DORIS FÜRSTIN V. SAYN-WITTGENSTEIN
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Martin Patzelt MdB
Platz der Republik 1
11011 Berlin
9. September 2014
Ihr Aufruf zu humanitärer Hilfe auf Face-Book
Sehr geehrter Herr Bundestagsabgeordneter,
Ihr Aufruf, durch Aufnahme von Flüchtlingen in die Privat-Wohnung humanitäre Hilfe zu leisten, hat in meinem Bekanntenkreis (vorwiegend CDU-Stammwähler) Befremden
ausgelöst.
Jedoch: Die Deutschen sind ein gutmütiges Volk; man muß ihnen nur manchmal auf die Sprünge helfen. Zeigen Sie deshalb, daß Sie beim Wort genommen werden wollen:
Alle Bundestagsabgeordneten, die sich für die bundesdeutsche Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen haben, sollen als erstes mit gutem Beispiel vorangehen.
Eröffnen Sie zu diesem Zweck auf Ihrer Internet-Präsenz eine öffentlich einsehbare Liste, auf der sich Personen, die gern Flüchtlinge bei sich aufnehmen möchten, melden können.
Da Sie speziell auf Mütter mit Kleinkindern ansprechen, weisen Sie bitte im Rahmen der Aktion ebenfalls darauf hin, daß unter dem Gesichtspunkt der dringend erforderlichen Erholung von Strapazen selbstverständlich gern auch Ferien Wohnungen an der Algarve, in Süd-Frankreich, der Toskana oder im Tessin vom Angebot mitumfaßt sein sollen.
Das Wahlvolk wird mit Interesse den Kampf seiner Volksvertreter um die vorderen Plätze auf ihrer Liste verfolgen.
Ca. 600 Bundestagsabgeordnete werden die Unterbringung allein nicht bewerkstelligen können; nehmen Sie deshalb auch alle Menschen, die in Parteien engagiert sind, in die
Pflicht!
Die Zuweisung der aufzunehmenden Menschen sollte im Losverfahren erfolgen, damit sich niemand hinsichtlich der aufgenommenen Gäste benachteiligt fühlt.
Ihr Aufruf ist in besonderer Weise dazu geeignet, daß sich rechtsradikale Kräfte auf Kosten armer, heimatloser Menschen profilieren können. Man sollte deshalb sämtliche NGOs und
gesellschaftlichen Kräfte, die sich den Kampf gegen rechts auf die Fahne geschrieben haben, im Rahmen Ihres Aufrufes aktivieren. Lassen Sie sich dieses Thema nicht abnehmen! Keine
Flüchtlinge zu Rechtsradikalen (unbedingt vorher beim Verfassungsschutz überprüfen)!
Ich entnehme den Meldungen, daß derzeit ca. 400 Mill. Flüchtlinge in die EU einreisen möchten.
Eine derartige Zahl kann die BRD allein nicht bewältigen.
Deshalb sollten sich alle in der EU vertretenen Funktionäre, wie z.B. Parteimitglieder aller im EU-Parlament vertretenen Parteien (unter Ausschluß der sattsam bekannten Rechtsextremisten), aber auch Kommissare und Diplomaten an der Aktion beteiligen. Ich bin sicher, daß sich dort niemand einem derart noblen Anliegen wie dem Ihren verschließen wird.
Das Wahlvolk mißtraut zunehmend den Politikern auf Gemeinde-, Länder-, Bundes- und auch EU-Ebene. Sie haben ein wichtiges Thema angestoßen, bei dem alle Politiker quer durch alle
Fraktionen Glaubwürdigkeit im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit beweisen müssen.
Weiter wäre zu bedenken, inwieweit die U.S.A. in das Problem einbezogen werden.
Warum sollen schwarze Menschen nur als Sklaven in die U.S.A. einreisen dürfen?
Im Hinblick auf die rassistisch belastete Vergangenheit unserer amerikanischen Freunde wäre es ein schönes Signal, wenn der schwarze Präsident dieses Landes 200 Mil1. dieser
bedauernswerten Menschen in seinem Land aufnehmen würde. Motto: „Yes, I can.“
Der Schluß, daß Entwicklungshilfe offensichtlich nichts bewirkt, liegt auf der sollte die sofortige Konsequenz, daß nämlich derartige Transferleistungen sofort und hier in der BRD zweckbestimmt eingesetzt werden, zur Folge haben.
Nun zum Praktischen:
Vorab:
Ich möchte wegen der hehren Aufgabe, die wir bewältigen wollen, nicht mit trivialen grundgesetzlichen Fragen, wie sie sich vorliegend im Hinblick auf Art. 13 GG stellen,
herummäkeln. Man kann alles lösen, wenn man will. Besonders in Deutschland.
Das war zu Nazizeiten und zu Zeiten der DDR so; warum sollte es in der BRD anders sein?
Als Anwältin bin ich mit den Konflikten, wie sie beim Zusammenleben von Menschen gleicher Sprache und gleichen kulturellen Hintergrundes auftreten können, bestens vertraut.
Mißverständnisse werden natürlich beim engen Zusammenleben von Menschen mit verschiedenem kulturellen Hintergrund und fehlenden Kenntnissen der deutschen Sprache mit Sicherheit nicht ausbleiben. Ich denke hierbei an Themen wie z.B. Hilfe im Haushalt,
Benutzung und Pflege der sanitären Anlagen, Umgangsformen, speziell den Damen des Hauses gegenüber; muß das dargereichte Fleisch geschächtet sein? Wie sieht es mit der Beschneidung etwa neu geborener Erdenbürger, aber auch der kleinen afrikanischen Mädchen aus? Wie gehen die pubertierenden Teenager, die Zusammenkommen, miteinander um? Wird
die schulische / berufliche Leistungsfähigkeit der Gastfamilic durch die dauerhafte private Aufnahme von Flüchtlingen beeinträchtigt?
Am Rande: Besonders schön wäre es, wenn Sie oder unser Herr Bundespräsident die Patenschaft für das erste Kind, das aus einer Verbindung von Gastfamilie und Gast hervorgeht, übernähmen.
Um im einfachen Menschen von der Straße den Wunsch, ebenfalls eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen, zu wecken, sollte man abends zu bester Sendezeit im Fernsehen Reality-Dokus
zeigen. Hier können unsere MdBs dem Volk täglich in der guten Stube ganz nahe kommen und beweisen, daß und wie sie die vielfältigen Probleme im Rahmen ihrer täglichen Freizeit
meistern.
Die GEZ zieht ja Gebühren für „gutes Programm“ ein; deshalb freue ich mich schon jetzt auf spannende Fernsehabende und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen