Sorry,aber mit diesem Satz kann ich nichts anfangen.
Sicher habe ich mich zu kompliziert ausgedrückt. Er sollte meiner Ansicht Ausdruck verleihen, dass Du Dich im Konfrontationsdenken de der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts verlierst und in prorussischer Empathie übersiehst, dass uns Russland heute mit globalen Interessen gegenübertritt, die sich in nichts von denen der "westlichen Allianz" unterscheiden.
Von welcher östlichen Allianz sprichst Du?Russland gehört keinem milit. Bündnis an und der Warschauer Vertrag existiert nicht mehr.Das der russische Wunsch nach Kooperation mit dem Westen zu den Kriegen der USA und ihrer Verbündeten geführt habe ist eine sehr schräge Interpretation.Hätte Russland nicht versucht zu normalen Beziehungen mit dem Westen zu kommen könnte man dies ihm eher zum Vorwurf machen.Auch wenn man den Terminus der friedlichen Kooexistenz heute nicht mehr verwendet so scheint mir der Inhalt dieses Begriffes aktueller denn je.Was eine Mitgliedschaft Russlands in der NATO angeht,so wurde dieses Verlangen nicht erfleht sondern hatte andere Gründe:"Wenn das Ziel der Organisation darin besteht, Europa zu einem einheitlichen Sicherheitsraum zu gestalten, warum darf Russland dann nicht der NATO beitreten? Wenn die Allianze ein anderes Ziel verfolge, könne das, besonders angesichts der Erweiterung nach Osten, eine offene Konfrontation zwischen Westeuropa und Russland verursachen."Putin-Interview für die italienischen Zeitung “Corriere della Sera”
Wie die Fernsehgesellschaft NTW berichtete, liege die Lösung des Problems laut Putin entweder in der Aufnahme Russlands in die NATO oder in der Auflösung der Organisation und in der Gründung einer neuen, die die Interessen aller europäischen Länder in gleichem Maße berücksichtige.Es geht oder ging Russland also nicht darum Mitglied der NATO zu werden um am Ende jede Aggression mitmachen zu dürfen sondern seinen Einfluss innerhalb dieser Organisation zu nutzen um zu verhindern,das sich die NATO gegen Russland wenden könnte.Das war in meinen Augen eine sehr vorausschauende Sichtweise.
Offensichtlich ist nicht nur Dir weitestgehend unbekannt, dass Russland nicht nur einem erklärten Militärbündnis angehört, sondern dieses sogar anführt, der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit. Mitgliedsländern sind aktuell Armenien, Belorussland , Kasachstan, Kirgisien, Russland und Tadschikistan, ehemals gehörten auch Aserbaidschan, Georgien und Usbekistan dazu, Beobachter sind Serbien und Afghanistan, ob einer Mitgliedschaft verhandelte Indien 2013 und verhandeln aktuell Ägypten und der Iran. Weitere Details führen hier zu weit, aber es sei noch erwähnt, dass diese "östliche Allianz" auch Militärmanöver unter Einbeziehung Chinas durchführt und z. B. über einen Generalstab verfügt. Ausführliche einschlägige Informationen dazu findest Du in der russischen Wikipedia.
Nun ja, man muss natürlich zugeben, dass diese "östliche Allianz" in ihren Dimensionen und Potenzen nicht mit der NATO vergleichbar ist, in ihren Ambitionen aber sehr wohl.
Welche Option würdest Du vorschlagen wenn angesichts der sowjetisch/russischen Geschichte der größte Militärblock der Welt immer näher an die russischen Grenzen vorrückt?Noch dazu wenn man bedenkt,das in den USA offen davon die Rede ist Russland "einzudämmen",was immer man sich auch darunter vorstellen mag.
Sicher hast Du auch hier nicht verstanden. Es geht nicht um die Wahl einer Option, sondern deren Inhalte und Zwecke.
Und da unterscheidet sich die nationalistisch-imperialen Russlands in ihren Absprüchen nicht von denen der USA und der VR China.
Wir diskutieren hier doch über einen imaginären "dritten Weltkrieg", dessen Schatten sich im 21. Jahrhundert abzeichnen? Und da ist der russische Schatten kein kleinerer als der der USA.
Krieg ist und bleibt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit nur darf man Aktion und Reaktion nicht vertauschen.
So ist es. Aber da interessieren keine mechanisch-physikalischen Wirkprinzipien, da geht es bei der Charakterisierung von Kriegen um allgemein menschliche und moralische Wertstellungen, die man mit Gewalt artikuliert. Und in diesem Zusammenhang ist für mich die Theorie von den gerechten und den ungerechten Kriegen, denen Du offenbar nahe stehst, im Zeitalter der bei Münkler so genannten Neuen hybriden Kriege überholt-
Es geht aber weniger um Aggressionsverhalten innerhalb einer Gesellschaft(da dürften die USA unangefochten auch an erster Stelle in der Welt stehen,mehr als 30.000 Menschen sterben in den USA jedes Jahr durch Schusswaffen – darunter sind mehr als 12.000 Morde)sondern um die außenpolitische Praxis.Was diese angeht unterscheiden sich Russland und der westl. Block fundamental.
Grundlage meiner Anmerkung war Deine Verwendung des Begriffs "Aggressivität". Dieser habe ich widersprochen. Dabei ist es geblieben.
Meine These ist eine andere: Russlands außenpolitischer Aggressivitäts-Level ist nicht niedriger als der der "westlichen Allianz". Nun kann man ja meinetwegen von "Aggressionen" des Westens reden, dessen Agieren als solche qualifizieren und quantifizieren. Ein weites Diskussionsfeld.
Aber entscheidet man sich dann für ein Mehr an Quantität, dann kommt man nicht umher festzustellen, dass dieses Mehr eine Folge der politischen und ökonomischen Überlegenheit des kapitalistischen Westens über den kapitalistischen Osten ist. Mit dem kapitalistischen China irgendwo dazwischen.
Was nun die in der Gesellschaft herrschende Aggressivität betrifft, da widerspreche ich nicht Deinen Zahlen, sehr wohl aber dem Duktus und dem Inhalt Deiner Worte.
Schau Dir mal die russischen Kriminalstatistiken an, schau auf die vehemente Gesetzesänderungen zum Zwecke erweiterter Vollmachten für Sicherheitsbehörden und Gerichtswesen, schau in die täglichen Berichte der russischen Medien über Wirtschafts-, Gewalt- und leider auch Ausländerkriminalität der jüngeren Vergangenheit und die Absolutheit Deines Bildes verliert sich.
Gut, nun mag man sagen: Russland US-amerikanisiert sich eben. Nicht nur im kriminellen Milieu. Ja, wie kommt das denn?
Immerhin begrüßen auch die nationalen und religiösen Minderheiten in Syrien den russischen Kriegseinsatz in Syrien.Über die Zustimmung der saudischen Kriegseinsätze in der jemenitischen Bevölkerung ist mir nichts bekannt,noch weniger über zivile Tote in diesem Land.Da schweigt man beharrlich im Westen was nicht weiter verwundert,denn wenn die eigenen Marionetten morden ist das anscheinend in Ordnung.
Natürlich begrüßen die nationalen und religiösen Minderheiten den russischen Waffengang
... und glaubt man Assad, begrüßt jeder Syrer die russischen Bomben.
Abgesehen davon, dass ich anhand der Flüchtlingszahlen bezweifle, dass das Volk oder Teile desselben mit Ausnahme ihrer Mächtigen tatsächlich ausländisches Bombardieren begrüßen, ging es darum auch nicht.
Sondern wir sollten nicht so tun, als ginge es Russland tatsächlich um das syrische Volk, diese nationalen und religiösen Minderheiten, es geht Russland um die strategische Wahrung seiner Position in dieser Region. Nicht anders als den USA oder dem Westen. Und diese Positionen wird es mit und für jeden militärisch sichern wollen, der für dieses Konzept momentan der Notwendige und Verfügbare ist. Heute heißt der Assad. Und Parteigänger.