Sorry für späte Antwort, irgendwie ist mir das Thema abhanden gekommen.
Man muss zwischen dem Einsatz und der Entwicklung von Technologie differenzieren. Der Einsatz erfolgt stets nach dem mikroökonomischen Kalkül. Also Einsatz, wenn unter dem Strich mehr Nutzen oder Profit erwartet werden. Die technologische Entwicklung findet aber unabhängig davon parallel auch in anderen Bereichen statt.
Das ist falsch.
Auch die technologische Entwicklung wird gebremst, wenn kein Profit in Sicht ist der sich aus dieser Entwicklung ziehen lässt.
Die Näherinnen in Bangladesh arbeiten mit Nähmaschinen die vor 200 Jahren erfunden wurden und es gibt weltweit keinerlei Anstrengungen bessere, vielleicht voll automatisierte Nähmaschinen zu entwickeln.
Das ist ein Trugschluß. Verbraucher sind i.d.R. eben nicht identisch mit den Produzenten. Z.B. werden die von den Näherinnen in Bangladesh hergestellten Textilien hauptsächlich exportiert. Selbst global betrachtet sind die Produzenten nur eine Teilmenge der Verbraucher eines Produktes. Von daher braucht der Textilunternehmer in Bangladesh sich keine großen Sorgen um die geringe Kaufkraft seiner Arbeiterinnen machen. Er kann deshalb auch eine Maschine einsetzen, welche die Näherinnen arbeitslos macht und damit insgesamt weniger Lohn zahlen. Die Auswirkungen auf die Nachfrage seiner Produkte sind für ihn vernachläßigbar gering.
Hier verwechselst du Mikro- und Makroökonomie.
Selbstverständlich sind die Verbraucher gleichzeitig die Arbeiter die das Zeug was verbraucht wird herstellen.
Wenn ein Land wie Bangladesh mehr produziert als seine eigene Bevölkerung verbraucht und den Überschuss exportiert, dann heisst das, dass die Arbeiter in einem anderen Land einen Teil ihrer Löhne für den Kauf von Produkten aus Bangladesh abzweigen, sprich die Arbeiter in diesem anderen Land müssten theoretisch MEHR verdienen als sie herstellen, weil sie nicht nur das was sie selber herstellen kaufen müssen, sondern auch noch das was Andere herstellen.
Dass das nicht funktionieren kann siehst du insbesondere an der massiv ausufernden Staatsverschuldung der Amerikaner, aber auch in Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, usw.
Klar kann ein Produzent in Bangladesh die Löhne drücken und die ganze Welt mit billiger Kleidung überschwemmen, aber dabei geht zwangsläufig die Industrie in den Defizit-Staaten Pleite, schlicht weil die ihren Arbeitern nicht mehr bezahlen können als diese Arbeiter an Zeug herstellen, ergo für jede Jeans aus Bangladesh die ein Arbeiter in Spanien kauft irgendeinem spanischen Hersteller von irgendwas die eigenen Produkte in den Regalen liegen bleiben, woraufhin dieser spanische Hersteller Arbeiter entlassen muss, die danach weder spanische Produkte NOCH Produkte aus Bangladesh kaufen können.
Den Gedanken zuende gedacht, kommst du IMMER zu der Erkenntnis, dass ganz am Ende, wenn die Defizit-Staaten nicht mehr bezahlen können (oder wollen) die Überschuss-Staaten auch Pleite machen, schlicht weil sie ihre eigenen Kunden ruiniert haben.
Wir kaufen heutzutage z.B. deutlich mehr Textilien als noch vor 50 Jahren. Nicht nur wegen gestiegener Löhne, auch wegen gesunkener Herstellungskosten.
WIR kaufen mehr Textilien, korrekt, weil WIR ebenfalls ein Überschuss-Land sind.
Die Amerikaner kaufen WENIGER Textilien, weil deren Reallöhne heute kleiner sind als sie 1980 waren.
Aber selbst diese weniger Textilien kaufen die Amerikaner immer nur auf Pump und wir wissen ALLE, dass die ihre Schulden niemals bezahlen können.
Mit anderen Worten, Bangladesh SCHENKT den Amerikanern die Textilien, genau so lange bis Bangladesh erkennt, dass es sinnlos ist, wenn eins der ärmsten Länder der Welt dem reichsten Land der Welt noch was schenken soll.
Fazit: Den Unternehmer interessiert sein Betriebsergebnis, nicht das Schicksal der gesamten Branche. Den Käufer interessiert der Preis (neben der Qualität), den Arbeiter sein Lohn. Jedes Marktsubjekt handelt im Wesentlichen nach dem mikroökonomischen Kalkül. Die markroökonomischen Wirkungen werden meist nicht bedacht.
Das ist völlig richtig.
Dies ist der innere Widerspruch des Kapitalismus, an dem er immer wieder zerbricht, sobald die Regierungen dem Kapitalismus die Bremsen zu sehr lockern.
Wann und wie auch immer Banken dereguliert werden und/oder zollfreier Handel zwischen Staaten mit verschieden hohen Löhnen eingeführt wird, dauert es max. ein paar Jahre bis die Weltwirtschaft in die nächste grosse "Krise" gerät.
Das ist unvermeidbar, einfach weil die ignorierten markroökonomischen Wirkungen in kürzester Zeit auf das mikroökonomischen Kalkül zurückschlagen, sprich der Unternehmer in Bangladesh mit seinem maximierten Profit erkennen muss, dass arbeitslose Amerikaner keine Textilien kaufen können, völlig egal wie billig er sie herstellen kann.
Das verstehe ich nicht. Warum sollte die Nachfrage sinken, wenn keine Rationalisierung erfolgt?
Weil Unternehmer ihre Gewinne steigern wollen, egal wie.
Mehr Zeug ist nicht verkaufbar, also wird am Personal gespart, zuerst nicht durch Entlassungen, sondern durch Senkung der Löhne bei gleicher Produktion, sprich höhere Gewinne werden nicht dadurch gemacht, dass mehr produziert wird, sondern dadurch dass weniger Lohn bezahlt wird.
Dabei ergibt sich aber vollautomatisch, dass diese Arbeiter von ihren kleineren Löhnen weniger Zeug nachfragen, was dann dazu führt, dass die Produktion gekürzt werden muss, dann auch Personal entlassen werden muss, die dann NOCH weniger Zeug nachfragen, woraufhin die Produktion weiter gekürzt wird.
Den Gedanken zuende gedacht, kommst du an den Punkt, wo überhaupt niemand mehr irgendwas produziert, weil niemand das Geld hat irgendwas zu kaufen.
(Wobei allerdings das System lange vorher in Bürgerkrieg ausartet und zusammenbricht.)