Gestern wurde im TV mal wieder ein Filmzusammenschnitt der "wilden End-60èr Musikszenerie" gezeigt. Mit Interviews damaliger Promoter und
Zeitzeugen. Von Jimmy Hendrix über Doors, Janice Joplin, Iggy Pop, Prince, Donna Summer etc, etc.
Die Drogenhysterie der damaligen Superstars gipfelte in unaussprechlichen Happenings und selbstzerstörerischen Bühnen-Exzessen, mit widerlichem Boden-Gewälze der Frontschweine und mit pornoiden, mordlüsternen Texten und Publikumsbeschimpfungen im Wahn der Drogen,-und Alkohol-Wirkung.
Heute wird das alles als Ausbruch aus den Konventionen, den rassistischen Gesellschaftszuständen in den USA und als Beispiel für die Nähe von Genialität und Wahnsinn angesehen. Analog zu anderen, sogenannten Kunstformen jener Zeit.
In Wirklichkeit war es nichts weiter, als der Beginn jugendlicher Orientierungslosigkeit mit dem Ziel, in kürzester Zeit durch extreme Provokationen die Aufmerksamkeit der spießigen Masse und damit gewaltige Verkaufserfolge der Platten zu erreichen.
Ich bin mir sicher, dass die "Kometen, die - hell glühend - kurzzeitig die Beobachter in ihren Bann ziehen, um dann sehr schnell zu verglühen, aber stets in Erinnerung zu bleiben" (Ungefähre Aussage von Jim Morrison) eine virtuelle Weltflucht darstellten, die dann für viele damalige "Künstler" mit 27 ins Endstadium geriet - und letztlich nur ein mehr oder weniger lukrativer Selbstbetrug war.
Man versucht uns heute die damaligen Exzesse als notwendige Eruption von Kreativität zu verkaufen. All diejenigen, die bieder ohne Drogenexzesse wundervolle Musik machten, wie viele damalige Jazzmusiker, Unterhaltungsmusiker und Klassiker, wurden von den sensationsgeilen Medien ausgeklammert - und werden es noch heute. Eine Glorifizierung der Drogenszenerie der 60èr führt ja sogar heute zu dem Ansinnen, bspws. Marihuana für den Gebrauch frei zu geben. Es gab auch LSD-Päpste oder Gurus, die darin die Zukunftsdroge sahen, die alle Probleme dieser Welt lösen kann (von jedem der stoned ist, mag das so gefühlt werden).
Parallel zu dieser speziellen Musikszenerie damals - trat ja auch die Hippie-Bewegung mit angeblich friedlichen politischen Ideen auf.
Heute sind die ehemaligen Hippies alle im Kapitalismus bestens etabliert und vom volksverhetzenden Steinewerfer zum fetten Armani-Lobbyisten geworden.-
Unter Joschi Fischi sind erstmals nach dem WK II von deutschen Tornado-Piloten Bomben auf ein Nachbarvolk geworfen worden, die uns nichts getan hatten.
Der sogenannte Aufbruch in die Moderne war ein Rohrkrepierer. Wir stehen heute weder toleranter, noch weniger rassistisch, noch liberaler und umweltbewusster da, als damals. Leider !
Die heutige Musikszenerie hat nicht mehr den Anspruch zu provozieren. Stattdessen gibt es Jedem das Seine.
Der Versuch, mit Musik die Welt zu verändern ist gescheitert. Das hindert uns nicht daran, Musik als wichtiges Element eines lustvollen Lebens
- auch ohne Drogen - zu genießen.-
kataskopos