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Oder eher eine verlorene Lebenszeit? Aber ohne geht's eigentlich nicht. Es sei denn, man wäre Nihilist?
<<Seinem Tagebuch vertraute Franz Kafka 1911 die Ursache dafür an, warum er «unpünktlich» sei: «weil ich die Schmerzen des Wartens nicht fühle. Ich warte wie ein Rind.» Ob und wie ein Rind wartet, ist schwer zu sagen. Wartet es anders als ein Schaf? Was Kafka sagen will, ist aber vielleicht dies: Franz K. wartet nicht wie ein Mensch. Menschen werden gequält und gepeinigt, wenn sie warten; zumindest bisweilen, nämlich dann, wenn sie warten müssen, aber nicht wollen oder nicht «können». Das Menschenmögliche erschließt sich, verallgemeinert man diesen Wink, im Warten. Ein wenig näher an der Zeitdiagnose, aber sozusagen schmerzfrei formuliert: Der moderne Mensch, transzendental obdachlos geworden, findet Asyl im Warteraum. <<
aus NZZ Online vom 2. September 2008 (aus „Im Warteraum“ - zweierlei philosophische Erfahrung“ vom 20.12.2003)
Warten kann quälend sein, wenn die Zeit bis zum Ende des Wartens endlos erscheint. Warten ist „Leere“, die gefüllt werden sollte. Aber viele Wartende sind in einer Starre befangen, entstanden aus einer Hoffnungslosigkeit. Man sehe sich nur einmal in Altenheimen um. Ist dies der „Wartesaal“? Asyl, Heimat oder Vorhof zu einer schon „gelebten“ Leblosigkeit?
„Warten lernen wir gewöhnlich, wenn wir nichts mehr zu erwarten haben“ befand Marie, Freifrau von Ebner-Eschenbach.
Kafka zieht runter, Nietzsche baut auf, wenn er schreibt: „„Warten und geduldig sein, das heißt Denken“?Aber denken woran? Es kann nicht Allheilmittel sein, wenn die trüben Gedanken sich beharrlich weigern zu verschwinden.
Warten auf…. Das ganze Leben ist eigentlich davon erfüllt. Warten auf einen Durchbruch, eine Heilung, das große Glück…. Vieles Warten ist umsonst. Ein (Godot) Glück, das nicht kommt. Trotzdem wird sich das Warten im menschlichen Leben aus einem Grundbedürfnis heraus nicht abstellen lassen. Denn „Warten“ bedeutet auch Hoffnung, auf „Erlösung“. Wie immer die bei unterschiedlicher Anspruchsillusion sich darstellt.
Wie viel an Lebenszeit verbringt man mit „Warten“? Alle? Wie schon Faust sprach: Werd ich zum Augenblicke sagen, verweile doch…. Aber dieser Augenblick kommt nicht und somit bleibt er der Suchende, der Wartende.