Du sagst, dass es schnurz ist? Das kann unmöglich dein Ernst sein. Es macht doch für ein Arbeitsverhältnis einen riesen Unterschied, ob für diesen Arbeiter zusätzliche Abgaben gezahlt werden müssen oder nicht, wir reden hier schließlich nicht von Peanuts, sondern von 30-50 %. Wenn man das weg lassen würde, wären die Unternehmen sicher viel eher daran interessiert daran jemanden ein zu stellen.
Ach ja?
Machen wir mal ein Beispiel dazu.
Ein Unternehmer stellt Autos her, die kosten in der Herstellung, also vor Steuern pro Stück 10.000€.
Die Gesamt-Nachfrage, also die Kaufkraft der Bevölkerung beträgt nach Abzug ihrer sonstigen Lebenshaltungskosten noch 1,5 Mrd. an Geld, die sie zum Kauf von Autos über haben.
Um das rund zu rechnen sagen wir mal einfach, der Staat erhebt jetzt 25% Gewerbesteuern und 25% MwSt., funktioniert mit jedem anderen Wert aber genauso, nur dann halt mit krummen Zahlen.
Ein Auto kostet also inkl. Steuern 15.000€ und der Hersteller wird so viele Arbeiter einstellen, wie er zum Bau von 100.000 Autos braucht.
WIE VIELE Arbeiter stellt der Arbeitgeber MEHR ein, wenn die Unternehmenssteuern auf Null gesenkt (also abgeschafft) werden und dafür die MwSt. auf 50% erhöht wird?
WIE VIELE Arbeiter stellt der Arbeitgeber MEHR ein, wenn die Unternehmenssteuern auf 50% erhöht wird und dafür die MwSt. auf Null gesenkt (also abgeschafft) wird?
Die Antwort ist in beiden Fällen: GAR KEINEN!
In beiden Fällen sind nicht mehr als 100.000 Autos verkaufbar, weil in beiden Fällen die Verbraucher nicht mehr Geld in der Tasche, sprich nicht mehr Kaufkraft haben, also wird der Hersteller auch nicht mehr Arbeiter einstellen als er zur Herstellung von 100.000 Autos benötigt.
Außerdem wie gesagt, wenn die Mehrwersteuer und alle anderen Steuern wegfallen, dann kann der Preis eines Produktes noch weiter sinken als bisher, auch ohne, dass das Unternehmen direkt Verluste deswegen macht, weil eben nur die real Gewinne besteuert werden. Das würde jeden zugute kommen.
Wenn die MwSt. oder irgendeine andere Steuer wegfällt, ohne dass an anderer Stelle eine andere Steuer erhoben wird, die wiederum dafür sorgt, dass die Kaufkraft der Bürger nicht steigt, WOVON sollen dann Strassen, Schulen, Polizei und sonstwas bezahlt werden?
Deine Rechenmodelle versuche ich gar nicht erst im Detail zu betrachten.
Da reicht die ganz simple Überlegung:
Wenn der Staat in % vom Produktpreis weniger Steuern einnimmt und über höheren Umsatz trotzdem mehr Gesamteinnahmen haben will, dann geht das nur, wenn der Umsatz stärker steigt als die Steuern gesenkt werden.
Senkt der Staat entweder die Unternehmens- oder die MwSt. um 10%, dann fällt der Preis vom Produkt nicht um 10%, sondern nur anteilig an den Steuern, trotzdem müssen 11% mehr
Autos verkauft werden bevor der Staat mehr Einnahmen hätte.
Im obigen Beispiel, bei 15.000€ Preis pro Auto.
MwSt. von 25% auf 15% gesenkt, das Auto wird um 1000€ billiger, kostet dann also 14.000€.
Die Kaufkraft der Verbraucher ist noch dieselbe wie vorher, 1,5 Mrd., also werden jetzt 1,5 Mrd. / 14.000 = 107.143 Autos nachgefragt.
Der Hersteller braucht also 7,14% mehr Arbeiter um 7,14% mehr Autos herzustellen, die verdienen 7,1% mehr Geld und haben demnach auch 7,1% mehr Geld für Autos über, was dem Staat nach 10% Steuersenkung aber nur 7,14% der verlorenen Einnahmen zurück bringt.
Unterm Strich hat der Staat also 2,86% WENIGER Steuereinnahmen.
Diese sogenannte "Steuerkurve", mit der du berechnen kannst bei welchem Steuersatz der Staat die höchsten Steuereinnahmen hat ist heute in der westlichen Welt derartig optimiert, dass in BEIDEN Richtungen schon 0,1% rauf oder runter immer zu weniger Einnahmen für den Staat führt und diese weniger Einnahmen müssten (wenn du das jetzt immer noch machen willst) irgendwie kompensiert werden, also z.B. eine Autobahn-Maut, oder eine Öko-Abgabe auf Benzin, oder höhere Lohnsteuer, oder Einschnitte bei sozialen Leistungen, wie z.B. Abbau der Schulbildung.