Zunächst möchte ich mich für die Kritiken bedanken, die „Slkz“ für seine Ausdrücke hier abgefasst hat. Andererseits muss ich aber auch um Verständnis bitten. Der Mann hat sich hier als türkischer Diplomat vorgestellt, entpuppte sich aber dann lediglich als anatolischer Hammeldieb, der in den Nachbardörfern die Termine für die Deckung der Ziegen klarmachte und eben dies für Diplomatie hielt. Deswegen also die deftige erdgebundene Ausdrucksweise.
Dann noch ein Wort zu Orlando. Der Typ war Moslem:
Alexander Wendt / 15.06.2016 / 19:00 / 1
Orlando: Claus Klebers bestechende Motivforschung
Ich meide das Fernsehen. Ich besitze kein Gerät, nur ab und an gerate ich unbeabsichtigt in eine Ausstrahlung. So auch gestern Abend beim Training im Sportstudio: der Bildschirm stand einfach in meiner Blickrichtung. Claus Kleber begann dort seine Sendung mit der Feststellung: „Die Motive des Attentäters von Orlando sind immer noch nicht geklärt“, worauf ein sogenannter Vorortkollege mit Mikro auf einer Straße in Orlando zugeschaltet wurde. Ja, in der Tat, so berichtete der Amerikamann des ZDF, dem Attentäter sei es bei seinem Massaker „um die Sache gegegangen, nein, äh, nicht um die Sache gegangen“ - was auch immer die Sache war - denn er habe sich „selbst zu Männern hingezogen gefühlt“. Was den Mord an 49 schwulen Clubbesuchern natürlich in ganz anderem Licht erscheinen lässt. Die islamistische Ideologie, so die Beweisführung, scheidet als Motiv also schon einmal aus. Vielmehr, so der Mikrohalter, habe der Täter eben mal „die ganz große Bühne“ für sich haben wollen.
In dem Moment hatte ich erwartet, dass als nächstes Gudio Knopp an Klebers Küchenpsychologietresen tritt, um ihm zu erklären, dass jetzt auch große Teile der NS-Geschichte umgeschrieben werden müssten. Denn laut Recherchenetzwerk von ZDF, Süddeutscher Zeitung und Gudio Knopp fühlte sich auch der SA-Führer Ernst Röhm zu Männern hingezogen – was ihn allerdings bis zu seinem eigenen Tod 1934 nicht daran hinderte, Homosexuelle ins KZ zu verfrachten und von seinen Leuten totprügeln zu lassen.
Der Chef des Reichssicherheitshauptamts Reinhard Heydrich wiederum galt nach nationalsozialistischer Rassenlehre als Halbjude. In beiden Fällen wird die NS-Ideologie für sie also keine Rolle gespielt haben. Sie wollten vielmehr ihre inneren Konflikte ausagieren, ihren Selbsthass ausleben, und ihr Uniformfimmel plus Sehnsucht nach der ganz großen Bühne erklärt den Rest. Denn wer persönliche Mordmotive besitzt, kann keinesfalls gleichzeitig Anhänger einer mörderischen Ideologie sein, genauso wie umgekehrt als mörderischer Ideologe im Sinne des ZDF nur bezeichnet werden darf, wenn er Menschen ohne individuellen Hass anständig umbringt, nämlich so, wie es Heinrich Himmler in seiner Posener Rede forderte.
Um wieder zu Orlando und dem Islamischen Staat zurückzukommen: Mindestens ein ärztliches Zeugnis der psychischen Gesundheit sollte ein Terrorist bei Dr. Kleber einreichen, um auszuschließen, dass er (also der Täter) einfach nur irre ist; aber erst nach Vorlage von IS-Mitgliedsbuch, Anstellungsvertrag und Arbeitszeitabrechnung mit Stempel aus Rakka darf tatsächlich von islamistischen Motiven gesprochen werden. Nur weil die Berufsbezeichnung Journalist ungeschützt ist, kann das nicht auch für jeden dahergelaufenen Möchtegernislamisten gelten. Dies noch einmal aufgezeigt zu haben ist ein nicht geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt der ZDF-Nachrichtenredaktion.
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