Sehr geehrter Herr Bendert, der Papst hat ganz bewusst den Begriff Konzentrationslager gewählt. Jedoch keinen Bezug auf die faschistischen Vernichtungslager hergestellt. Wenn man die Bilder an der ungarischen Grenze gesehen hat, weiss man auch, wovon Papst Franziskus spricht, wenn er sich auf Lesbos von den Verhältnissen persönlich überzeugt hat. Europa hat ca. 500 Millionen Einwohner, die EU hätte keinerlei Problem, die von ihrer Politik mitverursachten Flüchtlinge koordiniert zu integrieren. Für 1700 Milliarden US-$/a leistet die Welt sich Rüstungsaufwendungen, um immer wieder durch Konflikte und provozierte Kriege erneut Elend und Flüchtlinge sowie Terror zu erzeugen, damit Hein Blöd und Klein Erna klargemacht werden kann, dass man noch mehr rüsten muss, dass der "Böse Russe, Chinese, oder Muslim" schon fast in der Stube steht und ihr "Luxusleben" bedroht.
Kein Land der Dritten Welt, kein Schwellenland konnte sich bisher aus der Bevormundung des Westens befreien. Dem Kolonialismus ist eine verschärfte Form des Neokolonialismus gefolgt, mit vom Westen gekauften Despoten, die die Völker noch schärfer ausplündern als es sich die ehemaligen Kolonialherren je träumen ließen. Die Menschen sind nicht freiwillig auf der Flucht, schon gar nicht jene aus Somalia, Tschad, Sudan, Nigeria, und absolut nicht jene aus Afghanistan, Irak, Syrien oder Palästina. Ägypten, Tunesien, Marokko, Westsahara, Mali etc. sind auch nicht gerade demokratische Vorbilder, in denen man als Einheimischer sich eine solide Existenz aufbauen kann.
Wir brauchen eine gerechtere Weltordnung, dann versiegen auch die Flüchtlingsströme.
Grüsse vom grauen kater
Hallo grauer Kater,
die Bedingungen in den Flüchtlingslagern mögen nicht komfortabel und ideal sein, gleichwohl gibt es dazu keine Alternative - und verhungern muß dort auch niemand.
Wenn Du schreibst, die EU mit ihren 500 Millionen Einwohnern hätte "keine Probleme" ein paar Millionen "Flüchtlinge koordiniert zu integrieren", dann ist doch wohl der Wunsch der Vater des Gedankens, oder!? Zum einen sind etliche der neueren Mitgliedsländer selbst bestenfalls als Schwellenländer zu betrachten und verfügen weder über die erforderliche Wirtschaftsleistung noch über eine adäquate Infrastruktur, um Flüchtlinge aufzunehmen, schon gar nicht solche, die zu keinerlei Integration in der Lage sind, geschweige denn ihren Aufnahmeländern irgendeinen Mehrwert böten. Es verbleiben nach dem Austritt Großbritanniens allenfalls noch Frankreich und Deutschland, die die notwendigen Voraussetzungen mitbringen, eine organisierte Zuwanderung und die gleichzeitige Aufnahme größerer Mengen Asylberechtigter zu verkraften. Damit reden wir nicht über 500 Millionen Europäer, sondern über allenfalls rund 150 Millionen - in zwei dicht besiedelten Ländern, in denen es auch OHNE Massenimmigration enorme soziale und kulturelle Spannungen gibt. Daß eine problemlose Integration der Migranten NICHT möglich ist, kannst Du Tag für Tag in jeder beliebigen Tageszeitung nachlesen, wenn Du es nicht vorziehst, Radio oder Fernsehen als Nachrichtenquelle zu nutzen.
Nochmals: der Begriff "Konzentrationslager" ist schlicht unangemessen. Er verharmlost das Grauen, das sich mit diesem Begriff verbindet, das Grauen des millionenfachen, systematischen Mordes an Menschen, deren einziger "Fehler" darin bestanden hatte, der falschen Religion anzugehören oder das falsche Parteibuch zu führen. Nur Narren oder Agitatoren mißbrauchen diesen Kontext für ihre Zwecke.
Die Flüchtlingslager heute hingegen dienen der Aufnahme von Migranten aller Art, vom Wirtschaftsflüchtling bis hin zum Kriegs- oder Bürgerkriegsopfer. Die Alternative wäre, die Menschen stante pede zurück ins Meer zu treiben; ich glaube kaum, daß das - abgesehen vielleicht von ein paar Psychopathen - irgend jemand ernsthaft in Betracht zöge. Sie dienen (und genau darin unterscheiden sie sich von Internierungslagern) NICHT dazu, Menschen dauerhaft festzusetzen oder sie gar in Analogie zu den deutschen KZ systematisch zu töten, sondern vielmehr dazu, sowohl die europäische Bevölkerung vor einer unkontrollierten Massenzuwanderung zu schützen, insbesondere aber auch die Migranten selbst (die ohne diese Maßnahme nur als Illegale in Europa leben könnten, d.h.: ohne Zugang zu Sozialleistungen aller Art, einschließlich der Versorgung mit Obdach und Nahrung).
Ich gehe davon aus, daß es dem Papst bei seiner Wortwahl vor allem darum ging, pointiert auf Mißstände hinzuweisen und zu polarisieren. Das mag als Mittel der Rhetorik nicht grundsätzlich verwerflich sein, ist aber in diesem Kontext und in diesem speziellen Beispiel schlicht ein Griff in den sprachlichen Abort.
Zu Deinen Ausführungen über die Deiner Ansicht nach maßgeblichen Auslöser der Flüchtlingsströme möchte ich mich hier nicht weiter auslassen, ich sehe das grundlegend anders als Du und denke, daß Du es Dir - und daran habe ich keinen Zweifel!!! - aus den anerkennenswertesten Gründen zu einfach machst. Aber das ist hier nicht das Thema, fürchte ich.
Gruß -
Bendert