Mit Verlaub: Du verkennst die Situation völlig und prügelst auf die Falschen ein. Was DuMont vorhat, entspricht branchenüblicher Praxis, nämlich Synergien zu nutzen. Die Zeitung A führt eine Hauptstadtredaktion, Blatt B auch. Beide entsenden Reporter zu denselben Presseterminen, in beiden arbeiten Redakteure an denselben Geschichten. Beide kommen zu den gleichen oder ähnlichen Schlüssen. Dass ein Verleger in Zeiten sinkender Auflage und Anzeigenerlöse über Möglichkeiten nachdenkt, das sinkende Schiff zu retten, ist nicht nur legitim, es ist auch seine unternehmerische Verantwortung. Er könnte beide Läden auch sofort dicht machen oder an einen Investor verkaufen. Der ginge vermutlich noch radikaler vor. Punkt eins.
Punkt zwei: Was Du in Deiner Kritik – „AfD-Hasser und Verschweiger von Migrantenkriminalität“ – umschreibst, meint tendenziöse Berichterstattung. Die ist rundum abzulehnen, hat aber in diesem Land leider Platz gegriffen. Die sogenannte vierte Gewalt hat meiner Meinung nach nicht völlig, aber nahezu völlig versagt, weil sie sich in einer Art freiwilliger Selbstkontrolle einen Maulkorb auferlegt hat. Junge Journalisten, die heute in den Beruf einsteigen, kommen meist von Schulen, die man getrost als Kaderschmieden begreifen kann. Dort wird das gelebte Gesellschaftsbild verinnerlicht. Das ist noch nicht verwerflich. Fragwürdig wird es, wenn abweichende Meinung nicht nur benannt, sondern bewertet wird – und zwar über einen Kamm geschoren negativ. Tatsache ist, dass wir ein Problem nicht nur mit der logistischen Bewältigung von Zuwanderung haben, beklagenswert daran ist, dass wir diese Zuwanderung in Quantität und Qualität überhaupt haben. Bürger, die daran früh Kritik übten, dürfen sich heute bestätigt fühlen. Die große Politik selbst hat erkannt, dass ihr da etwas aus den Händen geglitten ist. Das trifft nicht nur auf die Flüchtlingspolitik zu, auch die Energie- und Familienpolitik ist zur Glaubensfrage geworden. Bist Du nicht für mich, bist Du gegen mich.
Das gemeine Volk darf es sich (noch) erlauben, offen Kritik daran zu üben; ein Journalist aber muss um seine Reputation und seinen Job bangen, wenn er die falschen Fragen stellt oder die falschen Antworten gibt. Daher ist es rundweg falsch, zu behaupten: „Die Journalistenkaste ist eine(r) der widerlichsten.“ Was hier fehlt, ist der differenzierte Blick auf das Thema. Nicht Reporter, Redakteure und Kolumnenschreiber sind verantwortlich zu machen. Die müssen ihre Miete und die Ausbildung ihrer Kinder bezahlen. Wer würde sich da der Gefahr aussetzen, seinen Lebensstandard zu gefährden? Nur Altruisten. Ein Vorwurf ist den tatsächlichen Meinungsbildnern zu machen: den Rundfunkräten, Programmchefs, Chefredakteuren und Verlegern. Sie allein haben es in der Hand, Inhalte zu besetzen und zu transportieren. Das hieße, auch mal die Konfrontation mit den hohen Vertretern der Politik zu suchen; wo findet das statt? Da ist es doch einfacher, Hofberichterstattung zu betreiben. Dann stehen die Damen und Herren Politiker auch für das „Gespräch aus Berlin“ zur Verfügung. Das ist Kuscheljournalismus!
Daher wiederhole ich: Die sogenannte vierte Gewalt hat meiner Meinung nach nicht völlig, aber nahezu völlig versagt.
Lesenswert dazu, was ein nachdenklicher dpa-Chefredakteur Sven Gösmann und andere kritische Vertreter ihrer Zunft über die „Akademisierung in den Redaktionen“ sagt:
https://kress.de/mail/news/detail/b...mus-ist-ein-buergerkinder-beruf-geworden.html
Last but not least: Nicht nur die Medien sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Überall dort, wo staatliche Gelder fließen, hat sich eine ungesunde Symbiose herausgebildet. Beispielhaft hier ist die „Amadeu Antonio Stiftung“ zu nennen. Diese gemeinnützige (!) Stiftung bürgerlichen Rechts entwickelt Methoden der Gesinnungsschnüffelei, die bisher aus diktatorischen Regimen bekannt waren:
http://www.faz.net/aktuell/feuillet...io-stiftung-und-die-neue-rechte-14389306.html