Obama ist jetzt offiziell US-Kriegspräsident No. 1
2663 Tage "at war".
Von
Marc Röhlig
Das Weiße Haus hat zum Jubiläum keine Pressemitteilung veröffentlicht – und auch
US-Präsident Barack Obama twitterte lieber mal nichts. Es gab auch wenig zu feiern: Seit dem 6. Mai ist Barack Obama offiziell der US-Präsident mit den meisten Kriegstagen, das berichtet die
"New York Times".
Die USA führten unter der Regierung Obamas seit dessen Amtsantritt am 20. Januar 2009 bis zum 6. Mai
insgesamt 2663 Tage Krieg in verschiedenen Ländern. Zuvor hielt Obamas Vorgänger
George W. Bush mit 2662 Tagen den traurigen Rekord – vom Beginn des Afghanistankrieges am 7. Oktober 2001 bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2009.
In welchen Ländern kämpfen die USA derzeit?
US-Kräfte sind
in insgesamt sieben Ländern im Einsatz: Afghanistan, Irak, Pakistan, Somalia, Jemen, Libyen und Syrien. Nur in Afghanistan sind Soldaten mit einem offiziellen Mandat im Einsatz, in den meisten anderen Ländern fliegen die USA Luftangriffe oder entsenden Drohnen.
Syrien, Libyen und der Jemen waren unter Obama neu hinzugekommen –
Bush hatte zuvor bereits in den anderen vier Ländern gekämpft. Einige Berichte gehen allerdings davon aus, dass unter Bush bereits im Jemen und sogar den Philippinen Angriffe geflogen wurden. (
Politifact.com)
Die "Kriegslust" war laut einem Insiderbericht des ehemaligen US-Generals Wesley Clark lange vorbereitet worden: "If the only tool you have is a hammer, every problem has to look like a nail", sagte Clark in einem Interview über
die Kriegstaktik der Bush-Regierung. (Hier eine
Transkription des ganzen Interviews.)
Demnach hatte Washington vor, mehrere Länder zu destabilisieren:
Wieso lässt Obama in so vielen Ländern kämpfen?
Der US-Präsident war einst
mit dem Versprechen ins Amt gekommen, Amerikas Kriege zu beenden – nun führt er mehr als zuvor. Kritiker sagen daher, dass er den
Friedensnobelpreis 2009 noch vor seiner Amtszeit nicht verdient hat. Andere sagen, er ist vor allem abhängig von dem, was seine Vorgänger hinterlassen haben.
Die Bush-Regierung hatte den Krieg in
Afghanistan 2001 und im
Irak 2003 begonnen. In beiden Ländern wurde eine Regierung gestürzt, das sogenannte "nation building" danach scheiterte jedoch. Obama hat die Kriege geerbt – inklusive all dem, was über die Ländergrenzen hinaus wirkte:
- Die in Afghanistan gestürzten Taliban konzentrieren sich im Osten des Landes und auch im benachbarten Pakistan.
- Ehemalige Anhänger von Saddam Hussein in Irak haben die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gegründet.
- Seine Gewalt hat der IS ins benachbarte Syrien sowie nach Libyen und in den Jemen exportiert.
Krieg: Barack Obama ist der US-Präsident mit den meisten Kriegstagen | https://www.spiegel.de/panorama/krieg-barack-obama-ist-der-us-praesident-mit-den-meisten-kriegstagen-a-00000000-0003-0001-0000-000000567071