Diese Gesellschaft braucht unbedingt eine geistige Erneuerung sonst gehen wir den Bach hinunter gerade jetzt bei diesen stümperhaften Politikern ! Du zeigst die richtigen Wege ja schon auf !
Es kann doch nicht sein das die Menschen immer mehr abstumpfen und schon vor mehr als 200 Jahren waren hier die Deutschen Aufklärer weiter ... Goethe Schiller Heine Kant Lessing ...
Soll das alles verloren sein ?
Es wurde im 19.Jh unterdrückt. Teilweise mit roher Gewalt und teilweise wegen dem Genie-Streit.
Der Genie-Streit
Das 19. Jahrhundert war ein bitteres. An seinem Beginn stand Napoleon, in seiner Mitte die soziale Frage. An seinem Ende stehen die Handlungsstränge, welche in die raffinierte Ausbeutung und zu den großen Kriegen des 20.Jhts führen. Die Entscheidungen wurden nicht begründet.
Kulturell gehört das 19.Jht vor allem dem Philosophen Hegel. Von zwei Punkten seines umfangreichen Schaffens, reichen Linien in unser Leben.
Einerseits inspiriert Hegel die Romantik, Musik und Kunst, bricht sich in Realismus und Naturalismus und läuft in die erste soziale Frage hinein. Wir können das, was wir im Augenblick erleben, als die zweite soziale Frage begreifen. Sie ist globaler, umfassender und inhaltlich viel tiefgreifender als die erste.
Die andere Linie ist die dialektische Vernunft, die Hegel zusammen und in Auseinandersetzung mit Fichte zur Wissenschaft, zur Argumentation beiträgt. Die Argumentation hat zu Anfang den Diskurs bestimmt, wurde dann aber von anderen, hauptsächlich materiellen Erwägungen und von Spekulation abgelöst. Heute ist die Wissenschaft von Glaubenssätzen, Geldfluss, Kontakt- und Haltungsschuld beherrscht und ist im engeren Sinne selten. Sie ahnen nicht, wie viel in der Physik heute spekuliert wird.
Ich möchte zunächst die erste Linie betrachten, wie der Philosoph auf die Dichtung einwirkt. Hegel war privilegiert, aber nicht blind. Das Elend erreichte ihn, er nahm es wahr, litt darunter, auch wenn er selbst nie hungerte. Er wird mit den Worten zitiert, die in der Bibel stehen: „Hebet eure Augen auf“. Er sagt nicht: „Schaut einfach weg“. Er meint, dass die Menschen auf das Positive schauen sollen. Hegel fordert die Menschen zwar auf, von dem Elend wegzusehen und bietet uns seinen (komplexen) Himmel an. Aber er tut dies ausdrücklich NICHT, weil ihm das Elend egal ist. Der Vorwurf an Hegel, dass er zu wenig gehandelt hat, ist nicht in Ordnung. Man darf auch Luther nicht den Vorwurf machen, dass er vergessen hat, den Kunstdünger zu erfinden.
Hegel fordert uns also nicht zum Lügen auf, sondern er gesteht sich ein, dass er keine Lösung für das monströse Elend der beginnenden Industrialisierung anbieten kann. Zu mehr war er, angesichts der Größe des Problems, nicht in der Lage. Marx wollte mehr Aktivität, dabei hat er unser Bild von Hegel verzerrt.
Das bekannte Gedicht von Eichendorff „Mondnacht“, das viele Schüler traktiert hat, setzt die Aufforderung von Hegel um. Wir dürfen der Romantik nicht das Unrecht tun, die Ergüsse pauschal als Kitsch zu betrachten. Ja, es gab in der Romantik auch Kitsch. Aber machen Sie nicht den Fehler, Schönheit für Kitsch zu halten. Sie nehmen sich sonst etwas weg. An anderer Stelle habe ich erläutert, dass Kitsch eine verlogene Stelle hat. Nein, die Romantik bleibt eine große Epoche, es muss uns reichen, dass sie zu uns gekommen ist.
Es geht uns wie Hegel, wir können uns, angesichts der Verbrechen, mit dem Besseren nicht durchsetzen. Wir können aber eines tun, die Augen erheben und schauen. Theorie des Sehens, bis zur Erkenntnis. Andere werden es zur Reife und zur Handlung bringen.
Das Andere, was wir von Hegel haben, ist sein Beitrag zur dialektischen Vernunft, welche zusammen mit Fichte die Philosophie von Sokrates, Th. von Aquin und Kant weiterführt.
Hegel und Fichte wurden für ihre Dialektik nicht nur gelobt. Der klassische Einwand ist Ihnen vielleicht auch gekommen. Die Wahrheit sei keine dürre klapprige Lehre, man müsse auch die Genialität des Menschen sehen. So wurde schon damals vorgetragen. Den Spott von Schopenhauer mag mancher Leser im geistigen Ohr haben. Das Leben von Nietzsche ist beinahe ein gelebtes Argument, gegen die Dialektik. Es entstanden zwei Parteien, die Dialektiker und die Geniealisten.
Ist die Dialektik nicht eine monokausale, eine technokratische Lüge angesichts der Komplexität der Welt? Ist sie nicht einfach eine Neoscholastik? Wollen wir uns die Wahrheit in einer dürren Struktur um die Ohren hauen lassen? Was ist mit der genialen Kunst, die gerade im 19.Jht und sogar gerade auf den Lehren von Hegel aufgewachsen ist? Sie ist doch mit Erkenntnistheorie nicht erklärt, schon gar nicht gemacht. Mozart, Caspar David Friedrich, ein Fabrikant der industriellen Revolution, die lachen doch über so viel magere Lehre. Wir müssen diese Einwände ernst nehmen. Sie haben dazu geführt, dass die Dialektik bis heute nicht umgesetzt wird, bis auf Ecken und Nischen in der sterbenden Wissenschaft.
Rudolf Steiner formulierte vier Erkenntniswege, um das geistige Wachstum des Menschen zu beschreiben und warnt davor, auf der Stufe der Dialektik stecken zu bleiben. Er degradierte die Dialektik fast zum Pöbel von Erkenntnis und Bildung. Er widerspricht ihr nicht, aber er relativiert sie, er siedelt sie in der unteren Hälfte an. Nach Steiner ist die erste Stufe der Erkenntnis die intuitive, das intuitive Denken, der Instinkt, das was schon ein Kind richtig macht und was man hoffentlich im Leben nie verlernt. Die zweite Stufe ist das systematische Denken, das was wir Dialektik nennen. Größer als das, ist nach Steiner das ganzheitliche Denken. Die höchste Stufe ist die Hellsicht. Genialität ist der höchsten Erkenntnis zuzuordnen. Die große Kunst seiner Zeit muss um die Dialektik nicht fürchten, sie ist ihr entflogen. Während die Dialektik auf dem Boden kriecht, macht die Genialität sich auf zu den Sternen. Von dort kommt sie ja. Der Geniestreit wurde nach dem Tod Hegels nur wenig offen ausgetragen, sondern findet sich tief verborgen im schriftstellerischen Werk der Protagonisten und nicht zuletzt in den Gehirnen von ambitionierten Schauspielern. Vermutlich befürchteten die meisten von ihnen, dass das Urteil der Nachwelt mit ihnen ungnädig sein könnte.
Man kann zahlreiche Denker dieser Zeit in eine der beiden Parteien einordnen. Die Erste vertritt eine dialektische Vernunft, welche die Vorstellung suggeriert, alles begründen zu können. Die beiden wichtigsten Vertreter sind natürlich Hegel und Fichte. Aber wenn Sie sich zu Gemüte führen, was Kierkegaard über das Genie schreibt, werden Sie ihn als einen Hauptvertreter der dialektischen Fraktion identifizieren. Für ihn war das Genie die unterste Form der Existenz. Seine Begründung ist lesenswert. Selbstverständlich muss Marx, trotz Widersprüchen, zur dialektischen Fraktion gerechnet werden.
Wer aber Musik von Mozart, Mahler, Gedichte der Romantik oder Gemälde dieser Zeit genießen kann, wird das Genie erhalten wollen und nicht als unterste Existenz. Es gibt Erzeugnisse der Literatur dieser Zeit, welche so atemberaubend sind, dass die Begründung dagegen als armselig und blutleer erscheinen muss. Die Hauptvertreter der Genie-Fraktion waren Novalis, Steiner, Schopenhauer, Nietzsche und interessanterweise Darwin. Die selbstbewussten bis narzisstischen Künstler des 19.Jhts können fast pauschal zur Genie-Fraktion hinzugerechnet werden. Wie arm wäre die Welt ohne diese. Die Kapitalisten der ersten industriellen Revolution sind als geniale Geschäftsleute anzusehen. Genialität kann auch über Leichen gehen. Darf sie über Leichen gehen?
Der Streit um das Genie wurde nie abgeschlossen oder befriedet. Das kommt daher, dass die Dialektik von Kant, Hegel, Fichte eine weiße Stelle enthält, nämlich das Fehlen, des tieferes Verständnis der Hoch-Dualismen, der Kardinalia, gut, wahr, schön und des Monismus. Auch die Veden, bleiben relativ oberflächlich, was den Monismus betrifft. Armin Risi hat ihn besser beschrieben als es zuvor geschehen ist, aber auch er übersieht einen bestimmten Aspekt, nämlich dass Monismen nicht immer inhaltlich korrekt gesetzt werden. Es gibt gewissermaßen auch den achtlosen Monismus, der einfach durchgesetzt und nicht sinnvoll begründet wird. Wir müssen leider konstatieren, dass es der Normalfall ist.
Alles was der Kern-Dialektik aus Abstraktion und Konkretion entzogen wird, alles was unbegründet gesetzt wird und dann überhöht, das ist achtlos gesetzter Monismus, weil man ihm mit dialektischen Mitteln nicht beikommen kann. Er schützt sich einfach durch Lüge und oft genug mit Gewalt. Er kann sich auch mit Schönheit schützen. Die Hoch-Dualismen entziehen sich nämlich ebenfalls weitgehend der Dialektik, ohne Monismen zu sein, ebenfalls ihre Gegenteile, Bosheit, Lüge, Hässlichkeit. Genialität ist der zwielichtig gesetzte Monismus aus den Kardinalia in die abgeschottete Einzigkeit. Im Monismus gibt es streng genommen nur eine einzige Position, eigentlich eine allumfassende, welche alles einschließt. Doch Menschen neigen dazu, das was sie lieben, der Dialektik zu entziehen. Mit Vernunft kann man keine Kinder zeugen.