Zuerst einmal, woher rührt die Assoziation zum bGE, wenn es hier um „Gier“ geht? Es sei denn Sie meinten, dass die Leute „gierig“ auf leistungslos zu erhaltende Gelder lauern würden?
Das kapitalistische System hat sich zwar durchgesetzt, jedoch heißt das nicht zwangsläufig, dass es deshalb das Beste sein würde. Es ist das rücksichtloseste, das System der Egozentriker, der Zyniker, der Ellenbogentaktiker. Ein System, wo es wenige Gewinner, aber ganz viele Verlierer gibt. Man sehe dazu das Beispiel der auseinander klaffenden Schere.
Gier ist sicherlich nicht gut. Wie alles Ausartende, Extreme nun einmal nicht gut ist. Hier wird im Intro und bei der Frage nach dem Positivum der Gier offensichtlich das ganz normale Streben, die Wünsche, die in einem jeden wohnen, mit der Obsession verwechselt, etwas „auf Teufel komm raus“ erlangen zu wollen. „Strebsam“ sein heißt nicht „gierig“ sein. Sondern beinhaltet den in (fast)allen innewohnenden Ehrgeiz, sich selbst zu „bewahrheiten“. Sich selbst ein Profil zu geben. Etwas zu leisten und dafür Anerkennung zu erhalten. Natürlich kann man auch von „Gier“ sprechen, besser jedoch von überzogenem Ehrgeiz unter Nichtbeachtung und Negieren eigener Grenzen, wenn jemand im Beruf es weiter schaffen will und dem anderen eine höhere Position neidet. Das sind dann die sogenannten auf der „Peter“-Leiter Kletternden, die unweigerlich scheitern müssen. Weil sie auf der Stufe, auf der sie standen, besser aufgestellt waren. Jedoch nicht erkannten „genug ist genug“.
„Gier“ ist der Antriebsmotor für üble Taten. Ich nehme nur beispielhaft einmal eine Geschichte aus der Literatur. Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame. Wo die Gier nach der Prämie einen Mord nach sich zog.
Und die „Gier“ bei denen, die es nicht mit ihrem Reichtum, ihren Bezügen, ihrem sorglos zu gestaltenden Leben sein Bewenden lassen wollen, hier auch: Uli Hoeness, „Karriere“ einer Gier bis hin ins „Hotel zur gefilterten Sonne“. Und noch in der Verteidigung sorgsam darauf bedacht, die Zahlen seiner Gier nicht vollständig offen zu legen…
Nein, Menschen würden ohne den Kapitalismus sicherlich auch heute nicht in Höhlen leben. Aber ohne diesen „Raubkapitalismus“ der Ausbeutung ginge es Menschen besser. Sie hätten ihre Umwelt noch, die nicht zerstört worden wäre. Und sie wären immer alle „bestrebt“, es zu etwas zu bringen. Aber ohne andere(s) dadurch zu zerstören.
Arm und Reich wird es immer geben. Genauso wie die Bestrebungen von Menschen, mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit in die Welt zu tragen. Aber wenn man sich die Bemühungen ansieht – ist nicht alles immer schlimmer geworden? Und hier sehe ich die „Gier“ als eine Hauptschuldige an.
„Das Verlangen, reicher zu werden ist die Leidenschaft derer, die keine andere kennen“. So schrieb der britische Philosoph Ökonom John Stuart Mill im 19. Jahrhundert. Recht hatte er.