Unsere Zukunft
Big China is watching you
Big Data soll die Vorherrschaft der Kommunistischen Partei im 21. Jahrhundert sichern. Staats- und Parteichef Xi Jinping strebt über die digitalen Kanäle eine totale Überwachung der Bevölkerung an. Am Mittwoch hat der 19. Parteitag begonnen – Xi will seine Macht ausbauen.
Zitate
Sie sehen alles. Sie kombinieren blitzschnell. Wer von ihnen erwischt wird, kann nicht mehr entkommen. Und sie sind überall: denkende Kameras, ausgestattet mit intelligenten Chips, die die Einwohner der chinesischen Stadt Shenzhen überwachen. Bis zum Ende des Jahres sollen es 100.000 sein. Wer als Fußgänger eine rote Ampel missachtet, auf die Straße spuckt, als Autofahrer drängelt oder zu schnell fährt, erhält in Sekundenschnelle ein Bußgeld und kann es ebenso schnell über eine App bezahlen.
Auf seiner Website wirbt Chen mit „science-fiction-mäßigen Überwachungssystemen, die Städte sicherer machen“. Seine Firma arbeitet an Systemen, mit denen Verbrechen erkannt werden, bevor sie begangen werden. Wie in Steven Spielbergs „Minority Report“.
Den Wettbewerb gewinnen werde aber nicht der mit dem besten Algorithmus, sondern der mit den meisten Daten, sagt Chen. Und da ist China mit seinen 731 Millionen Internet-Nutzern eindeutig im Vorteil. Viele wickeln ihren Alltag ausschließlich über das Smartphone ab, bezahlen über Alibabas Dienst Alipay die U-Bahn, das Taxi, die Steuern und das Gemüse am Kiosk um die Ecke. China ist auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft, und Datenschutz kommt darin nicht vor. „Bei chinesischen Konsumenten gibt es sehr, sehr wenige Bedenken in Sachen Datensicherheit“, sagt Björn Conrad vom Berliner Mercator-Institut für China-Studien (MERICS).
Chinas Behörden scheren sich erst recht nicht darum. So reichte die Stadt Fuzhou in diesem Jahr eine riesige Menge von Patientendaten an Firmen weiter, damit sie eine Software zur Entdeckung von Herzkrankheiten entwickeln. Die Behörden in Beijing setzen Gesichtserkennung sogar in öffentlichen Bedürfnisanstalten ein – um Nutzer vom Klau des Toilettenpapiers abzuhalten.
Daten sollen die Macht der Kommunistischen Partei im 21. Jahrhundert sichern. Nur wenn diese alles von jedem Bürger weiß, kann sie Aufstände wie die in der Ukraine verhindern.
„Digitale Souveränität“ nennt Xi das – das Recht jeder Nation, eigene Spielregeln aufzustellen. Auf dem am 18. Oktober beginnenden Parteitag wird er sich dieses Konzept noch einmal absegnen lassen und danach seine zweite Amtszeit beginnen.
In einer „smart red cloud“, einer schlauen roten Wolke, wie die KP das Experiment taufte, werden Posts in sozialen Medien, Kontostände, Arbeitseinsatz oder Immobilienbesitz erfasst. Ein Algorithmus erstellt daraus ein Charakterbild – von dem die weitere Karriere abhängt.
Xis wichtigstes Projekt auf dem Weg zur totalen Kontrolle ist ein „gesellschaftliches Bonitätssystem“, welches das Verhalten von Unternehmen und Bürgern bewertet.
In einem der Pilotprojekte wertete der Algorithmus negativ, dass jemand lange vor dem Bildschirm mit Videospielen verbrachte, und positiv, dass er häufiger Windeln kaufte, also wohl ein sorgender Familienvater war.
Die Cyberspace-Behörde verurteilte Baidu, Tencent und Weibo zu Geldstrafen, weil sie Pornografie, Gewalt und Fake News verbreitet hätten.
Denn auch für die Moral im Netz will die Partei neue Maßstäbe setzen.
Tabu sind demnach Themen wie Homosexualität oder exzessives Trinken. Und der Druck scheint zu wirken: Weibo warb kürzlich 1000 „Weibo-Supervisoren“ an, die seine Kurznachrichten auf schädliche Inhalte durchforsten sollen.
Was Xi gerade umsetzt, ist längst keine Science-Fiction mehr.
Das Land scheint auf dem Weg in eine digitale Diktatur – mit dem Potenzial, Nachahmer zu finden. „Zwei Drittel aller Internet-Nutzer weltweit leben in Ländern, wo Kritik an der Regierung der Zensur unterliegt“, heißt es in einem Beitrag des US-Dienstes Techcrunch, „es liegt nahe, dass Chinas autoritäres, auf künstliche Intelligenz gestütztes Modell zu einer Softpower auf der internationalen Bühne wird – sollte es erfolgreich sein.“ Es wäre der Gegenentwurf zu den westlichen liberalen Marktwirtschaften
http://www.focus.de/politik/ausland/wirtschaft-big-china-is-watching-you_id_7709133.html
Ich kenne viele die sagen, ich habe nichts zu verbergen. Haben sie dann auch nicht mehr.
Die Rauchmelderaktion, da wurden in einigen Kameras eingebaut, die digital arbeiten. Schlafzimmer und Diele wurden die angebracht.