Vorweg ist es sehr lobenswert, dass ein Mensch mit betont bescheidener, ja asketischer Lebensweise die katholische Kirche nun führt, das will ein Zeichen dafür sein, wem die Kirche sich zukünftig mehr zuwenden möchte.
Dass nun gar ein Lateinamerikaner gewählt wurde ist ebenfalls positiv, ist Lateinamerika doch der Kontinent, der die größte Menge an zuverlässig praktizierenden und treuen Gläubigen hat. Diese wahl ist also nur folgerichtig.
Mit der Wahl dürfte der Blick sich wieder erweitern, weg von zwar widerwärtigen aber letztlich doch marginalen Tatsachen wie die Missbräuche oder die Piusbrüder. Im Vergleich dazu sind andere Themen tatsächlich bedeutend größer und wichtiger: Die Armut in der Welt, die Folgen des Raubtierkapitalismus, die gefährliche Bewegung der Evangelikalen, die reaktionärsten, radikalsten und fanatischsten unter den Christen, bei denen man das christliche mit der Lupe suchen muss.
Die Wahl setzt ein klares Zeichen für eine Weltkirche - eine Rolle als ein im Wachstum befindlicher global player - in Zeiten, in denen Europa immer mehr aus dem Zentrum der Welt verschwindet, jetzt auch auf der Ebene der Religion.
Ein erster Dank an Bergoglio dafür, dass er am Abend seiner Wahl den ganzen weltlich inszenierten Pomp, der so gar nichts mit Frömmigkeit zu tun hatte, mit seinem schlichten und leisen Auftreten ad absurdum geführt hat.
Der zweite Dank ist für seine Wahl des Namens, der ganz und gar bedeutungsschwanger ist: Die Mystik des Franz von Assisi ist eine Antwort und gleichzeitig eine Attacke auf die weltliche Religion des Neoliberalismus.
Ist der Weg der in den ersten Stunden der von Bergoglio angedeutete, dann kann man nur konstatieren, dass es ein guter ist, von dem man fortan nicht mehr weichen möge.
Ich wünsche Franziskus viel Kraft und Mut !