Papst Franziskus hat von Konzentrationslagern gesprochen, nicht vom III. Reich. Die ersten "Concentration Camps", zu deutsch: Konzentrationslager (KZ) haben die Briten errichtet. Die Menschen wurden dort zusammengepfercht und bei Notrationen gerade so am Leben erhalten. Auch der Archipel Gulag erfüllte ähnliche Aufgaben. Man darf auch nicht vergessen, dass die Flüchlingsproblematik eine direkte Folge westlicher Wirtschaftpolitik darstellt und die Destabilisierung des Nahen und Mittleren Ostens sowie großer Teile insbesondere Nordafrikas durch die USA und Westeuropa die derzeitige Situation geschaffen haben. Dass Griechenland die Mittel nicht aufbringen kann, ebensowenig Italien oder die übrigen Balkanstaaten die Flüchtlinge zu versorgen, ist ein EU Problem. Den USA ist das natürlich recht, weil es die Einigung Europas unmterminiert.
Hallo grauer kater,
es mag wohl sein, daß die Deutschen die Konzentrationslager nicht erfunden haben, gleichwohl ist der Begriff durch die KZ in Deutschland während der nationalsozialistischen Diktatur geprägt; auch hat allenfalls Rußland in diesen Camps ein auch nur annähernd vergleichbares Morden ausgeführt. Der Begriff ist eindeutig mit dem systematischen Mord an zwangsinternierten Juden und Systemkritikern aller Art assoziiert. Man wird unterstellen dürfen, daß das auch dem Papst nicht neu ist, insofern kann kein Zweifel daran bestehen, daß er diese Assoziation durchaus gewollt hat und nicht allgemein von Internierungslagern gesprochen hat.
Aber selbst wenn der Vergleich mit den deutschen Konzentrationslagern NICHT gewollt gewesen wäre, bleibt immer noch der Aspekt der Freiwilligkeit: NIEMAND ist in einem Flüchtlingslager zwangsinterniert. Sie alle haben ihre Herkunftsländer freiwillig verlassen und nur die wenigsten von ihnen sind vor tatsächlicher Bedrohung an Leib und Leben geflohen. Insofern ist der Begriff "Flüchtlingslager" sicherlich auch irreführend. Ich bleibe bei meiner Auffassung, daß Begriffe, die in Anlehnung an Ereignisse, Zustände etc. während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland heutzutage inflationäre Verwendung finden - und damit die Millionen und Abermillionen Opfer der damaligen Zeit buchstäblich verhöhnt werden.
Ob die Flüchtlingsproblematik eine direkte oder indirekte Folge westlicher Wirtschaftspolitik darstellt, ebenso wie die Frage, ob die Destabilisierung des nahen und mittleren Ostens / Nordafrikas - kurz gesagt: der islamischen Welt - tatsächlich auf westliche "Initiative" zurückzuführen sind, darf und muß man stark bezweifeln; diese einseitige Betrachtung der Ursachen läßt die Eigenverantwortung der dortigen Staaten unter den Tisch fallen und stellt in gewisser Weise einen modernen Kolonialismus dar. Man enthebt Staaten ihrer Eigenverantwortung, beschuldigt sich selbst und macht aus ihnen Opfer. Auch eine Form der Entmündigung, weil es der Logik folgt, man selbst sei der Schlüssel zu allem, was auf der Welt geschieht - und müsse weite Teile Afrikas ans Händchen nehmen wie Kleinkinder.
Diese Form des didaktischen Sendungsbewußtseins ist übrigens speziell in Deutschland extrem ausgeprägt und nimmt mittlerweile skurrile Formen an: man denke nur an die Wahlen in den USA, wo sich die deutsche Politik (als Stellvertreter unseres Volkes) nicht entblödet hat, den amerikanischen Wählern Ratschläge zu geben bzw. sie nach der Wahl für ihre "Dummheit" zu rüffeln; oder aktuell: die Wahlen in Frankreich, wo deutsche Minister sich berufen fühlen, den französischen Wählern buchstäblich ins Gewissen zu reden, wen oder was sie zu wählen hätten und welche Konsequenzen sie zu gewärtigen hätten, wenn sie sich nicht für den im deutschen Sinne "richtigen" Kandidaten entschieden.
Der Papst ist sicherlich zumindest für die katholischen Christen eine moralische Instanz. Legitimiert durch das Vertrauen auf Gott. Das gibt ihm, im Gegensatz zu den politischen Claqueuren aller Art, das Recht und sogar die Pflicht, auch politische Vorgänge/Phänomene/Ereignisse/Situationen moralisch einzuordnen. Ganz sicher ist die Unterbringung von Millionen Menschen in Lagern - unter teils inhumanen Bedingungen - nicht das, was das christliche Prinzip der Nächstenliebe vorschreibt, zumindest nicht auf den ersten Blick: Matthäus 25, z.B.
Aber ist damit gemeint, daß man die Not vergrößern sollte, indem man durch Komfort-Versorgung Gestrandeter stets neue Not schafft?
Ich glaube: NEIN.
Ich glaube, daß davon die Rede ist, Menschen eine Chance auf ein selbstständiges(!) Überleben zu sichern, die ohne Hilfe keine hätten. Nicht weniger. Aber auch nicht mehr.
Gruß -
Bendert