Ne, ich würde das eher damit begründen, dass viele Antworten zu komplex sind und keinesfalls binär. Wenn es darum geht, ob in allen Gaststätten ein totales Rauchverbot herrschen solle, so ist das simple und ja/nein. Das versteht jeder, jeder weiß, was das bedeutet und es gibt nur zwei Möglichkeiten. Wenn es aber darum geht, ob wie sich Deutschland im Falle der Krim-Krise verhalten sollte, wird das schon schwerer. Es geht hier auch einfach darum, jemanden beauftragen, sich um etwas zu kümmern, damit man es nicht selber machen kann. Du nähst ja auch nicht deine eigenen Hosen, baust nicht selber dein Haus etc. Du beauftragst jemanden, der das kann und sich da auskennt. Wenn ich jede Entscheidung treffen müsste, die die Regierung trifft, müsste ich dann nicht genauso informiert sein wie die jetzige Regierung?
Und das bringt mich zu meinem Argument gegen Demokratie. Aufwand mit Nutzen eines Urnengangs vergleichen.
Was ist der Aufwand? Ich muss mich informieren, und zwar über alles, denn so ziemlich alles betrifft mich, denn so ziemlich alles kostet Geld und jeder bezahlt Steuern. So betriff es einem auch, ob man Agrarsubventionen bezahlt. Kostet einem im Jahr einen Euro Steuern. Anschließend muss man noch zur Wahlkabine gehen/fahren, was auch Sprit oder minimal Zeit kostet.
Was ist der Nutzen? Ich gebe einen Stimme von Millionen ab. Dass meine Stimme irgendwas bewirkt ist sehr unwahrscheinlich. Und werden die Agrarsubventionen abgeschafft, spart ich ein paar Euro.
Wie sieht es zB. mit einer Lobbygruppe aus? Nehmen wir den Verband der Bauern.
Was ist der Aufwand? Da man nur ein Thema vertritt, muss man nur die Politiker kennen, die für Agrarsubventionen sind. Da man viele Personen ist(Gruppe mit einem Interesse), kann man das ganze auch noch aufteilen und schauen, die Person, die man will, ins Parlament zu bekommen. Man kann zusammen auch Druck auf Parteien ausüben, denn wenn zB. die CSU nicht macht, was man will, könnten Tausende Wähler auf einen Schlag weg sein. Vergleiche das mit dem einzelnen Wähler.
Was ist der Nutzen? Die Chancen stehen also weitaus höher, das zu bekommen, was man will und es geht um Tausende Euros für jeden Landwirt.
Was gehen Menschen trotzdem wählen?
Da der oben beschriebene Aufwand weit höher als der Nutzen ist und man trotzdem wählen geht, muss ich da etwas vergessen haben. Und tatsächlich.
1. Wählen ist anerkannt. Es wird auf Nicht-Wähler ein bestimmter sozialer Druck ausgeübt. Nun könnte man dann auch einfach nicht wählen gehen und behaupten, man hätte es getan. Genau das sah man in der Schweiz. Man wollte den Aufwand beschränken und Wahlen online möglich machen. Die Folge war eine noch geringere Wahlbeteiligung, va. in ländlichen Regionen. Warum? Weil es va. auf dem Land um das Sehen und Gesehen werden ging. Ging man nicht wählen, so sprach sich das in der Gemeinde rum.
2. Wer einen Lottoschein ausfüllt, darf träumen. Er darf sich vorstellen, wie es mit dem vielen Geld wäre. Eben bis zur Ziehung in der man feststellt, man hat Geld verbrannt. Wer nicht mitspielt, darf das nicht. Bei Wahlen genauso. Wer eine Stimme abgibt, darf sich vorstellen, mit der Stimme etwas bewegt zu haben.
Wem die letzten beiden Punkte nichts bedeuten, geht nicht wählen.
Lösung:
Man kann den Nutzen einfach dadurch erhöhen, indem man auf kleinerer Ebene abstimmt. In der Gemeinde hat man dann schon eine von 1000 Stimmen im Vergleich zu Bundestagswahlen. Am Besten wird es auf individueller Ebene. Man nehme das Aufwand-Nutzen-Verhältnis beim Kauf einer Kamera. Da man hier 100% der Stimmen hat, macht es auch Sinn, sich ausführlich zu informieren. Information matters. Bei Wahlen verbleibt man allerdings rational-ignorant.
Zudem vergisst man oft, dass es auch mehr als Einheitslösung gibt. Wollen wir G8 oder G9? Was tun, wenn ein Drittel für G8 und 2 Drittel für G9 sind? Ah, dann gibt es G9, oder? Falsch. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es G8 und G9 gibt. Darüber sollte man mal auch bei anderen Entscheidungen und Regeln nachdenken!