Eben dieser Opfer-Status ist äußerst zweifelhaft. Ich weiß nicht, ob Du den Plan Dalet kennst. In der deutschen Wikipedia findest Du so gut wie nichts dazu, die englische Ausgabe ist da sehr viel ausführlicher.
jede Nation unter Waffen hat einen Plan B im Panzerschrank. Auch die Tatsache, dass Frankreich den Israelis die A-Bombe verschaffte, gehört in diesen Kontext.
Nun ist es leider so, dass die Schrecken des Krieges für mich noch erlebte Realität waren, für die meisten hier weniger. Als solcher - wenn man all die 'Abenteuer' lebend überstanden hat - hat man eine andere Denke als die Generation danach. Die Schuld und die Sühne sind wirklicher als die Erzählungen von 'Oppa' damals, vor Stalingrad.
Wir wussten nichts von der Schuld der Deutschen den Juden gegenüber; gar nichts und erwachten nach '45 aus dem Albtraum der zerstörten Welt, in eine Welt der Schuld an der Ermordung ungezählter Menschen. Wach wurden wir eigentlich erst in den sechzigern, als der Auschwitz Prozess sich ankündigte. In den 50er gab es nur Korea und wir waren diesmal, glücklicherweise nicht dabei. Die Schule in der 50er vermittelte nichts, obwohl die Lehrer alle als Offiziere in der Wehrmacht gedient hatten. Schweigen im Walde. Dafür wussten wir, aus welcher Gegend die Vandalen kamen und wen Cäsar alles so verprügelt hatte.
Ich selbst habe kaum jüdische Menschen kennengelernt. Eine ältere Dame in Düsseldorf allerdings, welche mich wie ein Insekt musterte, ist mir in Erinnerung. Sind dies die gleichen Menschen, welche im Laufschritt zu ihrer Hinrichtung durch die deutsche Wehrmacht liefen; bange, dass sie zu spät zu ihrer Hinrichtung kommen? (es gibt Filmaufnahmen dieser Art, welche immer wieder aufsteigen).
Natürlich fehlt den jetzigen Deutschen in der Mehrheit diese Vergangenheit. Sie kennen nicht die eingebildete Schuld eines Kindes aus dieser Zeit. Die geizige, schlesische Großbäuerin welche uns über einem ungeheizten Raum über dem Pferdestall hausen ließ, weil wir als Evakuierte aus dem Rheinland, kein Arbeitspotenzial hatten. Meine Mutter durfte auf den Feldern arbeiten, welche jetzt den Polen gehören. Die Polen, welche uns Kindern schon mal was zusteckten, was die 'Herrin' nicht sehen durfte, weil sie sonst die polnischen Strafarbeiter hätte bestraft.
Die Brandbombe, welche ich in Bonn auf die Straßenbahnschiene schlug und aus welcher ein Feuerball schoss der mich glücklicherweise verschonte. Die toten, deutschen Bauern welche aufgehängt waren von den mißhandelten Zwangsarbeitern, die Flucht von rechts nach links und umgekehrt. Die Amis in Thüringen bei uns auf dem Bauernhof wo wir mal wieder gelandet waren. Der Luftkampf eines einsamen deutschen Fliegers überm Dorf (es war Mittelhausen in Sachsen-Anhalt, damals wohl in Thüringen gelegen), den er verlor und weit hinter dem Friedhof in einer schwarzen Wolke sein Leben beendete.
Der russische Soldat später, als die Amis das Land den Russen übergaben, welcher in der heißen Maisonne, die Flüchtenden mit Sack und Pack ängstigte, weil er eine Schranke, immer wieder bis in Kopfhöhe absenke und sie wieder hob, dabei grinste, wenn er die sich beschleunigten, über bepackten Menschen sah. Das riesige Flüchtlingslager in Friedland, wo ich 'stiften ging' und im Sanitätszelt von meiner Schwester gefunden wurde (ansonsten ich wohl ein Suchkind geworden wäre).
All dies und mehr reichte für mehr als ein Leben. Wir sind noch einmal davon gekommen, viele - auch Juden - aber nicht. Da wird auch nicht mehr relativiert, dass wir den Feuersturm von Dresden irgendwie nicht erlebten, weil der Zug nicht kam oder sonst eine andere Zufälligkeit, obwohl wir aus dem Glatzer-Bergland irgendwie über Dresden kamen. In einem überfüllten Zug, wo die Menschen auf den Dächern saßen ... nur weg von den Russen. Wo uns ein deutscher Offizier mit einer Pistole beschützte, weil halb irre Menschen in unser Abteil wollten.
Diese zu lang gewordene Beschreibung, wie man zu einer Ansicht, Einstellung gelangt muss lückenhaft sein. Aber eines solle sie zeigen, dass der Mensch nie des Menschen Feind sein sollte. Fortuna hat oft ihre Freude an den Spielchen der Menschen ... oft zu deren Schaden.
Die Juden waren immer Opfer ob ihrer Exklusivität. Und als sie es nicht mehr waren (im jetzigen Israel) nimmt man ihnen dies auch übel. Daher verlagert der gemeine Germane sein fehlendes 'Esprit de Corps', auf Flüchtlinge, damit er wieder (s)ein Opfer vor Augen hat. Und er läuft wieder hinter den Rattenfängern her, welche ihn erhöhen wollen, um ihn dann um so tiefer stürzen zu können. Er lernt eben nicht aus der Geschichte, sondern ist in seinem Murmeltierdasein gefangen.