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Israel , wo ist dein 2. Rabin ?!

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Israel , wo ist dein 2. Rabin ?!


Auf welches göttliche Wunder wartet eigentlich Israel bei SEINER Art von Friedenspolitik ??! )

Das größte Wunder ist halt der Mensch . Je älter ich werde , desto mehr wundere ich mich .

So z.B. über die Wiederwahl Bush´s , die 16% der FDP in der Neoliberalen-Wirtschaftskrise , (s.o.) oder diese dauerhafte Art israelischer Friedens-Politik .

Wo sind die Rabins , Gandhis , N. Mandelas , M.L. Kings ?
Ermordet ,wie drei von Ihnen ?

Im Klartext : Die Menschheit war , ist , und bleibt auch in Zukunft etwas bescheuertes .
Wohlgemerkt , die MENSCHHEIT nicht die Juden , die Deutschen , Russen , Roten Khmer , Adolf usw. ; also nicht die ANDEREN .

Israel ist lediglich der beste Beweis dafür . Man kann den Menschen noch so sehr durch die Schei… ziehen , es hindert Ihn offensichtlich nicht daran , dasselbe mit anderen zu tun , wenn er es (wenn möglich straffrei) machen kann .



Im Ernst : Wie will Israel mit dieser alttestamentarischen Politik , Auge um (10) Auge , Zahn um Zahn , einen dauerhaften Frieden in dieser Region schaffen .
Es liefert doch den Extremisten das , was Sie so dringend brauchen , den Haß der ansässigen Bevölkerung , frei Haus .



Rabin , der anfangs auch ein Falke war , hat dies erkannt und den Weg der Versöhnung mit den Nachbarn gesucht .

Dauerhaften Frieden bekommt man nur nach dem Motto leben und andere am Leben beteiligen und Sie nicht etwa zusätzlich noch Ihrer Existenzgrundlage und Grundstücke berauben .

Rabin war klar , daß er , nach dem bisher bereits vorgefallenem , einen langen Atem brauchen würde . Aber er sah hierin mit Recht den einzigen , wenn auch langwierigen Weg zu einem dauerhaften Frieden .

Wie lange hatte Gandhi mit seiner Methode der Gewaltlosigkeit gebraucht um Indien zu befreien .
Zu einer solchen Versöhnungspolitik gehört neben Ausdauer allerdings auch Größe die Größe eines Nelson Mandela und die Einsicht eines de Klerk .

Rabin steht für mich mit Gandhi in einer Reihe (s.o.) .

Ich befürchte nur , wir werden vergebens auf einen zweiten Führer dieser Größe in Israel warten . (Es werden scheints immer die Falschen umgebracht.)



Bürger einer demokratisch gewählten LOBBYKRATY

GLÜ2010
 
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Solange die Israelische Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt gibt es wohl keine Chance auf einen neuen Rabin!
 

Uwe O.

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Rabin , der anfangs auch ein Falke war, hat dies erkannt und den Weg der Versöhnung mit den Nachbarn gesucht .


Wie lange hatte Gandhi mit seiner Methode der Gewaltlosigkeit gebraucht um Indien zu befreien .
Zu einer solchen Versöhnungspolitik gehört neben Ausdauer allerdings auch Größe die Größe eines Nelson Mandela und die Einsicht eines de Klerk .

Rabin steht für mich mit Gandhi in einer Reihe (s.o.) .

Das ist schon sehr vermessen, den Massenmörder und Menschenverachter Rabin in eine Reihe mit Ghandi zu stellen.

Ghandi steht für Gewaltlosigkeit.
Rabin steht eher für brutale Gewalt; google doch mal nach "Knochenbrecher".

Kein Wunder, denn seine Mutter war ja Führerin bei der Terrorgruppe Hagana.

Uwe
 
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....
Auf welches göttliche Wunder wartet eigentlich Israel bei SEINER Art von Friedenspolitik ??! )

Das größte Wunder ist halt der Mensch . Je älter ich werde , desto mehr wundere ich mich . .....



Und wie Sie sich erst wundern werden, wenn Hamas friedlich wird und Gaza zu einer Tourismus Oase macht, wo die Menschen frei und wohlhabend sind und jeder sein Glück ist zu unternehmen.

Schade, dass sie das nicht vor 15 oder die PLO es vor 40 Jahren machten.
 
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Und wie Sie sich erst wundern werden, wenn Hamas friedlich wird und Gaza zu einer Tourismus Oase macht, wo die Menschen frei und wohlhabend sind und jeder sein Glück ist zu unternehmen.

.

Das wird aber nicht passieren weil eine"friedliche" Hamas ja überflüssig wäre.Die werden sich nicht selber auflösen!
 
OP
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Das ist schon sehr vermessen, den Massenmörder und Menschenverachter Rabin in eine Reihe mit Ghandi zu stellen.

Ghandi steht für Gewaltlosigkeit.
Rabin steht eher für brutale Gewalt; google doch mal nach "Knochenbrecher".

Kein Wunder, denn seine Mutter war ja Führerin bei der Terrorgruppe Hagana.

Uwe


„ Knochenbrecher `` , ganz recht , 1. Intifada 1987-91: „ Man sollte Ihnen die Knochen brechen .`` Aber sagte ich nicht , daß er anfangs auch ein Falke war ???

Es soll tatsächlich Menschen geben , die zur Einsicht kommen ( z.B. vom Saulus zum Paulus ) , kaum zu glauben , wenn ich mir die Menschheitsgeschichte so ansehe .

Aber es gibt Sie tatsächlich .
Z.B. de Klerk mit dem er , die Ausgangslage betreffend , am ehesten zu vergleichen ist .
Obwohl de Klerk bis zu seiner Wahl zum Staatspräsidenten 1989 Anhänger der Apartheit war , sah er bereits 1990 nur einen Weg Südafrika vor dauernden bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zu bewahren , indem er mit Nelson Mandela den Weg der Aussöhnung beschritt .

Auch Nelson Mandela sah sich genötigt seine Einstellung und Methoden im Laufe der Zeit zu revidieren . Neigte er anfangs zur Gewaltlosigkeit Gandhis , sah er sich später gezwungen Gewalt zu propagieren und anzuwenden , da die Methoden Gandhis in Südafrika langfristig keine Wirkung zeigten .
Seine wahre Größe liegt darin , daß er später , als er die Möglichkeit und die Macht hatte nicht den Weg der Rache beschritt , sondern mit Tutu zum Wohle Südafrikas den mit de Klerk eingeschlagen Weg der Versöhnung weiter voran trieb .

Rabin war auf einem ähnlichen Weg , den er trotz Morddrohungen weiter fortsetzte . Leider ließen Fanatiker Ihn diesen Weg zum Leidwesen der Menschen Israels und Palästinas nicht zu Ende gehen . Er gehört für mich durchaus in die Reihe von Gandhi, King , Mandela , de Klerk.



Bürger einer demokratisch gewählten LOBBYKRATY

GLÜ2010
 
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Und wie Sie sich erst wundern werden, wenn Hamas friedlich wird und Gaza zu einer Tourismus Oase macht, wo die Menschen frei und wohlhabend sind und jeder sein Glück ist zu unternehmen.

Schade, dass sie das nicht vor 15 oder die PLO es vor 40 Jahren machten.



Wirklich , ein göttliches Wunder !! Und das wahre gute an göttlichen Wundern ist , -- der Mensch braucht überhaupt nichts zu machen .

„ Ach könnte das schön sein , ein Häuschen mit Garten , als friedlicher Bürger seine Blumen begießen . `` (Google Wolfgang Neuss : Räuber Knoll u. Funzel)


GLÜ
 
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Frieden von Seiten der Palästinenser kann es nur geben, wenn die Palästinenser die Hamas in Gaza stürzen, die dort ein mafiaähnliches System aufgebaut haben ...

Aber die Politik von Netanjahu zielt darauf ab, ständig kleine Nadelstiche an die Palästinenser zu verteilen (und wenn es nur die Tolerierung von Siedlungen ist), sodass die Radikalisierung der Palästinenser gefördert wird und eine Friedensbewegung auf deren Seite keine Chance hat ...
Die Friedensbewegung in Israel ist leider auch zu schwach und hat keine Chance, wenn ständig Raketen fliegen ...

Rabin und Arafat, die eine extremistische Vergangenheit hatten, aber zur Einsicht kamen, dass ein Frieden besser für sie wäre, waren auf einem guten Weg, der brutal zerstört wurde von Anhängern eines ständigen Konflikts (Arafat wurde wahrscheinlich auch ermordet) ...

Zuviele Menschen an den Schaltstellen der Macht in Israel, den Palästinensergebieten und auch von waffenliefernden Staaten profitieren leider von diesem Krieg und tun alles, um ihn nicht abflauen zu lassen ...
 
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Rabin war kein Heiliger, aber er war später der Heilsbringer seines Volkes und wurde nicht als solcher erkannt. Leider.

So handelt dieser dauerhafte Konflikt aus meiner Sicht auch nicht vordergründig um "Religionen" oder einzelne Personen und Protagonisten.

Konflikt, Leiden und Tod finden eben nicht auf transzendentalen Ebenen statt. Da geht es um knallharte Realität, um gegenseitigen Hass, um gesellschaftliche Wandlungen und Rückschritte. Rückschritte auch in Israel. Und es geht insbesondere immer und immer wieder um den brutalen und absolut nicht zu relativierenden Tod zahlreicher Zivilsten und darunter besonders der Kinder.

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Ein Interview mit Eva Illouz [Quelle: SPIEGEL, Nr. 32, 4.8.2014]
(Soziologin, Jüdin, seit 2006 lehrt sie als ordentliche Professorin für Soziologie und Anthropologie an der Hebräischen Universität Jerusalem.


"SPIEGEL: Warum befürworten so viele Israelis diesen Krieg im Gaza-Streifen, in dem schon Hunderte Kinder gestorben sind?

Illouz: Wir Israelis haben eine schizophrene Selbstwahrnehmung. Wir kultivieren ständig die eigene Stärke, hören aber zugleich nicht auf, uns als schwach und bedroht wahrzunehmen. Immer geht es um unsere Sicherheit, sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik. Und viele Israelis sehen den Gaza-Streifen eben vor allem als Bastion des Terrors, weil er die Heimat der Radikalislamisten von der Hamas ist. Es ist schwierig, Mitleid mit denen zu empfinden, die einen bedrohen.

SPIEGEL: Liegt das auch daran, dass die Gesellschaft zunehmend militaristisch ist?

Illouz: Israel ist beides zugleich: eine militärische Kolonialmacht, aber auch eine Demokratie. Die Armee kontrolliert die Palästinenser mithilfe von Checkpoints und Militärgerichten; für sie gilt ein anderes Recht als für Israelis. Die Armee entscheidet, ob ein Palästinenser eine Arbeitsgenehmigung bekommt oder sein Haus zerstört wird. Und auch die israelische Zivilgesellschaft ist militarisiert, aus fast jeder Familie ist jemand in der Armee.

SPIEGEL: Es scheint in diesem Krieg, als hätte Israel bei seiner Selbstverteidigung das Gefühl für Verhältnismäßigkeit verloren zu haben.

Illouz: Ich glaube, viele Israelis haben etwas verloren, was ich „humanitäre Sensibilität“ nennen möchte. Die Fähigkeit, sich in das Leiden des anderen hineinzuversetzen.
Die Sichtweise der Israelis auf ihre Nachbarn hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Jetzt sehen wir die Palästinenser fast ausschließlich als „Terroristen“, ohne Gesicht und Namen.

SPIEGEL: Wie erklären Sie sich das?

Illouz: Früher waren Palästinenser Teil des israelischen Alltags, sie konnten sich frei im Land bewegen. Doch dann wurde die Mauer gebaut, die Straßen zum Westjordanland wurden gesperrt, es gab immer weniger Arbeitsgenehmigungen für Palästinenser. Innerhalb kurzer Zeit verschwanden sie aus der israelischen Gesellschaft. Die Selbstmordattentate der zweiten Intifada besiegelten diesen Prozess.
Gleichzeitig änderte sich auch der Charakter unserer Führung. Die messianische Rechte, früher ein Randphänomen, wurde mächtiger. Die Radikalen sitzen im Parlament, sie kontrollieren den Staatshaushalt, sie bestimmen den Diskurs. Viele Israelis begreifen gar nicht, wie extrem diese Leute sind, denn sie verbrämen ihre Radikalität mit Begriffen wie „jüdisch“ und „patriotisch“.

SPIEGEL: Warum sind die Rechten gerade jetzt so stark, obwohl es doch deutlich weniger Terroranschläge gibt als früher?
Illouz: Ganze Generationen von Israelis kennen nichts anderes als die Besatzung, die Zahl der Siedler wächst, und viele von ihnen sind sehr ideologisch. Die Siedlungen werden systematisch gefördert, durch Steuerbefreiungen, niedrige Mieten oder den Bau von Infrastruktur, die oft besser ist als im israelischen Kernland. Auch die Erziehung und der Unterricht sind sowohl religiöser als auch nationalistischer geworden. Wir müssen uns heute zwischen einem liberalen Dasein und einem strengen „Jüdischsein“ entscheiden. In den Sechzigerjahren konnte man noch beides zugleich sein, Zionist und Sozialist. Heute ist das nicht mehr möglich. Aber eine große Rolle kommt auch der jüdischen Diaspora zu, vor allem in den USA. Sie kauft Tageszeitungen und bezahlt Thinktanks oder religiöse Einrichtungen, die ihre rechtsnationalen Einstellungen verbreiten.

SPIEGEL: Wird Israel von den Juden in der Diaspora anders gesehen als von den jüdischen Israelis im Land?

Illouz: Die Wahrnehmung der Juden in der Diaspora wird durch die Erinnerung an den Holocaust geformt. Manchmal erleben die Juden dort antisemitische Übergriffe und wollen ihre jüdische Identität stärken, indem sie sich „proisraelisch“ zeigen. Sie leben allerdings zumeist in Ländern, in denen die demokratischen Rechte gesichert sind – und verstehen die Schwierigkeiten von uns Israelis nicht, die die demokratische Komponente in diesem Land mehr und mehr verschwinden sehen.

SPIEGEL: Was passiert, wenn demokratische Prinzipien weiter erodieren?

Illouz: Vor anderthalb Jahren haben in einer Umfrage der Zeitung Haaretz etwa 40 Prozent der Israelis angegeben, dass sie darüber nachdenken, das Land zu verlassen. Der Staat kaschiert die Zahl der Abwanderer, aber ich habe noch nie so viele Menschen getroffen wie jetzt, die sich derart befremdet über ihr Land äußern. Säkulare Tel Aviver haben heute mit ihren religiösen Landsleuten in Jerusalem weniger gemein als mit jemandem aus Berlin.

SPIEGEL: Sie beschreiben ein ängstliches, verunsichertes Land.

Illouz: Die Angst ist tief verwurzelt in unserer Gesellschaft. Angst vor der Schoah, Angst vor dem Antisemitismus, Angst vor Auslöschung. Egal wie stark oder wie wohlhabend Israel ist, diese Angst ist immer da.

SPIEGEL: Diese unterschiedliche Wahrnehmung der Bedrohung und des Konflikts ist problematisch. Während sich Israel als Opfer begreift, sieht die Welt es zunehmend als gewalttätige Besatzungsmacht.

Illouz: Stellen Sie sich vor, Sie wären als Mädchen von einem brutalen Vater erzogen worden. Dann würden Sie später jedem Mann misstrauen. Wenn Sie für längere Zeit in einem friedlichen Umfeld leben, wird Ihr Misstrauen irgendwann nachlassen. Wenn Sie aber in einer unruhigen Umgebung zu Hause sind, wo jederzeit alles passieren kann, wird es bald zur Obsession. Sie werden dann nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Das ist das historische Trauma des jüdischen Bewußtseins: Israelis können die echte Gefahr von der eingebildeten nicht mehr unterscheiden.

SPIEGEL: Rechtfertigt diese Angst ein brutales Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung, so wie jetzt im Gaza-Streifen?

Illouz: Natürlich nicht. Aber wer die israelische Psyche kennen will, muss von dieser Angst wissen. Jetzt allerdings werden die Ängste von Politikern wie Premier Benjamin Netanjahu zynisch instrumentalisiert. Sie machen uns glauben, alle wollten uns zerstören: die Hamas, die Uno, Iran. Das ist der Filter, durch den der durchschnittliche Israeli den Konflikt mit der Hamas betrachtet. Der Feind, der Palästinenser, wird „entmenschlicht“ , er ist schlicht Terrorist. Er schickt seine Kinder in den Krieg und baut mit seinem Geld lieber Angriffstunnel als Schulen. Israel dagegen sieht sich als moralisch überlegen an, weil die Armee zur Warnung SMS verschickt und Flugblätter abwirft, bevor sie Ziele bombardiert.

SPIEGEL: Trotzdem sterben in Gaza vor allem Zivilisten, es werden Wohnhäuser, Schulen und Krankenhäuser bombardiert.

Illouz: Für die Israelis zählt die Intention. Wir sind fest überzeugt von unserer moralischen Überlegenheit, davon, in diesem Konflikt der Gute zu sein.

SPIEGEL: Neu ist der Hass im Land, der mit diesem Krieg sichtbar wird. Er zielt nicht nur auf die Palästinenser, sondern auch auf Teile der jüdischen Gesellschaft.

Illouz: Es ist besorgniserregend, wie sich der Ton verändert hat. Rabbis und Abgeordnete hetzen offen gegen Araber. Ein Tabu wurde gebrochen, weil mittlerweile ganze Generationen ultranationalistisch erzogen sind. Ich glaube nicht, dass dieser Hass ist als anderswo, auch in Frankreich und Deutschland gibt es Rassisten. Aber als in Paris Palästinenser durch die Straßen zogen und „Tod den Juden“ riefen, hat Premier Manuel Valls das verurteilt und gezeigt, dass so etwas nicht geduldet wird. Letzteres würde hier nicht passieren. Unserer Gesellschaft fehlt eine Führung, die moralische Normen setzt.

SPIEGEL: Wie erklären Sie sich diesen Gegensatz, einerseits diesen Hass und andererseits die Tatsache, dass Israel seine liberalen Werte stets so betont?

Illouz: Israel startete als moderne Nation mit demokratischen Institutionen. Gleichzeitig hat es allerdings auch antimoderne Einrichtungen vorangetrieben, um den jüdischen Charakter dieser Demokratie zu sichern. Es hat dem Rabbinat viel Macht übertragen und die Ungleichheit zwischen der jüdischen Mehrheit und der nichtjüdischen Minderheit institutionalisiert.

SPIEGEL: Überlagert der jüdische den demokratischen Charakter des Staates?

Illouz: Absolut, ja. Das Jüdische hat die Demokratie mit ihren universellen Werten in Geiselhaft genommen. In Schulbüchern findet sich vornehmlich die jüdische Perspektive, und das Innenministerium will Immigranten loswerden, aus Angst vor Mischehen. Über Menschenrechte wird mittlerweile verächtlich gesprochen.

SPIEGEL: Das klingt recht düster.

Illouz: Die einzige Antwort darauf wäre der Zusammenschluss derer, die die Demokratie verteidigen wollen. Denn es geht nicht mehr alleine um rechts oder links, sondern um etwas viel Wichtigeres: um den Erhalt der Demokratie in Israel. Denn die Radikalen schämen sich nicht mehr, Ihre Ansichten laut zu verbreiten und Andersgesinnte zu bedrohen. Dabei bedeuten diese rassistischen und faschistischen Elemente eine genauso große Gefahr für Israels Sicherheit wie seine äußeren Feinde.

SPIEGEL: Auch Gegner Israels argumentieren, das Land sei nicht demokratisch. Stören Sie diese Angriffe von außen manchmal?

Illouz: Trotz all meiner Kritik und Aversion gegen die israelische Arroganz bin schon oft verblüfft, dass an Israel immer besondere Maßstäbe angelegt werden. Was passiert denn in Syrien, im Irak oder in Nigeria? Warum demonstrieren die Menschen nicht auch dagegen? Selbst die USA haben eine recht verheerende Menschenrechtsbilanz außerhalb der eigenen Grenzen vorzuweisen. Wo sind all die Intellektuellen, die die USA boykottieren?

SPIEGEL: Befürworten Sie denn den Militäreinsatz im Gaza-Streifen?

Illouz: Nein, das tue ich nicht. Nicht etwa, weil ich Pazifistin wäre - das bin ich nicht. Manchmal muss man militärische Mittel anwenden. Aber ich bin gegen diese Operation, weil es vorher keinen politischen Prozess gab. Netanjahu hat kein Interesse an einer politischen Einigung. Er hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geschadet, wo er nur konnte. Ich persönlich weigere mich, die Palästinenser als Feinde zu sehen. Ich lehne es ab, sie weiter zu dominieren, und ich lehne es ab, ihnen ein normales Leben zu verweigern.
Israel war nie als Siedlungsunternehmen gedacht; das zionistische Vorhaben wurde total verzerrt. Ein Großteil der Israelis glaubt inzwischen, wir könnten die Palästinenser auf lange Sicht kontrollieren und unterdrücken.

SPIEGEL: Ist das die Folge von 47 Jahren Besatzung: dieses Gefühl, keine Zugeständnisse mehr machen zu müssen?

Illouz: Ja, aber wir Israelis zahlen einen hohen Preis dafür, ohne es zu merken: Wir wissen nicht mehr, wie es sich anfühlt, in einer friedlichen Gesellschaft zu leben. Wir weigern uns, die Verbindung zu sehen zwischen einem immer schwerer aufrechtzuerhaltenden Lebensstandard und dem Besatzungsregime, das einen Löwenanteil der Steuergelder verschlingt. In der Psychologie bezeichnet man das als kognitive Dissonanz. Ein Großteil der israelischen Gesellschaft ist abgestumpft. Nicht nur dem Leid der anderen, auch gegenüber dem eigenen Leiden."


http://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Illouz
 
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