Interessante Sichtweise, zumal du den Deutschen hier von Außen betrachtest, dann aber von "wir" sprichst, sehr untypisch.
Ja ich versuche mich etwas in den Auslaendern hineinzuversetzen das habe ich immer getan, versucht alles von der anderen Perspektive zu sehen. Ich kenne mich ja auch und weiss was fuer Vorurteile ich gegen Auslaender habe, Ausserdem war ich selber viele Jahre im Ausland und weiss wie es sich anfuehlt von der Heimat abgeschnitten zu sein. Das ist schon fast ein Trauma, mir ging es auch so in Zentralamerika, wo ich auf einer Insel war, da hatte ich mir fuer 1000 Euro im Monat Buecher aus Deutschland kommen lassen, Filme, Musik, alles, egal was, das an die Deutsche Heimat erinnert. Haette es dort eine Deutsche Parallelgesellschaft gegeben waere ich dankend eingetreten.
Es stimmt schon, das auf dem Perfektionismus und der weitgehend vollständig geordneten Gesellschaft eine Art Arroganz aufgebaut wird, ich kenne da beide Fälle, sowohl einer kulturell abgeleiteten Überlegenheit, als auch einer kulturellen Aufgeschlossenheit, die auf Humanismus basiert.
Ja das gibt es auch, die Gutmenschen, Kirchenleute, die Auslaender gegenueber offen sind, aber seien wir ehrlich, die Mehrheit der Deutschen liebt die Auslaender nicht, und man glaubt man ist etwas besonderes. Das ist eigentlich universell, die Japaner denken auch die Koreaner sollten lieber Zuhause bleiben, die Honduraner moegen die Jamaikaner nicht, die Tutsi moegen die Hutu nicht usw. Aber Deutsche kommen da als besonders arrogant rueber, das weiss ich aus meinen Auflandsaufenthalten, wird sind Uebersee wirklich nicht beliebt.
Meines Erachtens wird es Ausländern dabei aber nicht schwerer gemacht, als in vielen anderen Ländern auch, ich würde eher anders herum argumentieren, das die USA hier besonders positiv heraus stechen bezüglich ihrer Integrationsleistung, aber klassische Einwanderungsländer wie die USA oder Australien haben eine andere herangehensweise an Patriotismus und Kultur, ihnen blieb in ihrer kurzen Entstehungsphase ja nur die Wahl zwischen unendlichem Bürgerkrieg oder einer umfassenden Akzeptanz einer multikulturellen Gesellschaft.
Die Deutschen machen es nicht absichtlich schwerer, die harten Jobansprueche gelten auch fuer Deutsche, die Sprache ist genauso schwierig fuer alle und Deutsche sind gegen andere Deutsche genauso reserviert und voreingenommen, manchmal noch mehr. Ich denke auch das Amerika eine bessere Integration erreicht hat. Das hat mit der Dominanz der Unterhaltungskultur Amerikas zu tun, wieviele der Deutschen wollen nicht Amerikaner sein, ich sehe selbst die Cowboy Clubs und US Autos, die Rock n Roll Clubs, Line Dancing Clubs usw, das geht allen Laendern so. Amerika hat es geschafft dank Hollywood, Pop Kultur usw ein sehr positives Bild von Amerika zu schaffen. Dann haben sie eigentlich keine Einheimische ansaessige, verwurzelte Kultur die sich versucht zu verteidigen (die Indianer sind eigentlich am Ende), nur vage Ideen, pursuit of happiness, Equality usw, wer wuerde da Nein sagen.
Auch dort sind die Schwarzen, Latinos, und auch Deutsche nach dem 2.WK, Anfeidungen ausgesetzt, auch dort ist die Integration nicht vorbehaltlos und mit Schwierigkeiten verbunden, die Vehemenz mit der Zaeune und Immigration immer wieder ein Thema sind zeigt das auch das Immigrantenland USA seine Probleme mit Zuwanderen hat. Es ist nicht einfach. Fuer Niemanden.
Ich würde auch nicht so tun, als sei jeder Vorbehalt ein Vorurteil.
Nenn es ruhig Vorurteil, sie treffen meist zu und kommen nicht von ungefaehr.
Selbst "zur Hälfte" Ausländer, Kind der ersten Gastarbeitergeneration, kenne ich beide Seiten. Eine Benachteiligung aufgrund meines Familiennamens habe ich nie erfahren, meine Leistungen waren allerdings auch meist überdurchschnittlich.
Das ist ja eine dieser Tugenden in Deutschland, alle werden gleich behandelt, egal wer es ist, zumindest formell. Ich war mal in Kuba im Restaurant und bekam eine Speisekarte, die hat der Kellner dann schnell wegenommen. Er hatte mir aus Versehen die viel billigere Speisekarte fuer Einheimische gegeben. Das waere in Deutschland undenkbar.
Eine friedliche Gesellschaft aufrecht zu erhalten, Integration, das setzt immer eine dominante Kultur voraus, die den Rahmen setzt. Das ist in den USA nicht anders.
Ja, und auch in Deutschland wird die Deutsche Kultur immer dominant sein, auch wenn sie sich aendert. Wir haben 80 Prozent Einheimische und brauchen uns da keine Sorgen zu machen, aber man muss es nicht zu verbissen zur Schau stellen wie in Deutschland. Das kommt von Deutschen nicht gut rueber, wir sind nun mal mit die schwierigsten Menschen die es gibt und nicht unbedingt beliebt bei anderen Voelkern, da muessen wird die nicht noch im eigenen Land als Minderwertige brandmarken wenn mir mit Ihnen zusammen leben muessen.
Es ist eine Illusion zu glauben, gegensätzliche Wertesysteme könnten auf gleichem Raum friedlich koexistieren.
Das tun sie eigentlich Tag fuer Tag, und da gibt es viele Beispiele wo das problemlos funktioniert, nur
einige Werte lassen friedliches koexistieren nicht zu, ob das links autonomer Anarchismus oder Islamus ist, das gibt es leider auch und da muss man konsequenter und erbarmungsloser gegen vorgehen. Damit die friedliche, stille Mehrheit weiter in Frieden leben kann wie es fast alle wollen.
Es muss eine Kraft geben, welche die Normen setzt, sei es im Alleingang, sei es gemeinsam, aber keinesfalls dürfen sich normenfremde Parallelgesellschaften bilden.
Wie gesagt es ist eh klar das die dominante Kultur Normen setzt, aber solange PGs nicht Werte haben die die friedliche Koexistenz und das Privateigentum gefaehrden koennte es fuer uns nuetzlich sein diese zu tolerieren. Haette man voellig intolerante dominante Kulturnormen in den 40gern in den USA gesetzt gaebe es heute keinen Jazz, Rock oder Pop Musik, diese Musik war auch Normenfremd und aus einer PG.
Der daraus entstehende Hass kann schnell außer Kontrolle geraten und ist dann nur noch sehr schwer wieder unter Kontrolle zu bringen. Es ist besser, dem von vornherein aus zu weichen, in dem man ein Wertesystem durch setzt, an das sich alle halten müssen
Es gibt da ein Sprichwort, desto enger die Kette gelegt wird desto schneller wird sie durchbrochen. Ich denke es waere besser keine enge Deutsche Leitkulturkette um jeden Auslaender zu schnueren, das werden die sowieso nicht akzeptieren. Die dominante Kultur wird eh bleiben und die PGs sicher auch, da muss man nicht von Leitkultur reden und andere als minderwertiger ansehen. Sind sie eben auch nicht immer, denn so gut es in Deutschland ist, auch hier gibt es Verbesserungspotential und einige Dinge sind im Ausland besser.
Der in den 90ern sich langsam durchsetzende Warterelativismus hat da aber tiefe Kerben geschlagen.
Das kam schon frueher mit den 68gern, die haben die Bildung mit ihrem Relativismus ruiniert. Deswegen sind wir jetzt auch auf dem Weg in eine neue Konversvative Geschichtsstroemung. Ob in China die Dekolltes zensiert werden, in Holland und Daenemark der Tierporno abgeschafft wird oder in England die Internetkonzerne sich selbst zensieren muessen, dieser neue Konservative Geist ist auf dem Vormarsch. Das ist gar nicht so schlecht.