Doch, du bist mir ein Begriff. Und inzwischen auch bemerkenswert zahm geworden. Hat dich die Zivilisation tatsächlich eingeholt?
Zum Thema: Die Betriebe zu modernisieren, hätte nochmal so viel gekostet, oder hättest du die Menschen in der Zwischenzeit verhungern lassen? Betriebe mit der Personalstruktur aus der ehemaligen DDR, in denen viele Posten mehr nach politischer Willfährigkeit statt fachlichem Können besetzt waren, und einem Maschinenpark, der den Qualitätsansprüchen westlicher Nachfrager bei weitem nicht hätte standhalten können, zu modernisieren, wer bitte hätte das finanzieren wollen? Auch die Geduld der "Reichen Onkels" aus dem Westen hat mal ein Ende. Obwohl man am Anfangs gerne die Belastungen der Wiedervereinigung getragen hat. Übrigens, mit 1 € waren viele Betriebe immer noch viel zu teuer. Da war nichts mit "Verschleudern". Eher mit "anbieten wie sauer Bier". Und Wer hätte das leiten sollen? Die bisherigen Betriebsleitungen waren durch die Bank Befehlsempfänger des DDR-Wirtschaftsministeriums, gewohnt daran, Vorgaben umzusetzen, aber nicht, auf einem freien Markt zu agieren und die richtigen Weichen zu stellen. Die wurden woanders gestellt. Und von diesen Leuten nur mehr oder weniger gut umgesetzt. Also, wer hätte den Weitblick gehabt, a. eine Modernisierung, die den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg in den Schatten gestellt hätte, zu leiten und b. noch dazu eine Produktion mit marktfähigen Produkten, die dann auch noch qualitativ den Ansprüchen der Nachfrager hätten genügen müssen, aufzubauen? Solches Personal gab es im Osten nicht. Und im Westen wäre niemand an solch einer Sysiphusarbeit interessiert gewesen. Was hätte man also bekommen? Drittrangiges Personal. Und damit hätte es niemand geschafft. Selbst, wenn ihm das Geld Bergeweise zur Verfügung gestanden hätte. Ich selbst kann dir sagen, daß man in den Betrieben selbst mit Seilschaften aus der DDR-Zeit zu kämpfen hatte, mit internen Kämpfen derer, die herausgefunden hatte, wie und wer mit ihnen verfahren war und ihren früheren "Freunden", die sie für ein Bier verraten hatten, und mit Gewerkschaftsangehörigen, deren einziger Bezug zur Gewerkschaft in einem entsprechenden Mitgliedsausweis bestand, und die insgeheim bei der Firma Horch & Guck tätig waren. Drei Fronten. Was meinst du, was für solche Leute, die das stemmen sollten, hätte aufgewendet werden müssen? Dagegen wären die vielgescholtenen Boni und Vergütungen für westliche Bankmanager ein Taschengeld gewesen.