Wenn ich mal unterstelle das Creutz Zahlen richtig sind dann betrugen die Kundeneinlagen der Banken im Jahr 2007 also 428 Milliarden Euro und die Kredite an Nichtbanken 3487 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen war also damals etwa 8 Mal so hoch wie die Kundeneinlagen, das ist in etwa auch das heutige Verhältnis.