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Gelöschtes Mitglied 2801
Der Unterschied liegt darin, dass die moderne Wissenschaft evidenzbasiert funktioniert. Religion ist nichts weiter als die Verschiebung der Genesisfrage um eine oder mehrere Ebenen nach oben. Denn sie erklärt nicht woher die Götter kommen.Religion als Wahnvorstellung abzutun, halte ich für voreilig, die Aussage an sich für unpräzise, wenn nicht unzulässig. Religion als Versuch, das Dasein zu erklären, hat die gleiche Berechtigung wie die moderne Wissenschaft, die nichts anderes versucht.
Beide Ansätze sind bis heute nicht in der Lage, entweder den Beweis der Existenz Gottes zu liefern oder den Ursprung allen Seins zu erklären. In diesem Sinne ist selbst der Wissenschaftler ein Glaubender, so wie jeder Mensch eines Glaubens bedarf. Ein Glaubender ist auch der Atheist, der von der Nichtexistenz eines Gottes ausgeht. Der Glaube, an was auch immer, füllt unser Dasein mit Inhalt, hält uns im Gleichgewicht, verortet unser Ich in der Welt. Er ist die Software, ohne die unsere Hardware nicht funktioniert.
Weil wir einer Erklärung für das Unerklärliche bedürfen. Die Wissenschaft bezieht ihren Reiz aus ihrer bestechenden Logik, aber das Rätsel unserer Existenz vermochte auch sie bisher nicht zu knacken.
Der Ausdruck ist zulässig, denn Glauben an eine höhere, übernatürliche, nicht durch den Menschen begreifbare Macht, die direkt oder indirekt auf das Leben Einfluss nimmt, ist allen Religionen als Eigenschaft gleich und darin liegt ja für Materialisten der grundsätzlich wiedersinnige Kern.
Der Atheismus ist eine Annahme, sie nimmt Gott aus jeder Gleichung heraus, was wissenschaftlich extrem wichtig ist. Es ist mehr als folgerichtig bis zum Beweis und der vollständigen Beschreibung eines göttlichen Wesens seine Existenz abzulehnen, damit möglichst viel Handlungsverantwortung dem Menschen zufällt. Das ist sogar eine extrem moralische Annahme.
Man braucht keinen Glauben um ein erfülltes Leben zu genießen, im Gegenteil. Agnostiker und Atheisten haben einen starken Anreiz ihr Leben bestmöglich zu füllen, denn wir gehen nicht von einer weiteren Chance aus.
Noch nicht jede Frage, aber es werden immer mehr. Und das bestechende an der Wissenschaft ist ihre Beweisbarkeit. Logik ist immer nur ein kleiner Teil.