Hallo Elvis,
weder Luther selbst noch die Protestanten haben jemals den Anspruch erhoben, aus ihm einen "Heiligen" zu machen - das ist eher der katholische Stil...
Luther war und ist Reformator. Schlicht und ergreifend. Er war - und ist - ein Kind seiner Zeit. Ein Idealist, ein Freidenker und ein Mensch mit Zivilcourage (wie wir das heute nennen würden). Ob SEINE Auffassungen der heutigen Moral entsprechen, ist dabei nicht relevant. Lebte er heute, seine Themen und die Schwerpunkte seines Engagements wären möglicherweise andere. Nur wäre das Heute
ohne ihn ein
anderes, allerdings ganz sicher kein
besseres.
Er hat die Christen (und auch die nachfolgenden Aufklärer, wie viele andere Denker und Vordenker, die es ohne ihn wahrscheinlich auch nicht gegeben hätte) vor allem eines gelehrt: kritischen Umgang mit allen Dogmen, die Unterscheidung zwischen dem bewußten Respekt VOR und der intuitiven Unterwerfung UNTER Autoritäten aller Art (es hat Gründe, warum Katholiken in der Kirche knien, Protestanten hingegen aufrecht vor dem Herren stehen) - und
Selbstverantwortung (!!!). Im Ergebnis sind protestantisch geprägte Christen übrigens bis heute die erfolgreichste soziale Schicht überhaupt (und nicht nur in Deutschland oder Europa). Ihr durchschnittlicher IQ ist höher, ihr durchschnittlicher Bildungsabschluß, ihr Innovationspotential und ihr Anteil an politischen und wirtschaftlichen Schlüsselpositionen - allen Käßköppen allerlei gegenderten Geschlechts zum Trotz. Noch.
Wahrscheinlich ist die Bewahrung genau DIESES Vorsprungs an freiem Denken die gesellschaftliche und soziale Verpflichtung heutiger Protestanten, gläubiger wie säkularer.
Thesennagelnde und erzprotestantische Grüße aus dem (überwiegend evangelischen, dem Münster- und Sauerlandelande zum Trotze) sonnigen Westfalen -
Bendert