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https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1989_3_1_nicosia.pdf
Wenn die Geschichte dieser Beziehungen und damit auch diese Interpretationen einen klaren Anfangspunkt hatten, so lag er in der übereinstimmenden Weigerung von Zionisten und Antisemiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Emanzipation und Assimilation der Juden als eine erstrebenswerte Lösung der jüdi-schen Frage zu betrachten. In seinem Buch „Der Judenstaat" verkündete Theodor Herzl eine fundamentale Voraussetzung des politischen Zionismus, die den zeitge-nössischen Antisemiten gefallen mußte. Herzl erklärte den modernen Rassenantise-mitismus zur unvermeidlichen Folge der Emanzipation der Juden und ihrer Assimi-lation: „Unser heutiger Antisemitismus darf nicht mit dem religiösen Judenhasse früherer Zeiten verwechselt werden, wenn der Judenhaß auch in einzelnen Ländern noch jetzt eine konfessionelle Färbung hat. Der große Zug der judenfeindlichen Bewegung ist heute ein anderer. In den Hauptländern des Antisemitismus ist dieser eine Folge der Judenemanzipation." Indem Herzl Emanzipation und Assimilation als Hauptursachen des modernen Antisemitismus herausstellte, lehnte er sie als Lösung der jüdischen Frage entschieden ab: „Das Wundermittel der Assimilierung haben wir schon erörtert. So ist dem Antisemitismus nicht beizukommen. Er kann nicht behoben werden, solange seine Gründe nicht behoben sind."2 Die einzige rea-listische Lösung, sowohl für Juden wie für Nicht-Juden, erblickte Herzl letztlich in der Aufhebung der Diaspora. Die Juden sollten sich als eine eigene „Volksgemein-schaft" betrachten und mehrheitlich in einen unabhängigen jüdischen Staat in Palä-stina oder andernorts auswandern: „So sind und bleiben wir denn, ob wir es wollen oder nicht, eine historische Gruppe von erkennbarer Zusammengehörigkeit. Wir sind ein Volk. (...) Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden."3 Im Europa des 19. Jahrhunderts teilten die Zionisten mit vielen Nationalisten und den Antisemiten die Überzeugung von der völkischen Unantastbarkeit und Eigen-ständigkeit der verschiedenen Völkergemeinschaften und der Wünschbarkeit von Staaten auf völkischer Grundlage. Herders grundsätzliche Bemerkungen fanden all-gemeine Zustimmung: „Der natürlichste Staat ist also auch ein Volk, mit einem Nationalcharakter. (...) Nichts scheint also dem Zweck der Regierungen so offen-bar entgegen als die wilde Vermischung der Menschengattungen und Nationen unter einem Zepter."4 Begriffe wie Nationalität und Rasse waren auch für die ZionWenn die Geschichte dieser Beziehungen und damit auch diese Interpretationen einen klaren Anfangspunkt hatten, so lag er in der übereinstimmenden Weigerung von Zionisten und Antisemiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Emanzipation und Assimilation der Juden als eine erstrebenswerte Lösung der jüdi-schen Frage zu betrachten. In seinem Buch „Der Judenstaat" verkündete Theodor Herzl eine fundamentale Voraussetzung des politischen Zionismus, die den zeitge-nössischen Antisemiten gefallen mußte. Herzl erklärte den modernen Rassenantise-mitismus zur unvermeidlichen Folge der Emanzipation der Juden und ihrer Assimi-lation: „Unser heutiger Antisemitismus darf nicht mit dem religiösen Judenhasse früherer Zeiten verwechselt werden, wenn der Judenhaß auch in einzelnen Ländern noch jetzt eine konfessionelle Färbung hat. Der große Zug der judenfeindlichen Bewegung ist heute ein anderer. In den Hauptländern des Antisemitismus ist dieser eine Folge der Judenemanzipation." Indem Herzl Emanzipation und Assimilation als Hauptursachen des modernen Antisemitismus herausstellte, lehnte er sie als Lösung der jüdischen Frage entschieden ab: „Das Wundermittel der Assimilierung haben wir schon erörtert. So ist dem Antisemitismus nicht beizukommen. Er kann nicht behoben werden, solange seine Gründe nicht behoben sind."2 Die einzige rea-listische Lösung, sowohl für Juden wie für Nicht-Juden, erblickte Herzl letztlich in der Aufhebung der Diaspora. Die Juden sollten sich als eine eigene „Volksgemein-schaft" betrachten und mehrheitlich in einen unabhängigen jüdischen Staat in Palä-stina oder andernorts auswandern: „So sind und bleiben wir denn, ob wir es wollen oder nicht, eine historische Gruppe von erkennbarer Zusammengehörigkeit. Wir sind ein Volk. (...) Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden."3 Im Europa des 19. Jahrhunderts teilten die Zionisten mit vielen Nationalisten und den Antisemiten die Überzeugung von der völkischen Unantastbarkeit und Eigen-ständigkeit der verschiedenen Völkergemeinschaften und der Wünschbarkeit von Staaten auf völkischer Grundlage. Herders grundsätzliche Bemerkungen fanden all-gemeine Zustimmung: „Der natürlichste Staat ist also auch ein Volk, mit einem Nationalcharakter. (...) Nichts scheint also dem Zweck der Regierungen so offen-bar entgegen als die wilde Vermischung der Menschengattungen und Nationen unter einem Zepter."4 Begriffe wie Nationalität und Rasse waren auch für die Zionbilden, sei es in Palästina oder anderswo. Auch Adolf Stoeckers Christlich-soziale Partei machte sich für eine Rückkehr der deutschen Juden nach Palästina stark11.. Noch während des Ersten Weltkriegs bildeten prominente Juden und Nicht-Juden 1918 das erste deutsche „Pro-Palästina Komitee", um die neue Politik der Regie-rung zu unterstützen, die ein jüdisches Staatswesen in Palästina offiziell zu einem deutschen Kriegsziel erklärte. Das Komitee erfreute sich der Unterstützung konser-vativer Politiker, die darauf hofften, den Zustrom osteuropäischer Juden von Deutschland nach Palästina umlenken und vielleicht auch einige deutsche Juden zur Auswanderung ermuntern zu können12. Schließlich betrachteten in der Weimarer Republik so prominente Antisemiten wie Wilhelm Stapel, Hans Blüher, Max Wundt und der evangelische Pastor Johann Peperkorn den Zionismus als eine vernünftige Lösung der „Judenfrage"13.
Wenn die Geschichte dieser Beziehungen und damit auch diese Interpretationen einen klaren Anfangspunkt hatten, so lag er in der übereinstimmenden Weigerung von Zionisten und Antisemiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Emanzipation und Assimilation der Juden als eine erstrebenswerte Lösung der jüdi-schen Frage zu betrachten. In seinem Buch „Der Judenstaat" verkündete Theodor Herzl eine fundamentale Voraussetzung des politischen Zionismus, die den zeitge-nössischen Antisemiten gefallen mußte. Herzl erklärte den modernen Rassenantise-mitismus zur unvermeidlichen Folge der Emanzipation der Juden und ihrer Assimi-lation: „Unser heutiger Antisemitismus darf nicht mit dem religiösen Judenhasse früherer Zeiten verwechselt werden, wenn der Judenhaß auch in einzelnen Ländern noch jetzt eine konfessionelle Färbung hat. Der große Zug der judenfeindlichen Bewegung ist heute ein anderer. In den Hauptländern des Antisemitismus ist dieser eine Folge der Judenemanzipation." Indem Herzl Emanzipation und Assimilation als Hauptursachen des modernen Antisemitismus herausstellte, lehnte er sie als Lösung der jüdischen Frage entschieden ab: „Das Wundermittel der Assimilierung haben wir schon erörtert. So ist dem Antisemitismus nicht beizukommen. Er kann nicht behoben werden, solange seine Gründe nicht behoben sind."2 Die einzige rea-listische Lösung, sowohl für Juden wie für Nicht-Juden, erblickte Herzl letztlich in der Aufhebung der Diaspora. Die Juden sollten sich als eine eigene „Volksgemein-schaft" betrachten und mehrheitlich in einen unabhängigen jüdischen Staat in Palä-stina oder andernorts auswandern: „So sind und bleiben wir denn, ob wir es wollen oder nicht, eine historische Gruppe von erkennbarer Zusammengehörigkeit. Wir sind ein Volk. (...) Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden."3 Im Europa des 19. Jahrhunderts teilten die Zionisten mit vielen Nationalisten und den Antisemiten die Überzeugung von der völkischen Unantastbarkeit und Eigen-ständigkeit der verschiedenen Völkergemeinschaften und der Wünschbarkeit von Staaten auf völkischer Grundlage. Herders grundsätzliche Bemerkungen fanden all-gemeine Zustimmung: „Der natürlichste Staat ist also auch ein Volk, mit einem Nationalcharakter. (...) Nichts scheint also dem Zweck der Regierungen so offen-bar entgegen als die wilde Vermischung der Menschengattungen und Nationen unter einem Zepter."4 Begriffe wie Nationalität und Rasse waren auch für die ZionWenn die Geschichte dieser Beziehungen und damit auch diese Interpretationen einen klaren Anfangspunkt hatten, so lag er in der übereinstimmenden Weigerung von Zionisten und Antisemiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Emanzipation und Assimilation der Juden als eine erstrebenswerte Lösung der jüdi-schen Frage zu betrachten. In seinem Buch „Der Judenstaat" verkündete Theodor Herzl eine fundamentale Voraussetzung des politischen Zionismus, die den zeitge-nössischen Antisemiten gefallen mußte. Herzl erklärte den modernen Rassenantise-mitismus zur unvermeidlichen Folge der Emanzipation der Juden und ihrer Assimi-lation: „Unser heutiger Antisemitismus darf nicht mit dem religiösen Judenhasse früherer Zeiten verwechselt werden, wenn der Judenhaß auch in einzelnen Ländern noch jetzt eine konfessionelle Färbung hat. Der große Zug der judenfeindlichen Bewegung ist heute ein anderer. In den Hauptländern des Antisemitismus ist dieser eine Folge der Judenemanzipation." Indem Herzl Emanzipation und Assimilation als Hauptursachen des modernen Antisemitismus herausstellte, lehnte er sie als Lösung der jüdischen Frage entschieden ab: „Das Wundermittel der Assimilierung haben wir schon erörtert. So ist dem Antisemitismus nicht beizukommen. Er kann nicht behoben werden, solange seine Gründe nicht behoben sind."2 Die einzige rea-listische Lösung, sowohl für Juden wie für Nicht-Juden, erblickte Herzl letztlich in der Aufhebung der Diaspora. Die Juden sollten sich als eine eigene „Volksgemein-schaft" betrachten und mehrheitlich in einen unabhängigen jüdischen Staat in Palä-stina oder andernorts auswandern: „So sind und bleiben wir denn, ob wir es wollen oder nicht, eine historische Gruppe von erkennbarer Zusammengehörigkeit. Wir sind ein Volk. (...) Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden."3 Im Europa des 19. Jahrhunderts teilten die Zionisten mit vielen Nationalisten und den Antisemiten die Überzeugung von der völkischen Unantastbarkeit und Eigen-ständigkeit der verschiedenen Völkergemeinschaften und der Wünschbarkeit von Staaten auf völkischer Grundlage. Herders grundsätzliche Bemerkungen fanden all-gemeine Zustimmung: „Der natürlichste Staat ist also auch ein Volk, mit einem Nationalcharakter. (...) Nichts scheint also dem Zweck der Regierungen so offen-bar entgegen als die wilde Vermischung der Menschengattungen und Nationen unter einem Zepter."4 Begriffe wie Nationalität und Rasse waren auch für die Zionbilden, sei es in Palästina oder anderswo. Auch Adolf Stoeckers Christlich-soziale Partei machte sich für eine Rückkehr der deutschen Juden nach Palästina stark11.. Noch während des Ersten Weltkriegs bildeten prominente Juden und Nicht-Juden 1918 das erste deutsche „Pro-Palästina Komitee", um die neue Politik der Regie-rung zu unterstützen, die ein jüdisches Staatswesen in Palästina offiziell zu einem deutschen Kriegsziel erklärte. Das Komitee erfreute sich der Unterstützung konser-vativer Politiker, die darauf hofften, den Zustrom osteuropäischer Juden von Deutschland nach Palästina umlenken und vielleicht auch einige deutsche Juden zur Auswanderung ermuntern zu können12. Schließlich betrachteten in der Weimarer Republik so prominente Antisemiten wie Wilhelm Stapel, Hans Blüher, Max Wundt und der evangelische Pastor Johann Peperkorn den Zionismus als eine vernünftige Lösung der „Judenfrage"13.