Ich habe solche Branchen gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Dort zu arbeiten, das nimmt einem doch die Würde. Ich sage eindeutig: Geschickt arbeitslos zu sein ist besser und vertreibt diese Ausbeuter, wenn Viele so handeln würden. Ich hoffe, dass beim derzeitigen Wirtschaftseinbruch viele dieser üblen Klitschen verschwinden.
Eine Masse dieser Klitschen ist gerade durch den Mindestlohn verschwunden. Deswegen lach ich jeden aus, der meint, der Mindestlohn würde Jobs zerstören: ja, klar, die Jobs, die keiner will und die die besserbezahlenden Jobs durch Dumping zerstören, die zerstört er wohl ! Gut so !
So gesehen hast du schon recht: man sollte sich nicht unter Wert verkaufen. Das ist aber nicht dasselbe wie die Lebenserfüllung im Nichtarbeiten zu suchen.
Kann ich bezüglich solcher Branchen mit derartigen Löhnen und Arbeitsbedingungen absolut nicht nachvollziehen. In anderem Zusammenhang hatte ich schon vor Jahrzehnten mal solch einen derartigen Unternehmer vor versammelter Mannschaft in seine eigene ölige Mülltonne geworfen. Hat er sich gemerkt.
Gut so.
Für Ar$schlochfirmen arbeite ich auch nicht. Das hat selbst meine Verleihfirma inzwischen kapiert. Ich kann Arbeit ablehnen, und hab das auch nicht wenige Male gemacht, wenns mir zu doof wurde.
Wer aber mal in so scheinselbstsändigen Branchen mit weitaus begrenzteren Löhnen (obwohl man das schon nicht mehr Lohn oder Verdienst nennen kann) gearbeitet hat wie ich, oder wer überhaupt erstmal wieder in die Arbeitswelt hineinfinden will, der sieht sich mit seiner Arbeit, die den eigenen Lebensunterhalt bringt, immer noch weiter als ein Nichtarbeiter oder prekärer Selbstständiger, der sich totarbeitet, ohne was davon zu haben.
Dann hat man als Alkoholiker, der seinen Körper zerstört, ein anderes, WIRKLICHES Problem: Überhaupt 40 oder 50 zu werden.
Arbeit ersetzt nicht alle Probleme. Aber ein paar schon. Selbstwertgefühl hat man durch Arbeit mehr als ohne. Hat auch viel mit den Arbeitskollegen zu tun.
Das eine macht sicher seelisch auf Dauer kaputt, miese Arbeit tötet. Was ist nun besser?
Besser ist die Situation, die ich ändern kann. Ist hier in Berlin sicher einfacher als in irgendeinen Kaff, wo es nur einen Ar$chloch-Arbeitgeber gibt.
Andererseits verstehe ich nicht, warum Arbeitslosen die Decken auf die Köpfe fallen müssen. Sie können raus in die Natur, Sport treiben und sich mit Anderen treffen. Bei den deutschen Arbeitsbedingungen im Servicesektor sehe ich eigentlich die größere Gefahr, seelisch zu vereinasamen. Denn mehr Geld als beim Arbeitslosengeld2 hat man bei Abzug aller Nebenkosten auch nicht.
Wer sich auch ohne Lohnarbeit eine sinnvolle und lebenserfüllende Aufgabe geben kann, den zähl ich nicht wirklich zu Arbeitslosen. Die arbeiten ja schon, halt nur anders. Für die wäre ein BGE auch sinnvoll und keine Verschwendung.
Anders ist es bei solchen, denen es an irgendwas mangelt :Eigenantrieb, notwendige Intelligenz, körperliche Fähigkeit, Mangel an Produktionsmitteln, gesundheitliche Eignung. Vielleicht auch genug charakterliche Eignung, um die richtigen Leute zu kennen, die einen durchfüttern und die das eigene Leben lebenswert machen.
Arbeit kann nicht alles davon kompensieren. Einiges aber schon.
ARBEIT ist kein Wert an sich.
Das dürften viele Deutsche anders sehen. Lach sie ruhig dafür aus. Aber sie wissen, dass es das ist, was diese Gesellschaft am Laufen hält.