Nebenbei bemerkt: Günther [MENTION=466]guenthie[/MENTION] Brock ist (oder war?)auch Nutzer von Psw, ist aber seit November 2016 nicht mehr in Erscheinung getreten.
Aus meiner Sicht kam er zuletzt etwas verwirrt daher. Zurückhaltend formuliert.
Das war dann schon die zunehmende (Alters)Demenz.
Ein Artikel von 1989 vom “Tagesspiegel“ zu der Pressekonferenz und Günter Brock:
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Als Schabowski noch Chefredakteur des “ND“ war
Von unserem Korrespondenten Dietrich Möller
Berlin. Günter Schabowski wird unvermutet von seiner Vergangenheit eingeholt. Selbstsicher wie stets während der vergangenen Tage, da er zunehmend ins Rampenlicht und auch in den Ruf eines entschiedenen Reformers an der Seite von Egon Krenz geraten ist, hatte er sich gerade der internationalen Presse gestellt, um über den Sitzungsverlauf des SED-Zentralkomitees zu berichten. Nach ein paar Fragen, die nur Routine verlangten, wird gleichsam der Vorhang weggezogen, hinter dem der andere Schabowski zu finden ist. Ein Moment ist er sichtlich irritiert, denn der ihn nun fragt, ist ein Insider, und Schabowski weiß das.
Sein Name ist Günter Brock.
Sein Hinweis auf die 43 Fotos von Honecker, die Schabowski einst in einer einzigen Nummer seines “ND“ untergebracht hatte, löst unter den Journalisten brüllendes Gelächter aus. Schabowski scheint sich unter ihm zu ducken. Anscheinend möchte er Zeit gewinnen, denn er bittet um eine weitere Frage. Doch er scheint zu merken, dass er sich stellen muss. So antwortet er, dass er keinen Einfluß darauf nehme, wie häufig er selber auf Bildern in den Medien erscheint. Er stehe nun einmal im Licht der Öffentlichkeit, da er für die zuständig geworden sei.“
Wer sollte einem reuigen Sünder nicht verzeihen? Günter Brock. will es nicht.
Später erzählt er, dass er schon 1981 hart mit Schabowski aneinandergeraten sein. Das war in Moskau im Hotel “Mir“. Brock. war in Moskau Korrespondent des `Neuen Deutschland`. Gewiss frustriert von der Übung der Redaktion, seine Berichte umzuschreiben, doch mehr noch in Sorge, dass die Zeitung das Volk nicht erreiche, sondern eine Postille ohne sonderliche Bedeutung sei, sagte er seinem Chefredakteur, die Zeitung sei nichts als ein Tagebuch der Parteiführung, was letztlich damit endete, dass Brock. gefeuert wurde..
Doch das war nur ein Teil der Ausführungen Schabowskis. Brock. verweist auf den anderen, auf die Anmerkung, natürlich würde man mit den Kommunisten in den Medien zusammenarbeiten, so dass `sie die Linie der Partei vertreten`. Das sei der wahre Schabowski, sagte Brock, so kenne er ihn. Und ihm fallen noch einige andere Genossen im neuen Politbüro ein, die nun wahrlich keine Garanten für einen wirklich neuen Kurs seien.
Überhaupt hat nach Brock.´s Meinung – ´und ich bin Kommunist, das sollten Sie schreiben`, die Versammlung des Zentralkomitees keinen wirklichen Neuanfang gebracht. Es sei versäumt worden, eine schonungslose Abrechnung `von Lenin bis Krenz` vorzunehmen. Stattdessen habe sich das ZK mit einer “Fehlerdiskussion“ wie 1956 begnügt, als im Zuge der sogenannten Ent-Stalinisierung fast alles Nachteilige unter den Teppich gekehrt wurde.
`So geht es nicht, so wird es nichts`, sagt Brock. Damit steht er nicht alleine. Mit ihm haben auch andere die Hoffnung nicht verloren, dass die Kräfte die Oberhand gewinnen, die Anschluss an das Volk suchen`. Da werden der künftige Ministerpräsident Modrow und der bisherige stellvertretende Kulturminister Hoepke als Beispiel genannt. `Aber ein Schabowski und seinesgleichen werden uns nur wieder in eine neue Krise führen`, murmelt Brock. Dann rafft er sich auf. Man müsse kämpfen, und wenn die Partei nicht mitziehe, werde man es über das Neue Forum versuchen."
Zum Abschied sagt er auch dies: `Ich kann übrigens dem Zynismus eines bekannten westlichen Staatsmannes nicht zustimmen, der sich darüber gefreut hat, dass es vom schönen Deutschland gleich zwei Stück gibt´. <<