Mir persönlich erscheint sowohl die angekündigte "nochmalige Überprüfung" als auch die "Aussetzung der Laufzeitverlängerung" als schlichtes Wahlkampfmanöver. Die "nochmalige Überprüfung" ist einfach nur ein teurer Aktionismus für die Tribüne, denn was sollte denn da anderes herauskommen als bei den regelmäßigen Inspektionen? Oder war das gar ein verstecktes Eingeständnis, daß Letztere nur Pro-Forma-Überprüfungen sind, bei denen nicht wirklich geprüft wurde? Und die Aussetzung der Laufzeitverlängerung, das ist unter gleicher Nummer zu verbuchen. Mir kann niemand erzählen, daß alle Verantwortlichen die Risiken nicht kannten. Ebensowenig kann mir jemand erzählen, die Risikolage sei verändert. Wir hier in Deutschland bauen keine Kernkraftwerke in Zonen, die derart Erdbebengefährdet sind wie die Standorte in Japan. Von daher ist die Gefährdungslage bei uns eine Andere. Ob diese nun richtig definiert, oder ob bewußt Risiken ausgeblendet wurden, das wäre durchaus Thema für eine Untersuchung, jedenfalls sehe ich bei uns kein größeres Risiko für einen möglichen Gau als vor dem Unfall in Japan. Von daher ist die jetzige Hast derjenigen, die die Technologie loswerden möchten, in meinen Augen auch kontraproduktiv. Von beiden Seiten wird hier Theater gespielt, und das Infame ist, daß die Kosten für dieses Theater wie immer beim Bürger landen werden. Ein geordneter Rückzug in angemessenem Zeitrahmen aus der Atomtechnologie wäre die vernünftigste Lösung, die offenbar für beide Seiten außerhalb der Denkbarkeit ist. Leider!