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Dies ist eine Replik auf "Das Versagen der alternativen Medien - Wie diese den Job der Massenmedien übernehmen"
Früher, als ich noch ein Kind war, Breshnew noch Präsident der Sojetunion war und ich wie so viele andere in meiner Umgebung noch an den unabwendbaren Sieg des Sozialismus über den längst im Verfall betstehenden Kapitalismus glaubte, da war tatsächlich Karl-Eduard von Schnitzlers "Der schwarze Kanal" eine meiner Lieblings-Sendungen. Das hatte aber weniger mit Sudel-Edes Ausführungen zu tun, die für mich entweder vorhersehbar oder in ihrer philosophioschen Komplexität nicht mehr nachzuvollziehen waren. Interessanter war, dass in dieser Sendung des DDR-Fernsehens Ausschnitte aus dem Westfernsehen gezeigt wurden. Ich fand es interessant zu sehen, dass die Probleme des Kapitalismus so imminent waren, dass die - in meinen Augen erstaunlich moderat verpackte - westliche Propaganda gar nicht anders konnte, als sie offen zuzugeben.
Es brauchte ein paar Jahre, bis ich mir fragte, warum das Ostfernsehen zwar über westliche Probleme berichtet, die dort auch zugegeben oder zumindest entschärft wurden - man aber bei Problemen in der DDR, über die das Westfernsehen berichtete, nie ein Abstreiten oder eine Richtigstellung im "Schwarzen Kanal" zu sehen bekam. Zudem konnte man zwar die DDR bis zum Gehtnichtmehr lieben, musste aber trotzdem zugeben, dass es hie und da Probleme gab - über die im eigenen Fernsehen nie berichtet wurde.Irgendwann war man an diesem Punkt, wo man Westfernsehen gucken musste, um zu wissen, was in der Heimat wirklich los ist. Ohne Westfernsehen hätt ich nie etwas über die Umwelt-Bibliothek in meiner unmittelbaren Nachbarschaft erfahren.
Es gibt dieses Narrativ, die heutigen Mainstream-Medien in derselben Position wie damals das DDR-Fernsehen zu sehen. Doch im Grunde hat sich an der hiesigen Medienlandschaft nur wenig geändert: der Vorwurf lautet meistens nicht, das NICHT über gewisse Themen berichtet wird. Sondern WIE. Das "Westfernsehen", das heute wohl eher "Wertewestfernsehen" heisst, ist für einige immer noch der Hort der Desinformation, der Propaganda und des Nicht-Darüber-Berichtens. Aber in der Realität decken die Medien nicht nur sehr viele Themen ab und gehen erstaunlich in die Tiefe. Nein, sie werden auch oft von ihren Kritikern zitiert. Frei nach "schaut nur, selbst die berichten darüber"!
Bei vielen alternativen Medien heutzutage werd ich das Gefühl nicht los, Sudel-Ede in abgewandelter Form zu sehen. Ich will jetzt nicht darüber urteilen, wie richtig oder falsch dieser Mann lag. Ich denke, er ist, trotz allem, von der Geschichte eingeholt worden. Alternative Medien machen nur dann Sinn, wenn sie über Themen berichten, über die die Massenmedien nicht berichten wollen, und sei es nur, dass diese annehmen, das Interesse dafür sei nicht da. Die gesellschaftliche Akzeptanz sei nicht da. Oder das Thema sei viel zu spezifisch und komplex, um von Otto Normalverbraucher überhaupt verstanden zu werden.
Die Umwelt-Bibliothek wurde 1998 aufgelöst. Ihre Medium, der Telegraph, existiert aber immer noch.
Früher, als ich noch ein Kind war, Breshnew noch Präsident der Sojetunion war und ich wie so viele andere in meiner Umgebung noch an den unabwendbaren Sieg des Sozialismus über den längst im Verfall betstehenden Kapitalismus glaubte, da war tatsächlich Karl-Eduard von Schnitzlers "Der schwarze Kanal" eine meiner Lieblings-Sendungen. Das hatte aber weniger mit Sudel-Edes Ausführungen zu tun, die für mich entweder vorhersehbar oder in ihrer philosophioschen Komplexität nicht mehr nachzuvollziehen waren. Interessanter war, dass in dieser Sendung des DDR-Fernsehens Ausschnitte aus dem Westfernsehen gezeigt wurden. Ich fand es interessant zu sehen, dass die Probleme des Kapitalismus so imminent waren, dass die - in meinen Augen erstaunlich moderat verpackte - westliche Propaganda gar nicht anders konnte, als sie offen zuzugeben.
Es brauchte ein paar Jahre, bis ich mir fragte, warum das Ostfernsehen zwar über westliche Probleme berichtet, die dort auch zugegeben oder zumindest entschärft wurden - man aber bei Problemen in der DDR, über die das Westfernsehen berichtete, nie ein Abstreiten oder eine Richtigstellung im "Schwarzen Kanal" zu sehen bekam. Zudem konnte man zwar die DDR bis zum Gehtnichtmehr lieben, musste aber trotzdem zugeben, dass es hie und da Probleme gab - über die im eigenen Fernsehen nie berichtet wurde.Irgendwann war man an diesem Punkt, wo man Westfernsehen gucken musste, um zu wissen, was in der Heimat wirklich los ist. Ohne Westfernsehen hätt ich nie etwas über die Umwelt-Bibliothek in meiner unmittelbaren Nachbarschaft erfahren.
Es gibt dieses Narrativ, die heutigen Mainstream-Medien in derselben Position wie damals das DDR-Fernsehen zu sehen. Doch im Grunde hat sich an der hiesigen Medienlandschaft nur wenig geändert: der Vorwurf lautet meistens nicht, das NICHT über gewisse Themen berichtet wird. Sondern WIE. Das "Westfernsehen", das heute wohl eher "Wertewestfernsehen" heisst, ist für einige immer noch der Hort der Desinformation, der Propaganda und des Nicht-Darüber-Berichtens. Aber in der Realität decken die Medien nicht nur sehr viele Themen ab und gehen erstaunlich in die Tiefe. Nein, sie werden auch oft von ihren Kritikern zitiert. Frei nach "schaut nur, selbst die berichten darüber"!
Bei vielen alternativen Medien heutzutage werd ich das Gefühl nicht los, Sudel-Ede in abgewandelter Form zu sehen. Ich will jetzt nicht darüber urteilen, wie richtig oder falsch dieser Mann lag. Ich denke, er ist, trotz allem, von der Geschichte eingeholt worden. Alternative Medien machen nur dann Sinn, wenn sie über Themen berichten, über die die Massenmedien nicht berichten wollen, und sei es nur, dass diese annehmen, das Interesse dafür sei nicht da. Die gesellschaftliche Akzeptanz sei nicht da. Oder das Thema sei viel zu spezifisch und komplex, um von Otto Normalverbraucher überhaupt verstanden zu werden.
Die Umwelt-Bibliothek wurde 1998 aufgelöst. Ihre Medium, der Telegraph, existiert aber immer noch.