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Die Private Krankenversicherung ...

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Haja, lieber Ei Tschie:

Hier, mit diesem Thread, tun wir schon mal etwas dagegen.

Denn es gilt für eine Korrektur - hier: Abschaffung der PKV - eine Mehrheit
in der Bevölkerung zu gewinnen. Das kann nur durch Kommunikation,
am besten auf allen Kanälen, geschehen.

Die gewinnst Du nur, wenn Du dazu eine Umsetzungsstrategie vermitteln kannst (...!!), die all jene, die sich ohnmächtig fühlen, wenigstens ein bisschen was tun lässt! Weil Du sonst viele Jahre warten kannst, bis dein Ziel Wirklichkeit wird. (Ich beschäftige mich schon länger mit kognitionswissenschaftlichen und kommunikationspsychologischen Aspekten dazu und lasse mir dabei von den wesentlichsten Bestimmern unseres bisschen Daseins helfen, mit denen alles gelingt für Stärkere und misslingt für Schwächere ... (Ich diskutiere hier nicht, um aufzuklären und Interessierte zu gewinnen, sondern um Kognitionsmöglichkeiten zu entwickeln, die bei der Masse ankommen. Selbst wenn Du heute 1 Million Menschen erreichst mit einem potenten Medium, wird sich nur ein Bruchteil an deine Botschaft erinnern, und nur ein Bruchteil davon den Allerwertesten in Bewegung setzen (nicht sein Hinterteil, sondern sich selbst). Und was sich dann bewegt, muss mit der Zustimmung von Gegnern zurechtkommen. Das erklärt, warum viele sich so ohnmächtig fühlen. In Wahrheit wäre nur wichtig, dass möglichst viele was an den maßgeblichen und entscheidenden Stellen tun. Ein bisschen würde völlig reichen, denn all das, was uns so belastet, dass es Mächtigen ganz oben zu Gehör kommt, entsteht mit banalen Kleinigkeiten ...!! (Und die werden überwiegend von den Unabhängigeren der unzähligen Gemeinsamkeiten genutzt.) Wer will, darf mich gerne des Hochverrats der Macht bezichtigen. Allerdings verrate ich Geheimwissen, das nicht mal Mächtigen bewusst ist. Sie wenden es unbewusst an mit vielen Vorteilen für sich. Hoffnung ist zwar ein gewaltiges Motivationsphänomen, doch weil die Hoffnung zuletzt stirbt, haben die, die sich das Hoffen anderer zunutze machen können, weil die auch mit Sinnlosem zufrieden sind, recht viel davon ...
 
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syna
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Ich beschäftige mich schon länger mit kognitionswissenschaftlichen und
kommunikationspsychologischen Aspekten dazu und lasse mir dabei von
den wesentlichsten Bestimmern unseres bisschen Daseins helfen, mit denen
alles gelingt für Stärkere und misslingt für Schwächere ...

Interessant!

Das sind wesentliche Punkte. Gerade unter
"kommunikationspsychologischen Aspekten"
ist ja die Frage, wie man Inhalte aufbereitet und
wie man sie letztlich kommuniziert:

In abstrakt akademischer Abhandlung - das wäre
dann kurz und knapp und rational nachvollziehbar -
aber für die meisten Leser anstrengend und steril.

Oder in farbiger, durch Beispiele und Anekdoten
ergänzte Darstellung. Da finden dann viel mehr Leser
Gefallen dran und verstehen vielleicht auch, worum es
geht. Eine lebendige und farbige Darstellung von
verzwickten Sachverhalten ist aber schwierig, man
muss daran ganz schön arbeiten, es ist eine hohe
intellektuelle Leisung.

Je lebendiger und je farbiger die Kommunikation ist,
und je mehr Metaphern verwendet werden, desto
eher kann sie sich auch festsetzen - bei immer mehr
Menschen. Desto eher kann sich eine neue Grund-
strömung und ein Bewusstsein - z.B. für Gerechtigkeit -
entwickeln. Das ist ein langsamer evolutiver Prozess.
Sogenannte "Meme" - also Gedanken - werden sich
dann im "Kommunikationspool" durchsetzen, wenn sie
eingängig und gefällig sind.

Da Du Dich mit diesem Gebiet schon länger befasst,
bist Du sicher schon ein Meister in Rhetorik und
Darstellung von Sachverhalten ... die besten
Vorraussetzungen, falls Du auch etwas bewirken wolltest.

Grüsse, Syna.



 
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OP
syna
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Jetzt mal "in medias res":

Was ist denn das Problem mit der Privaten Krankenversicherung?

Ein Kern-Charakteristikum des deutschen Gesundheitssystems ist die "Duale
Vergütung" im Gesundheitssystem. Die "Duale Vergütung" ist die Ursache
für viele Schieflagen, Ungerechtigkeiten und hohe, vermeidbare Kosten
im Gesundheitssystem. Deshalb ist es wichtig, sich einmal mit der "Dualen
Vergütung" zu beschäftigen. Aber was ist eigentlich die "Duale Vergütung"?

-------------------------------------------------------------------------------------
Duale Vergütung
===========================================

Kurz gesagt drücken wir mit "Dualer Vergütung" aus, dass
Ärzte und Krankenhäuser für die gleiche Leistung unterschiedlich -
also dual - bezahlt werden.

Die "Duale Vergütung" bedeutet, dass einige Patienten, nämlich
alle GKV-Versicherten, nach einem Standard-Tarif abgerechnet
werden. Das ist der EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) bzw.
EBMA (für zahnärztliche Leistungen).

Und dass andere Patienten, nämlich alle PKV-Patienten nach einem
höheren Tarif abgerechnet werden. Dieser höhere Tarif heißt GOÄ
(Gebührenordnung für Ärzte) bzw. GOZ (für Zahnärzte). Die Bezahlung
der PKV-Patienten kann sogar alternativ - vor der Behandlung -
wie in normalen privatwirtschaftlichen Verträgen üblich - frei
ausgehandelt und festgelegt werden.

Zur Erklärung:
------------------------
GKV = Gesetzliche Krankenversicherung. 90% der Bevölkerung
sind "gesetzlich" versichert.

PKV = Private Krankenversicherung. Etwa 10% der Bevölkerung
in Deutschland sind "privat" versichert. Manche nennen diese 10%
auch die "Privilegierten".

------------------------

Die Bezahlung der Ärzte und Kliniken durch die PKV-Patienten ist sehr
viel höher. So bekommt ein Arzt bei Behandlung eines PKV-Patienten
oft mehr als das Doppelte, oft sogar mehr als das Dreifache wie er für
die gleiche Behandlung eines GKV-Patienten bekommen würde. Das ist
die "Duale Vergütung".

-----------------------------------------------------------------------------
Beispiel "Shop"
-----------------------------------------------------------------------------

"Ja und? Macht doch nichts!" könnte man sagen. So einfach
ist es aber nicht. Gucken wir uns an einem Beispielen mal an,
was denn so eine "Duale Vergütung" bewirkt.

Nehmen wir an, wie haben einen Sportartikel-Laden, in guter
Lage - in der Innenstadt. Und nehmen wir an, dort gäbe es eine
"Duale Vergütung". D.h. bestimmte Kunden, erkennbar an einer
besonderen Kundenkarte, zahlen für dieselben Artikel mehr als
das Doppelte. Was würde das bewirken?

Nun - so sozial und humanistisch idealistisch der Ladeninhaber
auch eingestellt sein mag: Insgeheim bevorzugt er diese besonderen
Kunden mit Kundenkarte. Bei schlechten Zeiten, also Konjunkturkrise,
schlechten Verkaufszahlen usw. - guckt er noch gieriger auf die
Kunden mit Kundenkarte, ja er hofiert diese. Er denkt sich
Werbestrategien aus, genau diese Kunden anzulocken. Für das
Überleben seines Ladens kann dies existenziell sein.

Immer wenn ein Mensch seinen Laden betritt, sieht er jetzt schon
am Äußeren - an ganz subtilen Dingen - ob das ein Kunde mit der
Kundenkarte ist oder nicht. Und wenn der Ansturm auf den Laden
groß ist - und er zuwenig Personal hat, um alle Kunden zu bedienen,
dann sollen auf jeden Fall die Kunden mit Kundenkarte zuvorkommend
bedient werden. So hat er es seinen Mitarbeitern eingeschärft. Die
anderen Kunden müssen schon mal länger warten - oder werden
bisweilen gar nicht bedient.

Wir sehen bei diesem Beispiel, dass so eine "Duale Vergütungsstruktur"
ganz automatisch Kunden in Kunden erster Klasse und in Kunden zweiter
Klasse separiert. Der Markt richtet sich immer nach der Bezahlung aus und
generiert damit die Separation in die erste Klasse und die zweite Klasse.

-----------------------------------------------------------------------------
Beispiel "Niedergelassener Allgemeinarzt"
-----------------------------------------------------------------------------

Was bedeutet die "Duale Vergütungsstruktur" aber im Gesundheitswesen?
Stellen wir uns also einen jungen, niedergelassenen Allgemeinarzt vor.
Sein Studium hat er mit großem Impetus und viel Idealismus absolviert,
er möchte ja den Menschen helfen, er hat den hippokratischen Eid geleistet
und er ist hochmotiviert.

Aber für seine erste Praxis muss er einen hohen Kredit aufnehmen. Und
er ist erstmals mit den ökonomischen Bedingungen konfrontiert: Er muss
jetzt jeden Patienten mit "der Kasse abrechnen" - und darauf achten, dass er
die Gehälter seiner Angestellten und den Kredit zeitgerecht bedienen kann.

Ihm fällt sofort auf, dass er für PKV-Patienten mehr als doppelt soviel
abrechnen kann als für andere Patienten. Mit der Zeit entdeckt er, dass er
bei PKV-Patienten schon mal öfters lächelt, sich sogar mehr Zeit nimmt und
bereitwilliger auf deren Wünsche eingeht. Damit die auch wirklich wiederkommen.

Als er sich mit seinen früheren Kommilitonen trifft, und die von ihrer Yacht
auf dem Mittelmeer erzählen, da kommt er schon mal ins Grübeln: Er hat so
lange studiert - und sich dabei mit BAFÖG und Jobben über Wasser gehalten -
und kann seine Praxis jetzt "gerade so" finanzieren. Er beschließt also, dass
seine Finanzlage endlich besser werden müsse. Aber wie?

Da kommen ihm die Privatpatienten wie gerufen. Der frühere Studienkollege
mit der Yacht im Mittelmeer behandelt am Starnberger See ausschließlich
Privatpatienten! Unser Jungarzt beschließt also, einige "Verfahrensweisen"
in seiner Praxis zu ändern: Die Privatpatienten bekommen einen eigenen
Praxis-Zugang - also eine andere besondere Tür - und haben in Zukunft
keine Wartezeit mehr. Er wird sie sofort empfangen. Die anderen Patienten
im Wartezimmer ahnen davon nichts. Das Personal wird angehalten, bei
Terminwünschen genau zwischen GKV- und PKV-Patienten zu unterscheiden:
Privatversicherte sollen noch in der Woche einen ihnen genehmen Termin
bekommen. Gesetzliche Patienten werden normal "hinten in die Schlange"
eingereiht.

Denn es gilt sich einen Ruf für Privat-Kunden-Patienten zu erarbeiten. Über
Weiterempfehlungen von Patient zu Patient in seinem Stadtteil will er sich den
Ruf erarbeiten, besonders schnell, zuvorkommend und kompetent zu sein -
und zwar für Privatpatienten. Es ist für ihn wichtig, den Anteil der Privatpatienten
stark zu erhöhen, nur so kann er seine Kredite bedienen und selbst auch mal
Urlaub am Mittelmeer machen.

Diese Ausrichtung für Privatpatienten gelingt in Gebieten wie Starnberger
See oder Hamburg Blankenese sehr einfach: Dort gibt es eigentlich nur
Privatpatienten. Aber in ländlichen Bereichen oder prekären Stadtteilen -
etwa in Berlin Neukölln - da funktioniert das nicht. Denn da gibt es gar
keine Privatpatienten. Entsprechend unattraktiv - oder sogar ökonomisch
gar nicht tragbar - ist es dort für einen jungen Arzt, sich niederzulassen.

-----------------------------------------------------------------------------
Beispiel "Krankenhaus-Chirurg"
-----------------------------------------------------------------------------

Krankenhäuser sind seit den 90igern einem starken ökonomischen Druck
ausgesetzt. Nicht nur, dass die Krankenkassen die Pflegesätze nicht erhöhen
wollen. Nein, durch immer neue gesetzliche Vorgaben der Abrechnung, durch
Regelungen für Fallpauschalen und Sonderentgelte, für Liegezeiten u.a. ist
die Krankenhausleitung angehalten, sich immer neue Verfahren zur
"ökonomischen Optimierung" auszudenken. Die Stadt oder Kommune droht
jedes Jahr auf's Neue mit Privatisierung. Und falls die Klinik schon einem
privaten Betreiber gehört, dann ist das Controlling sowieso die oberste Stelle,
die letzlich "das Sagen" hat.

In diesem Umfeld wird die "Duale Vergütung" von Behandlungsleistungen
natürlich ganz besonders berücksichtigt. Dem Controlling fällt ja täglich auf,
dass PKV-Patienten lukrativ sind. GKV-Patienten dagegen eher weniger.
Deshalb wird die interne Organisation so gestaltet, dass PKV-lern jedes
Diagnoseverfahren und jede Therapie offen steht und angeboten wird.

Je mehr Druck die Stadt oder Kommune macht, je diffiziler die Verhandlungen
mit den Krankenkassen werden, desto höher ist der Kostendruck auf den
kaufmännischen Direktor. Sein Posten hängt oft am seidenen Faden, am
"Kostenfaden". Deshalb wendet er alle Energie auf, um möglichst viele Kosten
über die Patientenbehandlung hereinzuholen. Deshalb richtet er sein
Augenmerk ganz stark auf die Privatpatienten. Deshalb wird die interne
Organisation umgebaut und das Controlling angewiesen, entsprechende
Vorschläge zu machen. Einige Kliniken richten sogar einen baulich getrennten,
eigenen Bereich ein, um Privatpatienten angemessen hofieren zu können.
Das nennen sie dann "Privita" oder so ähnlich.

Diese Umorganisation hat natürlich Auswirkungen auf die Behandlung. An
Unikliniken und anderen Kliniken "höchster Exzellenz" spezialisieren sich
Chirurgen auf bestimmte komplizierte OPs und OP-Verfahren. Sie erwerben
sich damit eine besondere Reputation. Diese Reputationen werden z.B. in
der Zeitschrift Focus regelmäßig veröffentlicht.

Die Klinikleitung strebt danach, solche Spezialisten in der Chirurgie
einzustellen - um mit deren Reputation auch die Reputation der Klinik für
PKV-Patienten auszubauen. Damit möglichst viele PKV-Patienten in ihre
Klinik kommen. Und damit sie dadurch eine gute Jahresbilanz ausweisen
können.

Deshalb wirbt die Klinikleitung diese Spezialisten aus Unikliniken oder anderen
Kliniken ab, indem sie ein besseres "Gehalt" anbietet. Dies kann sie aber nur
zahlen, wenn sie konsequent das Geschäftsmodell "Reputation bei PKV-

Patienten"
einhält. Die interne Krankenhausorganisation sorgt dafür , dass der neue,
bekannte hochbezahlte Spezialist fast nur PKV-Patienten behandelt, weil da die
"Kostenstruktur stimmt". Dabei ist es egal, ob diese Privatpatienten gerade die
OP benötigen, auf die sich der Spitzenchirurg spezialisiert hat oder nicht. Der
hochbezahlte Spezialist muss sich dann auch dafür hergeben, Blinddarm-OPs
in großer Zahl durchzuführen. Weil diese Blinddarm-OPs bei PKV-Patienten
viel besser dotiert sind - und so die Kosten überhaupt erst wieder hereinkommen.
Der kaufmännische Direktor, die Klinikadministration und das Controlling
bestehen darauf, dass es so gemacht wird!

Umgekehrt steht der Spezialist für ernste OPs von GKV-Patienten kaum zur
Verfügung. Weniger erfahrene, manchmal noch junge Chirurgen, oder Chirurgen,
die "alles querbeet machen", werden bei GKV-Patienten die komplizierte
Bauchspeichel-OP durchführen müssen.

Man kann sich leicht vorstellen, was das bedeutet: Stellen Sie sich vor, sie
müssten bei ihrem Auto den Vergaser austauschen. Wenn Sie das erst ein
oder zweimal gemacht haben, werden Sie sich schwer tun: Sie müssen
erstmal gucken, wo der Vergaser überhaupt ist, was für Anschlüsse der hat.
Sie müssen sich überlegen, in welcher Reihenfolge sie welche Schraube
lösen usw. Zuletzt springt Ihr Auto nicht an, weil Sie eine Kleinigkeit
übersehen haben.

Der Spezialist, der schon 1000 Vergaser ausgetauscht hat, macht das alles
schnell und routiniert. Und er kann sich auf die üblichen Fehlerstellen
konzentrieren - und das Auto fährt nach dem Eingriff besser als je zuvor.

So ähnlich ist es in der Chirurgie leider auch. Nur mit dem Unterschied,
dass es dort um Leben oder Tod geht: Die Überlebensrate hängt sensibel
von der Routine der Operateurs ab. Das zeigen zahlreiche Studien aus
den USA:

Wenn der GKV-Patient ernsthaft operiert werden muss, dann geben
Controlling und OP-Planung vor, welcher Chirurg gerade "offen" ist. Das
kann ein erfahrener Chirurg sein, das ist aber oft ein "Allgemein-Chirurg",
der so alles macht, oder es kann sogar der unerfahrene Neuling sein, der
gerade eingestellt wurde.

Wenn der PKV-Patient ernsthaft operiert werden muss, dann - auch das
gibt das Controlling vor - wird der Operateur mit der hohen Reputation -
der Spezialist für diese OP - selbstverständlich für die OP geplant und diese
durchführen.

-----------------------------------------------------------------------------
Was bedeutet das also?
-----------------------------------------------------------------------------

Jeder kann sich vorstellen, was das für die Überlebensaussichten im Falle
einer Krebs-OP für PKV-Patienten und für GKV-Patienten bedeutet.

Man nennt dieses Phänomen, das die reputierten Spezialisten in den Kliniken
betrifft, "Fehlallokation": Die Fähigkeiten solcher Spezialisten werden lieber
für Trivialeinsätze bei PKV-lern verschwendet. Sie stehen dabei für komplexe,
über Leben oder Tod-entscheidende Eingriffe bei GKV-Patienten nicht zur
Verfügung.

Und das ist die schwerwiegendste Konsequenz der "Dualen
Vergütungsstruktur": Da die internen Abläufe in den Kliniken, der
existenzielle Druck des kaufmännischen Direktors und des Controllings
dem Außenstehenden selten bewusst werden, erkennen Außenstehende
nicht so leicht, wie die Fehlallokation zustande kommt - und was für
Konsequenzen sie hat.

Wer das selbst einmal überprüfen will, der mache doch einfach mal den
Selbstversuch: Suchen Sie sich einen reputierten OP-Spezialisten für eine
schlimme Krebsart heraus. Die finden Sie bei der Zeitschrift Focus oder
auf vielen medizinischen Such- und Online-Portalen. Rufen Sie dort in der
Uniklinik an, in der Absicht, einen Termin zu bekommen. Die entscheidenden
Frage, die das Sekretariat Ihnen stellen wird, wird sein: "Wie sind Sie
versichert?". Wenn Sie dann "gesetzlich" oder "Kasse" sagen, ist das Gespräch
hier beendet. Manchmal bekommen Sie noch einen Phantasie-Termin in 6
Monaten oder so - aber das war's dann.

Was dahinter steckt, habe ich versucht, oben zu schildern und kausal zu
entwickeln. Ich finde: Wenn wir verantwortungsvolle Politik für alle Bürger
machen wollen, dann müssen wir uns der Fehlallokation mit ihren
"versteckten", aber dennoch bestimmenden Abläufen bewusst sein!

So far, Grüsse, Syna.

 
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Das sind wesentliche Punkte. Gerade unter
"kommunikationspsychologischen Aspekten"
ist ja die Frage, wie man Inhalte aufbereitet und
wie man sie letztlich kommuniziert:

In abstrakt akademischer Abhandlung - das wäre
dann kurz und knapp und rational nachvollziehbar -
aber für die meisten Leser anstrengend und steril.

Oder in farbiger, durch Beispiele und Anekdoten
ergänzte Darstellung. Da finden dann viel mehr Leser
Gefallen dran und verstehen vielleicht auch, worum es
geht. Eine lebendige und farbige Darstellung von
verzwickten Sachverhalten ist aber schwierig, man
muss daran ganz schön arbeiten, es ist eine hohe
intellektuelle Leisung.

Je lebendiger und je farbiger die Kommunikation ist,
und je mehr Metaphern verwendet werden, desto
eher kann sie sich auch festsetzen - bei immer mehr
Menschen. Desto eher kann sich eine neue Grund-
strömung und ein Bewusstsein - z.B. für Gerechtigkeit -
entwickeln. Das ist ein langsamer evolutiver Prozess.
Sogenannte "Meme" - also Gedanken - werden sich
dann im "Kommunikationspool" durchsetzen, wenn sie
eingängig und gefällig sind.

Da Du Dich mit diesem Gebiet schon länger befasst,
bist Du sicher schon ein Meister in Rhetorik und
Darstellung von Sachverhalten ... die besten
Vorraussetzungen, falls Du auch etwas bewirken wolltest.

Grüsse, Syna.
Danke für deine Wahrnehmung und deine Gedanken dazu!

Allerdings ist aus nichtdistanzierterer Sicht einiges ziemlich anders als Du glaubst. So geht es z. B. gar nicht darum, komplizierte Sachverhalte einfach zu vermitteln. Es müssen psychologische Schranken überwunden werden, weil "Mehrhirnwesen" wie wir einfachste Verhaltensabläufe so kompliziert aufgeblasen haben, dass Kernwissen gar nicht mehr vorhanden ist. So hat der Volksmund etliche Weisheiten produziert, die absolut zutreffen, doch die Tragweite ihrer Bedeutung nicht erkannt wird. Da sie nur Teilbewusstmachung leisten, kommt es allenfalls zu einem anerkennenden Kopfnicken, wenn wir am eigenen Leib erfahren haben, wie wahr sie sind. Dein Gedanke mit dem "Kommunikationspool" bringt gut rüber, wie sich Massenbewusstsein entwickelt, trifft auch mit vermutlich allem, was Änderungen betrifft, ins Schwarze. Nur nicht bei dem, worum es mir geht, denn das ist das bestverdrängteste, raffiniertest versteckteste Wissen aller Zeiten. Die meisten Menschen, denen dieses Wissen sehr viel nützen würde, kommen nie in die Verlegenheit, über einen schmerzhaften Bewusstseinsprozess Bereitschaft zu entwickeln, dieses Wissen kennen zu lernen, und nur ein kleiner Teil davon wird das fachliche Interesse zur Verfügung stellen können, das mir half, etwas zu erkennen, was bislang offensichtlich noch keinem anderen gelungen ist. Ich kämpfe sozusagen an einer völlig neuen Front und muss dabei gegen massive Verhaltensweisen vorgehen, die Kognitionserfolge immerwieder zunichte machen. Deshalb bin ich noch nicht verrückt geworden. Mir ist klar, dass die Vermittlung des Wissens, mit dem wir Pandoras Büchse ein zweites Mal öffnen könnten, um alles Gute rauszulassen, das sich beim ersten Öffnen vom Schlechten trennte, viel schwieriger ist als hinter dieses Wissen zu kommen.

Ich bin Träger des "Schwarzen Schlappens der Psychoeristik" ...;)
Wer Teufelsschei§e auf mich wirft, bekommt sie so beschleunigt zurück,
dass sie ihr Gesicht verlieren können, wenn ich nicht aufpasse.

"... das Problem mit der Privaten Krankenversicherung ..."

Dieses Problem steckt auch in allen anderen! Autolieferanten bedienen Kunden, die immer das neueste Modell der Luxusklasse fahren auch besser als Kunden, die möglichst 20 Jahre auf dem billigsten Modell rumgurken und sich bei jeder Servicerechnung oder Reparatur betrogen fühlen! Und der Rechtsanwalt, der Mandanten ihr gutes Recht besorgen soll, wird sich gegenüber potenten Zeitgenossen auch anders verhalten als gegenüber Normalbürgern, die keine Ahnung haben vom Tuten und Blasen. Deshalb wird "in medias res" nach viel Mühe vielleicht nur Teil-Erleichterung bringen. Ich würde das Problem "ab ovo" angehen, und zwar mit dem Wissen und dem Bewusstsein, dass sogar der ewige Meinungsstreit, ob nun die Henne zuerst da war oder das Ei, sich einer Lösung zuführen lässt, die alle zufrieden stellt. Probleme gehen wir erst an, wenn sie uns selbst betreffen. Und wenn mit dem Angehen von Problemen andere entstehen können, zögern wir und tun erst was, wenn's richtig weh tut. Aber selbst dann gibt es eine Barriere, die ein Sichwehren verhindert: Macht. Etwas gegen den Willen Mächtiger durchzudrücken, schaffen nur "Spieler". Die meisten sind aber Spielfiguren, und die bräuchtest Du, um Mehrheit herzustellen, die dann Druck auf Politiker macht.

Wozu viel Kraft in etwas investieren, das ein bisschen Entlastung bringt,
wenn mit wenig Kraft noch viel anderes nachhaltigen Lösungen zugeführt werden könnte?
 
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syna
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Ich kämpfe sozusagen an einer völlig neuen Front und muss dabei gegen massive Verhaltensweisen vorgehen, die Kognitionserfolge immerwieder zunichte machen.

Oh oh, das hört sich ja dramatisch an.


"... das Problem mit der Privaten Krankenversicherung ..."

Dieses Problem steckt auch in allen anderen! Autolieferanten bedienen Kunden, die immer das neueste Modell der Luxusklasse fahren auch besser als Kunden, die möglichst 20 Jahre auf dem billigsten Modell rumgurken und sich bei jeder Servicerechnung oder Reparatur betrogen fühlen!


Bei Autolieferanten und überhaupt Gütern haben wir einen freien Markt. Da werden
lukrative Kunden natürlich besser behandelt - bekommen mehr Probefahren
und einen Kaffee umsonst. Aber: Ist das wirklich schlimm? Ich glaube nicht.

Im Gesundheitssystem aber ist es anders: Wenn es um ernste Krankheiten
geht, etwa um Leben und Tod, dann ist hier eine bestmögliche, egalitäre
Behandlung - unabhängig von der finanziellen Potenz - sehr wichtig.
Ja, es ist sogar ein demokratisches Kernelement.


Und der Rechtsanwalt, der Mandanten ihr gutes Recht besorgen soll, wird sich gegenüber potenten Zeitgenossen auch anders verhalten als gegenüber Normalbürgern, die keine Ahnung haben vom Tuten und Blasen.

Naja, die Asymmetrie der Information - das wird gerne
ausgenutzt. Ich habe dagegen noch kein Rezept gefunden (außer, dass
man sich selbst möglichst kundig macht).


Deshalb wird "in medias res" nach viel Mühe vielleicht nur Teil-Erleichterung bringen. Ich würde das Problem "ab ovo" angehen, ...

Nun, manchmal ist das Ganze, ist "ab ovo" ein zu großer Brocken. Es könnte
ja sein, dass man erstmal kleinere Brötchen backen muss?


... Aber selbst dann gibt es eine Barriere, die ein Sichwehren verhindert: Macht. Etwas gegen den Willen Mächtiger durchzudrücken, schaffen nur "Spieler". Die meisten sind aber Spielfiguren, und die bräuchtest Du, um Mehrheit herzustellen, die dann Druck auf Politiker macht.

Stimmt genau. Es geht hier um die Profiteure der Privaten Krankenversicherung.

Bei jedem fundamentalen Lösungsvorschlag wittern die jeweiligen Profiteure
des Status-Quo-Systems einen Verlust ihrer Pfründe und ihrer Profite. Da ist
zu erwarten, dass sie mit aller Macht, die sie - in fast schon in mitleiderheischender
Verbitterung - aufzubringen vermögen, dageben vorgehen werden. Das tun sie
rhetorisch, in Grassroots-Projekten und mittels aller möglicher "Einflusskanäle".

D.h. konkret: Viele Ärzte, Krankenhausbetreiber und andere Gesundheitsdienst-
leister sowie die Versicherungen selbst bangen um ihren durch Privatpatienten
eingefahrene Profite. Aber auch die meisten Privilegierten, die privat versichert
sind, wissen um ihre besonderen Privilegien, und kämpfen darum, dass sie diese
behalten.

So protestierten bei der Gesundheitsreform 2007 etwa die Kassenärztliche
Vereinigung, die Bundesärztekammer, der Bundesverband der pharmazeutischen
Industrie, der Verband der privaten Krankenversicherungen, der Zentralverband
des deutschen Handwerks, der Deutsche Beamtenbund, die Deutsche
Krankenhausgesellschaft sowie der Bundesverband der Freien Berufe erfolgreich
gegen die Abschaffung der PKV.

Die 10% privat Versicherten verfügen über

30% des Einkommens
50% des Vermögens
80% des politischen Einflusses (schätzungsweise).

in Deutschland. Sie verhinderten 2007 die Abschaffung der Privaten
Krankenversicherung und sie verhinderten über ihre geschickte Lobbyarbeit
die sogar von der Kanzlerin geforderte Erhöhung des Steueranteils für die
gesetzlichen Krankenkassen.



Wozu viel Kraft in etwas investieren, das ein bisschen Entlastung bringt,
wenn mit wenig Kraft noch viel anderes nachhaltigen Lösungen zugeführt werden könnte?


Besser Kraft in etwas investieren, dass ein bisschen Entlastung bringt, statt
Kraft, Zeit und Energie in so große Projekte oder Kampagnen zu investieren,
die durch ihre schiere Größe und zahreichen gesellschaftlichen Barrieren
vorerst Utopie bleiben müssen.

Wobei: Die Abschaffund der PKV -- und die Einführung eine Bürgerversicherung --
das ist schon ein ganz schön großer Schritt. Finde ich.

Deshalb, lieber Ei Tschi, vielleicht ist es besser kleinere Brötchen zu backen, und
dann vielleicht mal Erfolg damit zu haben. Anstatt einer Utopie hinterherzulaufen,
die zwar sehr erstrebenswert ist, die man aber erstmal nicht verwirklicen kann?

Beste Grüße,

Syna.
 
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Im Gesundheitssystem in Deutschland haben wir eine
wirkliche Seltsamkeit: Die Dualtität!


Die haben wir aber nicht nur in Deutschland.

Dieses Diagramm veranschaulicht die Gesundheitskosten
pro Kopf. Man sieht: Das Gesundheitssystem der USA ist
unglaublich teuer - und gleichzeitig abgründig schlecht.
Und das Gesundheitssystem der USA ist fast vollständig privat
organisiert (Obama-Care spielt 2007 finanziell noch keine Rolle).

Leider kann man das daraus nicht ableiten.

Der privat organisierte Gesundheitsbereich ist teurer und ineffizienter.

Dazu wären Daten interessant.
 
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Oh oh, das hört sich ja dramatisch an.
Das ist es auch, allerdings nur für Zeitgenossen, die nichts wissen wollen, weil sie versuchen, sich mit ihrer Ignoranz zu schützen. Renommierte Konfliktexperten kann ich in wenigen Minuten aufklären und dabei sogar eine wesentliche Berufsüberzeugung revidieren: Probleme und Konflikte (Nährboden für Krisen) haben nicht mehrere Kernursachen. Es gibt defakto nur eine.

Bei Autolieferanten und überhaupt Gütern haben wir einen freien Markt. Da werden
lukrative Kunden natürlich besser behandelt - bekommen mehr Probefahren
und einen Kaffee umsonst. Aber: Ist das wirklich schlimm? Ich glaube nicht.

Im Gesundheitssystem aber ist es anders: Wenn es um ernste Krankheiten
geht, etwa um Leben und Tod, dann ist hier eine bestmögliche, egalitäre
Behandlung - unabhängig von der finanziellen Potenz - sehr wichtig.
Ja, es ist sogar ein demokratisches Kernelement.
Ich wollte dir keinen hinkenden Vergleich schicken, wollte nur bewusst machen, dass die Schwierigkeiten "wesensgleich" sind und damit gleich bearbeitungsfähig.

Naja, die Asymmetrie der Information - das wird gerne
ausgenutzt. Ich habe dagegen noch kein Rezept gefunden (außer, dass
man sich selbst möglichst kundig macht).
"Asymmetrische Kommunikation" lässt sich verhindern, wenn man das "Ei der Verständigung" kennt ...

... und dann auch weiß, dass die Brötchen misslingen, wenn das Ei im Teig fehlt bzw. nur eine Kunsteiso§e reingerührt wurde ...

Nun, manchmal ist das Ganze, ist "ab ovo" ein zu großer Brocken. Es könnte
ja sein, dass man erstmal kleinere Brötchen backen muss?
Ergo bringt es nichts, erst mal kleinere Brötchen zu backen, weil es nur darauf ankommt, richtiges Ei in den Teig zu rühren.

Stimmt genau. Es geht hier um die Profiteure der Privaten Krankenversicherung.

Bei jedem fundamentalen Lösungsvorschlag wittern die jeweiligen Profiteure
des Status-Quo-Systems einen Verlust ihrer Pfründe und ihrer Profite. Da ist
zu erwarten, dass sie mit aller Macht, die sie - in fast schon in mitleiderheischender
Verbitterung - aufzubringen vermögen, dageben vorgehen werden. Das tun sie
rhetorisch, in Grassroots-Projekten und mittels aller möglicher "Einflusskanäle".

D.h. konkret: Viele Ärzte, Krankenhausbetreiber und andere Gesundheitsdienst-
leister sowie die Versicherungen selbst bangen um ihren durch Privatpatienten
eingefahrene Profite. Aber auch die meisten Privilegierten, die privat versichert
sind, wissen um ihre besonderen Privilegien, und kämpfen darum, dass sie diese
behalten.

So protestierten bei der Gesundheitsreform 2007 etwa die Kassenärztliche
Vereinigung, die Bundesärztekammer, der Bundesverband der pharmazeutischen
Industrie, der Verband der privaten Krankenversicherungen, der Zentralverband
des deutschen Handwerks, der Deutsche Beamtenbund, die Deutsche
Krankenhausgesellschaft sowie der Bundesverband der Freien Berufe erfolgreich
gegen die Abschaffung der PKV.

Die 10% privat Versicherten verfügen über

30% des Einkommens
50% des Vermögens
80% des politischen Einflusses (schätzungsweise).

in Deutschland. Sie verhinderten 2007 die Abschaffung der Privaten
Krankenversicherung und sie verhinderten über ihre geschickte Lobbyarbeit
die sogar von der Kanzlerin geforderte Erhöhung des Steueranteils für die
gesetzlichen Krankenkassen.
Eben. Und weil dieses Wissensmachtbollwerk so viel Einfluss hat, dass es sich über viele Jahre behaupten konnte, muss auch was passieren, das dieses Bollwerk aufbrechen kann! Darum geht es mir!

Besser Kraft in etwas investieren, dass ein bisschen Entlastung bringt, statt
Kraft, Zeit und Energie in so große Projekte oder Kampagnen zu investieren,
die durch ihre schiere Größe und zahreichen gesellschaftlichen Barrieren
vorerst Utopie bleiben müssen.

Wobei: Die Abschaffund der PKV -- und die Einführung eine Bürgerversicherung --
das ist schon ein ganz schön großer Schritt. Finde ich.

Deshalb, lieber Ei Tschi, vielleicht ist es besser kleinere Brötchen zu backen, und
dann vielleicht mal Erfolg damit zu haben. Anstatt einer Utopie hinterherzulaufen,
die zwar sehr erstrebenswert ist, die man aber erstmal nicht verwirklicen kann?

Beste Grüße,

Syna.
Erst mal kleine Brötchen backen ist mit Sicherheit der falsche Weg, weil die jeweils Mächtigeren irgendwelcher Gemeinsamkeiten auch weiterhin das tun werden, was ihnen ihre abhängigeren Partner gestatten. Und das tun die, weil ihnen das Know How fehlt, mit dem sie genau das in den Griff bekämen, was die Ursache aller Störungen ist, die sich bei so vielen "gut miteinander kooperierenden" Kleinigkeiten zu dem aufschaukelt, das sich irgendwann kaum noch aus der Welt schaffen lässt. (Selbst wenn ein schwacher Hosenschei§er was tut, ist es getan.)

Auch beste Grüße!

Pst: Wir wirken zwar sehr versteinert, sind aber noch deutlich beweglicher ...
Uns fehlt nur das "rechte" Bewusstsein ...
(Ich überlege, es zu veröffentlichen, bin mir aber nicht klar, wo.
Es nochmal versenken, nachdem es so gut versteckt war, wäre nicht berauschend.
Und Diskussionsboards, die mehr der Wissensmehrung dienen als Wortgefechten
im Bemühen um Kompensation für erlittene Anerkennungsverluste
im wirklichen Leben sind offensichtlich schon ausgestorben ...)
 
OP
syna
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Hallo "Gold",

kurz zu Deinen Fragen:


Syna schrieb:
Im Gesundheitssystem in Deutschland haben wir eine
wirkliche Seltsamkeit: Die Dualtität!
Die haben wir aber nicht nur in Deutschland.

Diese Dualität der unterschiedlich hohen Vergütung nach unterschiedlichen
Katalogen, nämlich EBM und GOÄ, die haben wir nur in Deutschland.

Dagegen haben wir in den USA ein rein privates Gesundheitssystem, mit
privaten Versicherungen. In England haben wir wiederum ein rein staatliches
System, den NHS. In den skandinavischen Ländern haben wir weitgehend
staatliche Systeme.


Syna schrieb:
Dieses Diagramm veranschaulicht die Gesundheitskosten
pro Kopf. Man sieht: Das Gesundheitssystem der USA ist
unglaublich teuer - und gleichzeitig abgründig schlecht.
Und das Gesundheitssystem der USA ist fast vollständig privat
organisiert (Obama-Care spielt 2007 finanziell noch keine Rolle).

Leider kann man das daraus nicht ableiten.

Sicher nicht alleine. Dies ist nur der Aufhänger für weitere Argumente,
siehe unten.


Syna schrieb:
Der privat organisierte Gesundheitsbereich ist teurer und ineffizienter.

Dazu wären Daten interessant.

Nun, warum das so ist, das habe ich hier (Mausklick!) beschrieben.

Grüße, Syna
 
OP
syna
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Syna schrieb:
Nun, warum das so ist, das habe ich hier (Mausklick) beschrieben.
Grüße, Syna


Aber ich habe von Daten gesprochen, nicht von deiner Theorie.
Zu teuer und ineffizient mag die nicht mal so recht passen.

Hallo Gold,

Danke für die Nachfrage.

Zu den Basisdaten (Gesundheitsausgaben --- Lebenserwartung)
gibt's unzählige Daten (--> siehe OECD, WHO-Berichte, Welt-in
zahlen.de, ...).

----------------------------------------------------------------------------------
Zum Thema "teuer und ineffizient":

Du hast natürlich recht: Ein Datenvergleich zwischen den
Gesundheitsausgaben und der Lebenserwartung alleine reicht nicht
aus, um daraus über die Qualität eines Systems wirkliche Aussagen
zu treffen, dazu spielen zuviele Einflüsse und Parameter mit.

Man muss schon genauer hinsehen, und verstehen, wie ein
System "tickt", wie die steuernden Geldflüsse aussehen, welche
Mechanismen dahinter versteckt sind.

Ein wichtiger, steuernder Mechanismus in Deutschland ist die "Duale
Vergütung":

Die "Duale Vergütung" ist ein strukturelles Problem unseres
Gesundheitssystems. Ohne dieses Problem verstanden zu haben,
nützen einem Daten nichts.

Die "Duale Vergütung" führt - wie eben hier beschrieben -
dazu, dass niedergelassene Ärzte in einen inneren Konflikt
getrieben werden, dass ökonomische Kriterien immer mehr
Raum einnehmen, dass ländliche Gebiete und soziale Brenn-
punkte unterversorgt werden. Die "Duale Vergütung" führt
in Krankenhäusern dazu, dass regelhaft Fehlallokationen
vorkommen.

Das Ausmaß dieser Verzerrungen und dieser Mißwirtschaft an den
vorhandenen Ressourcen macht das Gesundheitssystem insgesamt
teurer und ineffizienter.

------------------------------------------------------------------------------------

Es gibt neben der Fehlallokation (Punkt 2) noch weitere gravierende
Punkte, die ich gerne bei Bedarf erläutern werde:

1. Ungerechte Feudalstruktur durch die PKV
2. Erhebliche Fehlallokationen in fast jedem Fachbereich hier
3. Forschungsleistungen sind viel schlechter.
4. Uneffiziente duale Strukturen (doppelte Facharztschiene, Drehtürmedizin)
- nur zum Wohle der Privatversicherten.

So ist es denn auch nicht verwunderlich, wenn der Sachverständigenrat für
die Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu dem Ergebnis
kommt:

Die Abschaffung der „historisch gewachsenen, jedoch angesichts
der damit einhergehenden allokativen und distributiven Verwerfungen
wenig sinnvollen und versicherungsökonomisch nicht begründbaren
Trennung der Versichertenkreise“ ist geboten.

Das sagt der: Sachverständigenrat für die Begutachtung der gesamtwirtschaft-
lichen Entwicklung: Jahresgutachten 2008/09, Textziffer 678.

Die "Trennung der Versichertenkreise" - damit ist die Dualität von GKV und PKV
gemeint. Deren Abschaffung ist also dringend geboten - ein vehementes Plädoyer
für die Abschaffung der PKV.

Beste Grüße,

Syna.

 
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Hallo,

mir ist klar, dass die SPD und Linke für die Abschaffung der PKV werden. Denn laut https://www.privatekrankenkassen-heute.de/pkv-beamte-erfahrungen/, sind die Staatskosten für Pension und Beihilfe und weitere Zuschüsse auf Dauer nicht zu finanzieren. Aus diesen Grund versuchen die Dienstherrn an allen Ecken zu sparen. Es kann halt auch nicht sein, dass Staatsdiener die PKV quasi geschenkt bekommen und als Angestellter muss man weiter über 50.000 Euro im Jahr verdienen, um von der Versicherungspflicht befreit zu werden.
 
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syna
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Hallo,

mir ist klar, dass die SPD und Linke für die Abschaffung der PKV werben.

Ja, es sind: SPD, Grüne, Linke, Piratenpartei.

Sie treten entweder für eine totale Abschaffung der PKVen ein - und würden
stattdessen eine Bürgerversicherung für alle einführen. Oder (neuestes SPD-
Modell) sie treten dafür ein, dass die PKVen in die Finanzierung der Solidarität
voll einbezogen werden.

Also: Der Grund, warum die - und ich - für die Abschaffung der PKVen sind,
ist nicht Neid auf die Priviligierten oder Ähnliches. Nein: Der Grund ist ganz
einfach Gerechtigkeit! Weil die PKVen sich NICHT an der solidarischen
Gesundheitsversorgung von Rentntern, Geringverdienern, Studenten usw.
beteiligen!

Und weil die PKVen durch ihre andere Vergütung eine Verzerrung in
Ökonomie und Wissenschaft erzeugt, die das gesamte System uneffizient
und teuer macht.


Denn laut https://www.privatekrankenkassen-heute.de/pkv-beamte-erfahrungen/, sind die Staatskosten für Pension und Beihilfe und weitere Zuschüsse auf Dauer nicht zu finanzieren. Aus diesen Grund versuchen die Dienstherrn an allen Ecken zu sparen. Es kann halt auch nicht sein, dass Staatsdiener die PKV quasi geschenkt bekommen und als Angestellter muss man weiter über 50.000 Euro im Jahr verdienen, um von der Versicherungspflicht befreit zu werden.

Tcha, aus der Sicht des ohnmächtigen Einzelbürgers,
der seine ganz eigene singuläre Sicht hat, ist es erstrebenswert sich heute
privat zu versichern. Weil man dann die Vorteile der PKVen "einsacken" kann:

--- Weniger Wartezeit (bei niedergelassenen Ärzten und Fachärzten)
--- Zuvorkommendere Behandlung
--- Zugang zu den Universitätszentren (wichtig bei ernster Erkrankung)
--- Ambulante Behandlung in den Universitätszentren möglich

Das kann ich gut verstehen. Und aus der Sicht des Einzelnen ist es wirklich
erstrebenswert, sich in der PKV zu versichern. Vorausgesetzt man kann sich das
auch auf lange Sicht leisten kann (ab ca.150.000 €/a).

Und klar ist: Beamte sind hier klar im Vorteil, die sind schon einfach so privat
versichert - in der Tat.

Aus politischer und gesamtgesellschaftlicher Sicht
jedoch ergibt sich ein ganz anderes Bild: Die parasitären negativen Einflüsse
der PKV auf das gesamete Gesundheitssystem sind so immens, dass die
PKVen abgeschafft werden sollten.

Grüße, Syna.

 
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... Nein: Der Grund ist ganz
einfach Gerechtigkeit! Weil die PKVen sich NICHT an der solidarischen
Gesundheitsversorgung von Rentntern, Geringverdienern, Studenten usw.
beteiligen!
...

Hier wird gerne vergessen:
Privat Versicherte tragen ihre Versicherung alleine.
Daher zahlen sie grundsätzlich mehr, als gesetzlich Versicherte.
Und das für die gleiche Leistung.
Natürlich kann man noch Extra-Leistungen versichern.
Das kostet jedoch extra.

J
--- Weniger Wartezeit (bei niedergelassenen Ärzten und Fachärzten)
Ja ich kann mich an meinen letzten Termin beim Neurologen entsinnen.
Diesen habe ich mir Anfang August 2014 besorgt.
Als privat Versicherter habe ich ihn für Ende Januar 2015 erhalten.
Wäre ich gesetzlich versichert gewesen, wären mehrere freie Termine Anfang Dezember 2014 zu haben gewesen.
Soviel zu längeren Wartezeiten gesetzlich Versicherter.
Man soll nicht alle Märchen glauben.

--- Zuvorkommendere Behandlung
Ja ich kann mich an meine letzte OP entsinnen.
Während gesetzlich Versicherte eine solche OP in einer Ärzte-Streikwoche bekommen haben, wurde ich als privat Versicherter nach Hause geschickt.
Auch mein nächster OP-Termin wurde abgesagt (erneuter Ärztestreik).
Beim übernächsten hat es dann geklappt.
Soviel zur zuvorkommenderen Behandlung privat Versicherter.
Man soll nicht alle Märchen glauben.

--- Zugang zu den Universitätszentren (wichtig bei ernster Erkrankung)
Ja diesen haben gesetzlich Versicherte nicht. #Sarkasmus aus#
Meine letzte OP erfolgte in einem Universitätszentrum.
Ich lag mit drei gesetzlich Versicherten in einem 4-Bett-Zimmer.
(Soviel also auch gleich dazu, privat Versicherte würden immer ein 2-Bett oder Einzelzimmer erhalten.)
Komisch, daß ich darin nicht der einzige privat Versicherte war, wenn gesetzlich Versicherte doch keinen Zugang zu Universitätszentren haben.
Man soll nicht alle Märchen glauben.
 
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ich bin auch für die Abschaffung der PKV.

Noch eine andere Sache:
Wenn ich es richtig verstanden habe gibt es für gesetzlich Krankenversicherte eine Beitragsbemessungsgrenze (~50.000€ Jahresbrutto) die die GKV-Beiträge limitiert.
Also zahlt der, der ~100.000 verdient nicht mehr als der, der ~50.000 verdient.
Für mich ein klarer Widerspruch für unser Sozialsystem.
Warum soll ein Mensch von seinem Teilzeit-Mindestlohn-Job prozentual mehr abführen als ein Top-Manager?
 
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ich bin auch für die Abschaffung der PKV.

Noch eine andere Sache:
Wenn ich es richtig verstanden habe gibt es für gesetzlich Krankenversicherte eine Beitragsbemessungsgrenze (~50.000€ Jahresbrutto) die die GKV-Beiträge limitiert.
Also zahlt der, der ~100.000 verdient nicht mehr als der, der ~50.000 verdient.
Für mich ein klarer Widerspruch für unser Sozialsystem.
Warum soll ein Mensch von seinem Teilzeit-Mindestlohn-Job prozentual mehr abführen als ein Top-Manager?

Auch die PKV möchte Geld sehen. Und zwar von alten Menschen mehr als von jungen Menschen.
 

Kaffeepause930

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ich bin auch für die Abschaffung der PKV.

Noch eine andere Sache:
Wenn ich es richtig verstanden habe gibt es für gesetzlich Krankenversicherte eine Beitragsbemessungsgrenze (~50.000€ Jahresbrutto) die die GKV-Beiträge limitiert.
Also zahlt der, der ~100.000 verdient nicht mehr als der, der ~50.000 verdient.
Für mich ein klarer Widerspruch für unser Sozialsystem.
Warum soll ein Mensch von seinem Teilzeit-Mindestlohn-Job prozentual mehr abführen als ein Top-Manager?

An diesem Punkt zeigt sich die ganze Unterfinanzierung unseres Gesundheitssystems. Wer clever ist, verbleibt auch als Besserverdiener in der GKV. Für diverse Risiken und Sonderleistungen abzudecken reicht der Abschluß einer individuell gestalteten Zusatzversicherung aus. Eine PKV lohnt sich nur in jungen Jahren, solange man noch fit und gesund ist. Später im Krankheitsfall wird es dafür dann umso teurer.
Noch wichtiger ist es m.E., bei der Wahl seines Hausarztes unbedingt darauf zu achten, in welchem Wohn- oder Stadtviertel der Arzt seine Praxis unterhält. Die Mischung aus GKV/PKV Patienten ist maßgebend. Mein Hausarzt z.B. unterhält seine Praxis im wohlsituierten Beamtenviertel, wo über 30% der Patienten privatversichert sind. Da wird man auch als Kassenpatient schon mal kurz vor Quartalsende bevorzugt behandelt, um noch einen dringenden MRT/CT-Termin binnen einer Woche zu erhalten, während beim Internisten im Milieuviertel das Budget schon längst aufgebraucht bzw. überschritten wurde.:))
 
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Hallo "Ich",

ein paar Sätze zu Deinen Ausführungen seien mir erlaubt:


Syna schrieb:
Nein: Der Grund ist ganz einfach Gerechtigkeit! Weil die PKVen sich NICHT an der solidarischen Gesundheitsversorgung von Rentntern, Geringverdienern, Studenten usw. beteiligen!

Hier wird gerne vergessen:
Privat Versicherte tragen ihre Versicherung alleine.
Daher zahlen sie grundsätzlich mehr, als gesetzlich Versicherte.
Und das für die gleiche Leistung.
Natürlich kann man noch Extra-Leistungen versichern.
Das kostet jedoch extra.

Privat Versicherte enziehen sich in parasitärer Art der solidarischen Finanzierung!

Es sieht heute so aus: Ein Arbeitnehmer mit 3800 Euro Einkommen zahlt 550 Euro
Beitrag (einschließlich Arbeitgeberanteil). Von diesen 550 Euro werden etwa 250
Euro verwendet, um damit die medizinische Versorgung von Einkommensschwachen
zu finanzieren, während ein privat Versicherter mit genau dem gleichen Einkommen
nicht einen einzigen Euro für die Solidargemeinschaft aufbringt und das Geld ganz
dafür ausgeben kann, sich selbst eine bessere medizinische Behandlung zu kaufen
und sogar noch etwas fürs eigene Alter zurückzulegen.

Die Private Krankenversicherung ist daher ein System, welches Jahr für Jahr mit 9,2
Milliarden Euro (Zahlen aus 2013) von den Versicherten der gesetzlichen
Krankenversicherung subventioniert wird. Das ist nämlich der Betrag, den
die privat Versicherten in das Solidarsystem zahlen müssten, würden sie sich
wie die gesetzlichen Kassen beteiligen. Sie ist eine Art Steuerschlupfloch für
Reiche in der Krankenversicherung und müsste genauso konsequent dichtgemacht
werden wie andere Steuerschlupflöcher.

Der gesetzlich Versicherte, der freiwillig bei hohem Einkommen Monat für Monat
mehr als 250 Euro in die Solidarität zahlt, muss im Falle einer Erkrankung im
Wartezimmer ausharren, bis der Privatpatient, der sich um diese Zahlung drückt,
fertig behandelt wurde.

Danach muss er sich vom Arzt oft behandeln lassen, als ob er der Ausnutzer des
Systems wäre, nur weil er für den Arzt nicht so lukrativ ist. Die Private
Krankenversicherung subventioniert nicht das System, sondern bezahlt nur die
Luxusversorgung ihrer Versicherten und profitiert von der Subvention durch die
ihren eigenen Mitgliedern erlassenen Solidarbeiträge.



Ja ich kann mich an meinen letzten Termin beim Neurologen entsinnen.
Diesen habe ich mir Anfang August 2014 besorgt.
Als privat Versicherter habe ich ihn für Ende Januar 2015 erhalten.
Wäre ich gesetzlich versichert gewesen, wären mehrere freie Termine Anfang Dezember 2014 zu haben gewesen.
Soviel zu längeren Wartezeiten gesetzlich Versicherter.
Man soll nicht alle Märchen glauben.

Nanu? Das kann in Einzelfällen vorkommen, dass auch PKV-Versicherte
so eine lange Wartezeit haben. Es dürfte allerdings extrem selten sein, denn
PKV-Patienten sind für jeden Arzt höchst lukrativ.

Die Erfahrungen von Freunden und Bekannten sagen mir jedenfalls, dass
GKV-ler erheblich länger warten müssen - teilweise bis zur Unzumutbarkeit.

Eine Untersuchung am "Institut für Gesundheitsökonomie und klinische
Epidemologie" 2008 hat gezeigt, dass Ärzte zumindest im Raum Köln/Bonn
/Leverkusen Kassenpatienten im Schnitt dreimal so lang auf bestimmte
Behandlungen warten lassen wie Privatpatienten.

189 Fachärzte wurden nach genauem Gesprächsleitfaden kontaktiert und um
Termine für verschiedene nicht akute Untersuchungen gebeten - für einen
Allergie- oder Hörtest oder eine Magenspiegelung. Bei allen Behandlungen
mussten sich Kassenpatienten länger gedulden, bei der Magenspiegelung
sogar im Schnitt 24,8 Tage mehr.

Und bei der untersuchten Region handelt es sich sogar noch um ein
"überversorgtes Gebiet". Das heißt: Dort gibt es genug Ärzte für alle
Belange. In Ostdeutschland zum Beispiel oder auf dem Lande, wo der Mangel
an Medizinern schon seit Jahren alarmierend ist, ist die Ungerechtigkeit sicher
noch sehr viel dramatischer.

Quellen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544700,00.html
http://gesundheitsoekonomie.uk-koeln.de/forschung/schriftenreihe-sgmg/gesundheitliche-ungleichheit



Ja ich kann mich an meine letzte OP entsinnen.
Während gesetzlich Versicherte eine solche OP in einer Ärzte-Streikwoche bekommen haben, wurde ich als privat Versicherter nach Hause geschickt.
Auch mein nächster OP-Termin wurde abgesagt (erneuter Ärztestreik).
Beim übernächsten hat es dann geklappt.
Soviel zur zuvorkommenderen Behandlung privat Versicherter.
Man soll nicht alle Märchen glauben.

Auch das finde ich seltsam. Kann schon mal vorkommen, in der Regel
aber ist es immer andersherum. Weil die Arztpraxis oder das
Klinikum mit dem PKV-Patienten einfach viel mehr Geld einnimmt.



Ja diesen haben gesetzlich Versicherte nicht. #Sarkasmus aus#
Meine letzte OP erfolgte in einem Universitätszentrum.
Ich lag mit drei gesetzlich Versicherten in einem 4-Bett-Zimmer.
(Soviel also auch gleich dazu, privat Versicherte würden immer ein 2-Bett oder Einzelzimmer erhalten.)
Komisch, daß ich darin nicht der einzige privat Versicherte war, wenn gesetzlich Versicherte doch keinen Zugang zu Universitätszentren haben.
Man soll nicht alle Märchen glauben.


Mmmh, kann sein, dass Du das so erlebt hast. Je nach Region oder Klinikum
gibt es diese Konstellation manchmal. Z.B. wenn alle 1-Bett-Zimmer belegt sind.

Beim Zugang zu den Spezialisten in den Zentren, also den Universitäten, ist es
aber genauso, wie ich es geschildert habe: Der GKV-ler wird dort i.d.R. abgewiesen.
Der PKV-ler daggen wird mit Kußhand empfangen. Wer das nicht glaubt, der
möge bitte folgenden Selbstversuch machen:

Suchen Sie sich einen reputierten OP-Spezialisten für eine
schlimme Krebsart heraus. Die finden Sie bei der Zeitschrift Focus oder
auf vielen medizinischen Such- und Online-Portalen. Rufen Sie dort in der
Uniklinik an, in der Absicht, einen Termin zu bekommen. Die entscheidende
Frage, die das Sekretariat Ihnen stellen wird, wird sein: "Wie sind Sie
versichert?". Wenn Sie dann "gesetzlich" oder "Kasse" sagen, ist das Gespräch
hier beendet. Manchmal bekommen Sie noch einen Phantasie-Termin in 6
Monaten oder so - aber das war's dann.

Dazu ein aktuelles Mitglied des Bundestages (O-Ton): "Es vergeht kaum eine
Woche, in der ich nicht den Verwandten oder die Lebenspartnerin eines Politikers -
sehr häufig auch aus Fraktionen des Bundestags, die der Zweiklassenmedizin nicht
kritisch gegenüberstehen - an einen Spezialisten vermitteln soll, weil der oder die
Betreffende 'nur' gesetzlich versichert ist.
"

-------------------------------------------------------------------------------

Was lernen wir daraus: Wer Tatsachen als Märchen abtut, der verliert ganz
schnell seine Glaubwürdigkeit!

Grüße,

Syna.
 
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http://www1.wdr.de/fernsehen/ratgeber/markt/sendungen/komfort-sprechstunde100.html

Sogenannte Komfort-Sprechstunden oder Selbstzahler-Sprechstunden sind ein besondere Service für Kassenpatienten, die tiefer in die Tasche greifen können: Wer selbst zahlt, kommt schneller dran und wird besser behandelt. 40 Prozent der Allgemeinmediziner bieten inzwischen besondere Services für Selbstzahler an, darunter Komfort-Sprechstunden. Auch vorne dabei sind Gynäkologen, Orthopäden und Augenärzte. Und die Tendenz sei steigend, kritisieren Verbraucherschützer. Dieses Thema sei einer der häufigsten Beschwerdegründe.

Wir machen selbst eine Stichprobe und bitten online bei einem Gynäkologen um einen Termin zur Krebsvorsorge für eine AOK-Patientin. Als nächster möglicher Termin wird Mitte März nächsten Jahres angeboten. Danach versuchen wir als Selbstzahler, in die Komfort-Sprechstunde zur Vorsorge zu kommen – und erhalten bereits drei Monate früher einen freien Termin.
.....
 
G

Gelöschtes Mitglied 2028

Ich denke, wir brauchen die private Krankenversicherung, ein rein staatliches oder aber rein privates System muss nicht besser funktionieren, als Beispiele fungieren hier bereits die USA und England.


Wie jetzt genau das "richtige" System aussehen soll, weiß ich nicht, allerdings würde die Abschaffung der PKV und die Einführung einer Bürgerversicherung durchaus Nachteile mit sich bringen und das Gesundheitssystem eventuell verschlechtern.

- Es würde Budgetgrenzen für alle geben, ohne die PKV fehlt der Wettbewerb, die Leistungen könnten vom Staat zurückgefahren und auf eine Minimum reduziert werden. (Und da stimmt sogar der GKV-Spitzenverband zu!)

- Das derzeitige System (der GKV) ist unsolidarisch, während bei der PKV die Beiträge im Alter eher steigen, bleiben sie bei der GKV gleich. Somit zahlen die Jungen (die das Gesundheitssystem eher weniger in Anspruch nehmen) die Kosten der Älteren mit.
An sich ist auch das nicht das Problem, Rentner haben oft weniger Geld Verfügung als Erwerbstätige, allerdings wird es durch den demografischen Wandel Probleme bei der Finanzierung der heutigen Jungen geben und die PKV steuert hier entgegen.
Das soll nicht heißen, dass in Zukunft nur noch der die Versorgung genießen soll, bei dem es der Geld ermöglicht, ein Umdenken ist trotzdem nötig.

- Würde die Beitragsbemessungsgrenze steigen, damit auch die Top-Manager mehr zahlen, trifft dies auch den Mittelstand und kleinere Unternehmen.
Natürlich sollte der, der mehr verdient, auch mehr zahlen... er verursacht aber auch nicht unbedingt mehr Kosten, es muss also ein Mittelmaß gefunden werden.

- Auch der Arbeitgeberanteil , also die Bemessungsgrenze hier würde angehoben, was eine schlechtere Lohnentwicklung zur Folge hätte, weil der Arbeitgeber immer noch mehr Kosten bei Lohnerhöhungen hätte.

- Die Bürgerversicherung würde vom Staat bezuschusst werden, aber woher der Staat das Geld nimmt wissen wir ja.;)

- Die Situation der Ärzte würde sich verschlechtern, Niederlassungen, Versicherungen und rechtliche Absicherungen laufen meistens über Privatversicherungen.

- In der PKV sind viele Kinder und erwerbslose Ehe-/Partner versichert, die in der GKV mitversichert werden würden.

- Ein Einheitssystem könnte Schmiermittel und "neue Märkte" fördern.
 
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ich bin auch für die Abschaffung der PKV.

Noch eine andere Sache:
Wenn ich es richtig verstanden habe gibt es für gesetzlich Krankenversicherte eine Beitragsbemessungsgrenze (~50.000€ Jahresbrutto) die die GKV-Beiträge limitiert.
Also zahlt der, der ~100.000 verdient nicht mehr als der, der ~50.000 verdient.
Für mich ein klarer Widerspruch für unser Sozialsystem.
Warum soll ein Mensch von seinem Teilzeit-Mindestlohn-Job prozentual mehr abführen als ein Top-Manager?

Ganz richtig!

Die Bemessungsgrenze liegt bei 49.500 €/a (Stand 2015).
Die Versicherungspflichtgrenze liegt bei 54.900 €/a.

Während es bei den Steuern eine Progression gibt, d.h. der
gut Verdienende zahlt auch prozentual mehr als der Geringverdiener,
ist es bei der Krankenversicherung (und Rentenversicherung) genau
umgekehrt: Der Betuchte zahlt ab der Bemessungsgrenze sogar
prozentual weniger.

Das heißt also: Die in der Steuererhebung geltenden ethischen
Standards (Nettoprinzip, Gerechtigkeit) gelten in der Sozialversicherung
nicht.

 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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