Ach, du bist der, mit dem ich letztens schon im Karl-Marx-Thread nicht diskutieren wollte... Aber gut, weil ich heute einen guten Tag erwischt habe, gehe ich einmal auf deine Punkte ein.
Schaffung des „neuen Menschen“
Das ist erstmal nicht ganz falsch. Die Menschen werden ein anderes Bild von Arbeit, Gesellschaft und Leben haben, eine andere Lebensweise erlangen. Klingt für Konservative wie ein Albtraum, aber ich erinnere mal an die französische Revolution. Ich erinnere ans Zeitalter der Aufklärung, an die Zeit der Sklaverei durch vor allem Westeuropa und USA, an die Zeit der Sklaven und Sklavenhalter. Neue Gesellschaftsformen, damit neue Denkweisen, damit "neue Menschen", gab es immer wieder. Sie sind Produkte der Klassenkämpfe. Der Weg zum Kommunismus bedeutet den finalen Klassenkampf einzuleiten - denn danach sind alle Arbeiter und "arbeiten" beschreibt nicht mehr eine Klassenzugehörigkeit. Die Gesellschaft ist klassenlos, die Klassenkämpfe hören auf, die Menschen sind frei.
Abschaffung der Nationalstaaten, Nationalitäten
National
staat schon, weil Staaten generell abgeschafft werden. Sprechen wir von Nationalitäten, so hängt es von der Definition ab. Ist damit gemeint: Zugehörigkeit zu einem Staat oder Zugehörigkeit zu einer Gruppe "von Menschen, denen gemeinsame Merkmale wie Sprache, Tradition, Sitten, Gebräuche oder Abstammung zugeschrieben werden"
(Quelle)? Letzteres wird eher weniger der Fall sein.
Falsch. Es wird zwar zugelassen, dass Rassen sich vermischen (woran ich beim besten Willen nicht verstehen kann, was daran falsch sein soll... aber ich erahne schon, dass du nationalistische Züge hast), aber es ist nicht Ziel des Kommunismus'.
Ablösung der Religion durch die „Wissenschaft“
Stimmt, Marx war ein scharfer Religionskritiker. Er bezeichnet Religion als "Opium des Volkes", sie mache die Menschen zu braven Schafen, damit sie nichts neues wagen, keine Revolution starten. Ich bin da persönlich anderer Meinung, da ich gesellschaftsliberal bin, toleriere ich jeden Glauben, sogar (im Gegensatz zu vielen anderen) in aller Öffentlichkeit, solange er nicht extremistisch, fundamentalistisch oder menschenunwürdig vertreten wird.
Wie soll eine Familie abgeschafft werden? Sowas geht nicht. Eine Gesellschaft lebt im Kommunismus familiärer, aber ersetzt nicht die leibliche Familie.
Unterdrückung der Persönlichkeit
Auch nicht richtig. Nach der marxistischen Theorie unterdrückt der Kapitalismus die Persönlichkeit. Die kapitalistischen Länder schreiben sich "Individualismus" und "freie Entfaltung" auf die Fahne - die Wahrheit sieht anders aus. Freiheit bedeutet, man darf (muss) sich seinen modernen Sklavenhalter, seinen Kapitalisten, frei aussuchen. Individualismus und freie Entfaltung bedeuten, man darf (muss) sich auf ein Gebiet spezialisieren und dabei bleiben, wenn man halbwegs erfolgreich sein will, denn es herrscht Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und die Kapitalisten suchen sich die "besten" raus. Im Kommunismus gibt es keine Kapitalisten und keine Lohnarbeit, jeder kann sich in so vielen Gebieten und so sehr er will und kann entfalten.
Der Kommunismus nimmt diese Begriffe jedoch beim Wort: "Sowie nämlich die Arbeit naturwüchsig verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muss es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will – während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ - Karl Marx, Die deutsche Ideologie
Das ist purer Individualismus, das ist wirkliche freie Entfaltung.
Vernichtung des Privateigentums
Nicht das private Eigentum wird enteignet, Produktionsmittel werden enteignet (besser: vergesellschaftet). Der Fehler in deiner Interpretation liegt darin, dass Privateigentum längst nicht mehr ausschließlich mit Konsumgütern, die man besitzt, verbindet, sondern das Wort häufig auch für Produktionsmittel verwendet wird. Solltest du diese meinen, dann entschuldige ich mich dafür, dir hier einen Fehler unterstellt zu haben, muss dann aber hinzufügen, warum genau dies in der marxistischen Argumentation wünschenswert ist: Privateigentum an Produktionsmitteln bedeutet Herrschaft über das Proletariat, Ausbeutung des Proletariats.
Das ist der interessante Kernpunkt des Kommunismus',
darauf solltest du dich beschränken, um konstruktiv zu diskutieren, nicht auf banale Behauptungen wie "Vermischung von Rassen".
Zentralisierte Lenkung der Wirtschaft durch den Staat
Was denn jetzt, gibt es einen Staat oder gibt es keinen Staat? Es gibt keinen Staat. Die Wirtschaft ist auch nicht zentralisiert, sondern wird von kommunalen Arbeiterräten gelenkt. Die Wirtschaft macht nicht mehr ein Angebot und man erfährt erst im Nachhinein, ob die Arbeit gesellschaftlich notwendig war, das Bedürfnis wird an die Arbeiterräte gestellt und gezielt befriedigt. Hier hat die Sowjetunion den Fehler gemacht, erstmal von einem nationalen Kommunismus zu träumen und dann die Wirtschaft zentral zu lenken, was unüberwindbaren und hohen bürokratischen Aufwand und damit Hungersnöte zur Folge hatte.
Industrielle und landwirtschaftliche Sklavenarbeitsarmeen, Vernichtung des Bauerntums
Es gibt keine Sklaven. Es kann in einer klassenlosen Gesellschaft keine Sklaven geben. Jede Form von Unterdrückung setzt Klassen voraus. Es gibt im Kommunismus auch nicht
den Bauern, weil es keinen "ausschließlichen Kreis der Tätigkeit" gibt, siehe oben.
Vernichtung freier Unternehmerschaft jeder Art.
Siehe "Privateigentum an Produktionsmitteln"