Am heutigen Sonntag hat Franziskus vor einer schier unglaublichen Menge das erste Angelus hinter sich gebracht.
Was soll man sagen, selbst als nicht praktizierender Katholik und im Grunde agnostisch eingestellter Mensch übt er eine seltsam begeisternde Anziehungskraft aus, und das, obwohl Bergoglio Glaubensinhalte betreffend fundamental konservativ ist.
Von der ersten Sekunde an hat Franziskus mit viele kleineren und größeren Gesten klargemacht, worum sich dieses Pontifikat drehen wird - um die Armen und Zukurzgekommenen. Heute beim Angelus hat er das abermals unterstrichen, indem er sich wie ein x-beliebiger Pfarrer benommen hat und sich anschließend unters Volk gemischt hat.
Da setzt ein Grummeln in der Magengegend ein und ich muss an
Johannes Paul I denken...
Ich habe Angst, dass dieser Papst das gleiche Ende erleidet, wie Albino Luciani.
1984 veröffentlichte David Yallop das Buch Im Namen Gottes?. Darin behauptet er, Johannes Paul I. sei vergiftet worden, da er korrupte Machenschaften der Vatikanbank aufdecken und beseitigen wollte. Von diesen das Licht der Öffentlichkeit scheuenden Aktionen sei er selbst als Patriarch von Venedig betroffen gewesen und sie stünden in direktem Zusammenhang mit der Affäre um die Banco Ambrosiano mit Paul Marcinkus, Roberto Calvi und Michele Sindona sowie deren Verbindung zur 1944 von Licio Gelli wiedergegründeten und 1976 aus der Freimaurerei ausgeschlossenen Loge Propaganda Due (P2).
Daneben brachte Yallop auch die Kardinäle Jean-Marie Villot, den Kardinalstaatssekretär, sowie John Cody, den Erzbischof von Chicago, mit dem Tod des Papstes in Verbindung, da diese beiden angeblich ihrer Ämter enthoben werden sollten. Diese These, die u. a. von Francis Ford Coppola in Der Pate III aufgegriffen wurde und Eingang in den Roman Sixtinische Verschwörung von Philipp Vandenberg gefunden hat, hält sich bis heute.
Nur Verschwörungstheorie ?
Fakt ist, dass Luciani das religiöse Volk ebenso begeisterte, wie es Franziskus jetzt gelingt, und Fakt ist ferner, dass er gegen die Machenschaften von Vatikanbank und Banco Ambrosiano kämpfte, schon als Patriarch von Venedig. Fakt ist ferner, dass dieses Thema mit Nachfolger JP II dann keines mehr war.
Und heute ?
Jetzt ist wieder ein Mann wie Luciani Papst geworden, ein Mann, der den Tanz um das goldene Kalb offensichtlich nicht mitmachen wird. Dieser Mann könnte den Willen haben, im Vatikan das Aufräumen zu beginnen, und er könnte es sogar teilweise auch schaffen - vorausgesetzt, er lebt lange genug....