Ja ich versuche mich etwas in den Auslaendern hineinzuversetzen das habe ich immer getan, versucht alles von der anderen Perspektive zu sehen. Ich kenne mich ja auch und weiss was fuer Vorurteile ich gegen Auslaender habe, Ausserdem war ich selber viele Jahre im Ausland und weiss wie es sich anfuehlt von der Heimat abgeschnitten zu sein. Das ist schon fast ein Trauma, mir ging es auch so in Zentralamerika, wo ich auf einer Insel war, da hatte ich mir fuer 1000 Euro im Monat Buecher aus Deutschland kommen lassen, Filme, Musik, alles, egal was, das an die Deutsche Heimat erinnert. Haette es dort eine Deutsche Parallelgesellschaft gegeben waere ich dankend eingetreten.
Da unterscheiden wir uns, ich bin nach 2008 nach Südamerika emigriert. Hier gibt es auch eine Deutsche Gemeinde, Sportclubs, Restaurants, Theater etc., aber das interessiert mich kaum, ich vermisse Deutschland auch nicht. Die meiste Zeit bin ich mit Einheimischen zusammen, lebe mich gerade in die Familie meiner Freundin hinein. Kontakte habe ich hier eher zu Schweizern, deren Weltbild ist offener als das vieler hier ansässiger Deutscher.
Ja das gibt es auch, die Gutmenschen, Kirchenleute, die Auslaender gegenueber offen sind, aber seien wir ehrlich, die Mehrheit der Deutschen liebt die Auslaender nicht, und man glaubt man ist etwas besonderes. Das ist eigentlich universell, die Japaner denken auch die Koreaner sollten lieber Zuhause bleiben, die Honduraner moegen die Jamaikaner nicht, die Tutsi moegen die Hutu nicht usw. Aber Deutsche kommen da als besonders arrogant rueber, das weiss ich aus meinen Auflandsaufenthalten, wird sind Uebersee wirklich nicht beliebt.
Manchmal spielt der Neid da eine Rolle, oft aber auch kulturelle Unterschiede. Deutsche pflegen eine höfliche Distanz, haben ein gut gepflegtes Anwesen und erwarten qualifizierte Arbeit, das kommt Einheimischen oft wie Protz und Arroganz vor, egal, ob der Mensch dahinter das wirklich ist, zumal in ländlichen Regionen in Südamerika viele überhaupt keine reguläre Ausbildung gemacht haben, sich für qualifiziert halten und dann eine Arbeit ab liefern, wo alles krumm und schief ist. Viele machen halt den Fehler, statt den Handwerker für seine Arbeit zu loben, zu entlohnen und freundlich zu verabschieden (sich nächste Woche einen besseren zu suchen und die Arbeit zu beaufsichtigen), ihn vor den anderen zu beschimpfen. Dann ist man auf dem Land für lange Zeit unten durch.
Vielleicht ist mir das Problem, das du bei Deutschen siehst, nie so aufgefallen, weil ich für Deutsche wie ein Deutscher wirke, auf Ausländer aber unter Beachtung ihrer kulturellen Besonderheiten zu gehe, sie auf Augenhöhe und mit Respekt behandele, egal wir Arm oder Ungebildet sie sind, ihre Vor- und Nachteile respektiere und nicht mehr erwarte, als sie untereinander von sich erwarten würden. Wenn man in ein anderes Land geht, muss man seine Erwartungshaltung an die dortige Kultur anpassen, da haben aber nicht nur Deutsche ein Problem mit, Südamerikaner sind da auch nicht besser.
Die Deutschen machen es nicht absichtlich schwerer, die harten Jobansprueche gelten auch fuer Deutsche, die Sprache ist genauso schwierig fuer alle und Deutsche sind gegen andere Deutsche genauso reserviert und voreingenommen, manchmal noch mehr. Ich denke auch das Amerika eine bessere Integration erreicht hat. Das hat mit der Dominanz der Unterhaltungskultur Amerikas zu tun, wieviele der Deutschen wollen nicht Amerikaner sein, ich sehe selbst die Cowboy Clubs und US Autos, die Rock n Roll Clubs, Line Dancing Clubs usw, das geht allen Laendern so. Amerika hat es geschafft dank Hollywood, Pop Kultur usw ein sehr positives Bild von Amerika zu schaffen. Dann haben sie eigentlich keine Einheimische ansaessige, verwurzelte Kultur die sich versucht zu verteidigen (die Indianer sind eigentlich am Ende), nur vage Ideen, pursuit of happiness, Equality usw, wer wuerde da Nein sagen.
Die Distanz in der Deutschen Kultur verstehen viele nicht. Bewerten würde ich das weder positiv noch negativ. Amerikanische Kultur ist sicher ein verbindendes Element, manche betrachten das ja schon als Kulturimperialismus. Egal, so lange jeder frei entscheiden kann, was er konsumiert.
Auch dort sind die Schwarzen, Latinos, und auch Deutsche nach dem 2.WK, Anfeidungen ausgesetzt, auch dort ist die Integration nicht vorbehaltlos und mit Schwierigkeiten verbunden, die Vehemenz mit der Zaeune und Immigration immer wieder ein Thema sind zeigt das auch das Immigrantenland USA seine Probleme mit Zuwanderen hat. Es ist nicht einfach. Fuer Niemanden.
Es ist um so schwerer, je weniger persönliche Erfahrung man damit hat. Wer schon durch die Kinderstube zwei Kulturen kennen lernte, ist besser darauf vorbereitet.
Nenn es ruhig Vorurteil, sie treffen meist zu und kommen nicht von ungefaehr.
Ein Vorurteil ist Faktenunabhängig, man erkennt nur noch, was die eigene Meinung bestätigt, Ist die Meinung durch Erfahrung zustande gekommen und wird neuen Erfahrungen angepasst, kann sie kein Vorurteil sein.
Das ist ja eine dieser Tugenden in Deutschland, alle werden gleich behandelt, egal wer es ist, zumindest formell. Ich war mal in Kuba im Restaurant und bekam eine Speisekarte, die hat der Kellner dann schnell wegenommen. Er hatte mir aus Versehen die viel billigere Speisekarte fuer Einheimische gegeben. Das waere in Deutschland undenkbar.
Das ist fast in der ganzen 3.Welt so. Es gibt drei Preise, die für Bekannte, die für andere Bürger gleicher Ethnie und die für Ausländer. Streng genommen natürlich Diskriminierung.
Ja, und auch in Deutschland wird die Deutsche Kultur immer dominant sein, auch wenn sie sich aendert. Wir haben 80 Prozent Einheimische und brauchen uns da keine Sorgen zu machen, aber man muss es nicht zu verbissen zur Schau stellen wie in Deutschland. Das kommt von Deutschen nicht gut rueber, wir sind nun mal mit die schwierigsten Menschen die es gibt und nicht unbedingt beliebt bei anderen Voelkern, da muessen wird die nicht noch im eigenen Land als Minderwertige brandmarken wenn mir mit Ihnen zusammen leben muessen.
Die Sorgen enstehen auf lokaler Ebene, wenn sich andere Ethnien Separieren und lokal konzentrieren. Das ist unbedenklich, so lange die eingewanderte Kultur einigermaßen mit der europäischen Kompatibel ist. Wenn nicht, wird das zu Problemen führen.
Das tun sie eigentlich Tag fuer Tag, und da gibt es viele Beispiele wo das problemlos funktioniert, nur einige Werte lassen friedliches koexistieren nicht zu, ob das links autonomer Anarchismus oder Islamus ist, das gibt es leider auch und da muss man konsequenter und erbarmungsloser gegen vorgehen. Damit die friedliche, stille Mehrheit weiter in Frieden leben kann wie es fast alle wollen.
Einverstanden.
Wie gesagt es ist eh klar das die dominante Kultur Normen setzt, aber solange PGs nicht Werte haben die die friedliche Koexistenz und das Privateigentum gefaehrden koennte es fuer uns nuetzlich sein diese zu tolerieren. Haette man voellig intolerante dominante Kulturnormen in den 40gern in den USA gesetzt gaebe es heute keinen Jazz, Rock oder Pop Musik, diese Musik war auch Normenfremd und aus einer PG.
Diese Form der kulturellen Dominanz finde ich selbst nicht erstrebenswert, es geht mir im wesentlichen darum, humanistische Werte durch zu setzen, auf der Basis dieses Humanismus kann jeder seinen kulturellen Präferenzen nach gehen. Es ist ja nicht der Döner oder das Kopftuch, das stört, sondern Zwangsheirat, Ehrenmord und Kulturchauvinismus. Ich kann niemanden als Gleichberechtigt akzeptieren, der Meint, ein wertvollerer Mensch zu sein, sei es durch seinen Glauben, sei es durch seine Kultur oder ethnische Herkunft usw. Überlegen sind immer nur zivilisatorische Fähigkeiten, nicht die Kultur/Religion/Ethnie als solche.
Es gibt da ein Sprichwort, desto enger die Kette gelegt wird desto schneller wird sie durchbrochen. Ich denke es waere besser keine enge Deutsche Leitkulturkette um jeden Auslaender zu schnueren, das werden die sowieso nicht akzeptieren. Die dominante Kultur wird eh bleiben und die PGs sicher auch, da muss man nicht von Leitkultur reden und andere als minderwertiger ansehen. Sind sie eben auch nicht immer, denn so gut es in Deutschland ist, auch hier gibt es Verbesserungspotential und einige Dinge sind im Ausland besser.
Das geht auch gar nicht, weil dies Rechtlich gar nicht möglich ist. Kulturen sind letztlich gleichwertig, aber in Deutschland ist Deutsch nun mal hilfreich, eine Burka sehr hinderlich bei der Arbeitssuche und eine Zwangsheirat stellt ein Verbrechen dar, genau so, wie die Diskriminierung von Ungläubigen. Hier muss man eine Anpassung erzwingen, das verstehe ich unter Leitkultur. Der Rest ist Privatsache.
Das kam schon frueher mit den 68gern, die haben die Bildung mit ihrem Relativismus ruiniert. Deswegen sind wir jetzt auch auf dem Weg in eine neue Konversvative Geschichtsstroemung. Ob in China die Dekolltes zensiert werden, in Holland und Daenemark der Tierporno abgeschafft wird oder in England die Internetkonzerne sich selbst zensieren muessen, dieser neue Konservative Geist ist auf dem Vormarsch. Das ist gar nicht so schlecht.
Sehe ich auch so.