Lieber Genosse [MENTION=229]bejaka[/MENTION]
die Auffälligkeit der Lebenslügen von dazumal besonders lauten Eiferern für die Abkehr sozialistischen Weges ist bekannt. Deine letzten zwei Beiträge gehen auf dieses Klientel ein.
Wiewohl dieser Menschenschlag abstoßend ist oder mindest bemitleidenswert, erkenne ich schon lange ein dahinterliegendes - sagen wir mal philosophisches - Problem. Gerade in der DDR, wo das gesellschaftliche Miteinander vorbildlich war, das Indiviuum im gesellschaftlichen Aufgehen beschützt und behütet und damit Sicherheit des Lebens das erste mal durchgesetzt war, tritt eine bis dahin eher unbekannte Unzufriedenheit auf. Nämlich die Frage, ob DAS schon alles ist. Leben, um schön und sicher zu leben?
Klassengesellschaften davor sind immer eine Herausforderung gewesen, die keinen Freiraum für das Überdenken des Sinns der Menschheit haben. In ihnen wird untereinander gekämpft um Erfolg und Sieg. Daraus ziehen die Subjekte - egal auf welcher Klassenseite sie stehen - täglichen Anreiz.
Es macht auch heute noch - selbst auf die Gefahr des persönlichen Scheiterns - vielen Subjekten Spaß oder Ausflucht - das Spiel im Kapitalismus zu probieren, selbst auf der Ebene des Überlebens in Konkurrenz unter Arbeitern.
Das Leben in Klassengesellschaften ist primitiver gestrickt. Das Glück allein kommt vom "es wieder mal geschafft zu haben". In gewisser Weise eine tierische Stufe des Wohlbefindens. Wer untergeht, hat Pech gehabt.
Gesellschaften, die sich befreien davon, wie in der DDR, stehen vor dem Problem, diese Anreize verlieren zu müssen und neuartige Fragen zu stellen. Der Wertekatalog bezog sich aber teilweise noch auf die Altgesellschaft, wie zum Beispiel die Erfüllung materieller Individualbedürfnisse. So wichtig es ist, dass sich Menschen finden, um gemeinsam das Leben in Wohlstand zu formen, innere Zwiste wegen Eigentumsunterschiede zu verlieren, Krieg zu vermeiden usw., stehen sozialistische Gesellschaften schon im Anfang in der brutalen Pflicht, die Menschen darauf hinzuweisen, dass diese Maßnahmen und Erungenschaften nur der Weg zu größerer Herausforderung sind. [COLOR="#FF0000"]Sich als ein geschlossenes Gebilde zu formen, welches das Universum längstmöglich erhält - der aus der Natur abgeleitete Sinn der Menschheit![/COLOR] Die Eingriffsmöglichkeit ergibt sich aus der Denkfähigkeit des Menschen und die Wahrscheinlichkeit, das auch an anderen Stellen des Universums Denkendes entsteht, entstehen wird oder Informationen vor dem Absterben hinterlassen hat.
Die Aufgaben der Menschheit sind etwas anderes, als nur sich mit sich selbst zu beschäftigen, das Glück in trautem Miteinander zu suchen. Das ist nur die Basis, überhaupt in diese Richtung zu agieren.
Erst, wenn Mensch das begreift und danach handelt, sich in kommunistischer Form zeigt, löst er sich wirklich von der Tierwelt.
Da der Wertekatalog der DDR noch viel zu sehr Elemente der Altgesellschaft in sich trug, auch wenn die Methoden andere sind, braucht man sich nicht wundern, dass dann eben doch Zehntausende persönliche Strategien auslebten, zum Ziel zu kommen, die wir verabscheuen. Zum Beispiel das Verkaufen der eigenen Arbeitskraft oder das Ausbeuten anderer.
Wir hätten denen, welche die DDR aus recht niederen Gründen verlassen wollten, nicht immer ihre Schäbigkeit vorwerfen sollen, sondern ihnen erklären, aus welchen Gründen sie das nicht wirklich glücklich machen kann. Ihnen klarmachen, das sie als Individuen nur dann wertvolles, edles, würdig-anerkennungsfähiges Leben führen, wenn sie es der Gesellschaft widmen. Es sogar einen direkten Zusammenhang zwischen positivem Heldentum und persönlichem Verzicht gibt. Nicht in dem verlogenen Sinne bestimmter Religionen, vielmehr in der längstmöglichen Dankbarkeit nachkommender Generationen.
Und selbst wenn ihr Name, ihre Person für die Entwicklung der Gesellschaft zur wirklichen Menschheit vergessen wird, sie ein Teil davon für die Ewigkeit sind.