150 Jahre SPD Die Asche und die Glut
Wenn das sozialdemokratische Fühlen und Denken in 150 Jahren das ganze Land geprägt haben, braucht dann Deutschland die Sozialdemokratische Partei überhaupt? Ja.
Die SPD hat alles Recht, diese Woche mit Stolz ihre 150-jährige Geschichte zu feiern. Es muss schon eine große Idee sein, die Menschen im noch weitgehend agrarisch geprägten Deutschland in einer Organisation zusammengeführt hat, die dann alle schrecklichen Stürme der Geschichte überstand und schließlich die Hightech- und Wissensgesellschaft der Gegenwart prägt.
Die SPD wirkt bis heute als politische Macht, und ohne sie kann man sich die Bundesrepublik gar nicht vorstellen. Soziale Gerechtigkeit und Freiheit zu verbinden, erweist sich als ein Versprechen, das von 1863 bis jetzt an Anziehungskraft wenig verloren hat.
Zum Geburtstag in Leipzig gratuliert den Sozialdemokraten am Donnerstag neben Bundespräsident Joachim Gauck auch der französische Präsident Francois Hollande. Von einem der Gründer seiner Französischen Sozialistischen Partei, nämlich von Jean Jaurès, stammt der Satz, wonach Tradition nicht die Anbetung von Asche bedeutet, sondern das Schüren der Glut. Es könnte der SPD durchaus helfen, wenn sie sich im mühsamen Alltag des politischen Geschäfts an diesen Ratschlag ab und zu erinnert.
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