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Diskussion zum Marx-Thread

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 1 «  

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Hallo Hellmann
Ich hatte zwar nie viel am Hut mit Marx, obwohl ich die Bücher Marx, Engels und Hegel auch habe, doch nach den ersten Seiten, preussen Marx, bin ich gefangen, schon wegen dem Stil und So. Ich dachte immer, Die Theorie mag ja gut sein, doch hatten die alle den Faktor Mensch vergessen. Jetzt lad ich mir den ganzen Schwung herunter, Entschuldigung gratis, dann werd ich’s in Ruhe lesen, und zwischen durch, ergötze ich mich bei Beverlis „Lügengeschichten“ Gruß G.F - Weiter So.
 
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@Hallo Hellmann,

ich habe mich in Unkosten gestürzt und "Von Hegel zu Hitler" bestellt. Ist heute gekommen und schon das Inhaltsverzeichnis und das Vorwort lässt Schlimmes ahnen :toben:

Wenn du "Von Hegel zu Hitler" von Hubert Kiesewetter noch nicht kennst, solltest du es unbedingt lesen! Es ist 1974 erschienen und im Vorwort geht Ernst Topitsch auf den Einfluss ein, den Hegel auf alle geistigen Richtungen - Rechte, Bürgerliche und Linke - hatte.
Wie der Titel schon sagt, setzt sich der Autor mit den Rechtshegelianern auseinander (aber Hitler ist ja auch bei dir Thema). Für die Linke wäre analog ein Buchtitel "Von Hegel zu Stalin" fällig.

Es ist natürlich schwer, zu bestimmen, welchen Einfluss ein Philosoph, den die wenigsten im Original gelesen haben, auf ein ganzes Volk, ja große Teile der Welt hat. Aber er mag auch die beeinflussen, die ihn nicht gelesen haben. Ich denke da an seine "Dialektik", die mir als ein ständiges "Ja, aber" erscheint, wo dann diverse Früchtchen zugleich eine Norm und die Negation dieser Norm vertreten kann. Von Sittlichkeit zu schwafeln und all ihre Fundamente zu zerstören. Als Superdeutscher Deutschland gegen die Wand fahren, als Marxist dialektisch neue Höhen der Menschenverachtung erklimmen.
Dass wir nicht einmal in einer ansatzweise und ideell geeinten Menschheit leben, haben wir auch dem Blödschwätzer zu verdanken. Kant erörterte meines Wissens eine Weltrepublik, Hegel forderte das Hauen und Stechen der Staaten und Völker.

Du hast dich kritisch über Kant geäußert und ich halte Kritik für nachvollziehbar, wenn Kant sich selbst oder von seinen Verehrern zum geistigen Hohepriester eines Projektes namens "Aufklärung" gemacht wird. Weil damit jener "Holismus" anfängt, über den sich Kant-Verehrer und Hegel-Verächter Popper so ereiferte. Wobei es bezeichnend für das Projekt ist, dass einer wie Hegel in ihm mehr Einfluss als Kant hat. Alle halten sich für so toll, wenn sie Blödschwatz zitieren und belächeln oder ignorieren Kant.

Wobei aber Kant IMHO deutlich macht, wie ein guter Philosoph schreiben sollte. Zugleich einfach und anspruchsvoll. So konnte ich ohne große Mühe Ausführungen von ihm zur "Metaphysik der Sitten" und zum "ewigen Frieden" nachvollziehen. Ein Philosoph sollte tunlichst davon Abstand nehmen, eine neue Schule, Denkrichtung, Weltanschauung oder Ideologie begründen zu wollen. Diesbezüglich haben auch alle, die sich am Projekt "Aufklärung" beteiligten, mit Zitronen gehandelt. Jedem Menschen, dem es möglich ist, ein Kochbuch zu verstehen, sollte auch einen Philosophen verstehen. Denn ein Kochbuch und die Tätigkeit der Zubereitung von Nahrung sind keine Banalitäten, sondern elemantare menschliche Tätigkeiten. So sollte sich auch die Philosophie verstehen: als etwas Elemantares. Sie sollte Wahrheit sein, ohne den Anspruch von Wahrheit oder gar ein Monopol auf sie zu verkünden.

So wie ein gutes Kochbuch den Appetit auf mehr weckt. sollte die Begründung einer Philosophie den Appetit auf mehr wecken.
 
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Hellmann
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Nach meiner Erinnerung habe ich das Buch gelesen, ist allerdings schon Jahrzehnte her, vermutlich gleich nach dem Erscheinen.

Grundsätzlich lehne ich allerdings auch die Vorstellung ab, dass es irgendeinen historischen Automatismus gäbe, der nun von Hegel zu Hitler oder von Marx zu Stalin und dergleichen führen müsse. Hegel war sicher als "Großtheoretiker" für jeden Totalitarismus zu gebrauchen, in dem der einzelne Mensch erst einmal als gehorsamer Schüler sich der allumfassenden Staatslehre zu unterwerfen und sich Autoritäten unterzuordnen hat.

Ich glaube es war Schopenhauer, dass einem Hegel einfach gegen den guten Geschmack gehe, oder war es Nietzsche? Da braucht man keine Argumente, wenn man seinen Geist erst anhand von Regalmetern von Büchern irgendeiner Ideologie unterwerfen soll. Aphoristiker eignen sich da schon wesentlich schlechter für den totalitären Staat, obwohl ja gerade Nietzsche zeigt, dass sogar das noch möglich wurde.

Marx ist aber das beste Beispiel, wie keine Zwangsläufigkeit, sondern in diesem Fall wohl die einsame und bis heute völlig unverstandene Entscheidung eines Bismarck den Gang der Geschichte lenkt. Der olle Marx war fast vergessen und keiner wusste was mit ihm anzufangen, als Bismarck mit seinem Sozialistengesetz die allseits unwilligen Kader der SPD mit Hilfe eines ebenso unwilligen Frankfurter Bankierssohnes auf marxistischen Kurs brachte. Mir war das selber vorher nicht so klar gewesen, aber für Bismarck muss der Marx das Instrument gewesen sein, um die SPD auf einen ganz abwegigen Holzweg zu bugsieren, in der Hoffnung, dass ihr das auf Jahre anhängen wird.

Dazu hat man dann die lokalen Funktionäre der SPD um ihre Existenz gebracht, man hat in Städten den kleinen Belagerungszustand verkündet und unter dieser Rechtslage die aktiven Arbeiter ausgewiesen mit Frau und Kind und Kegel. Die waren jetzt natürlich erpressbar, die offene Parteiarbeit verboten und die Parteiarbeit und Parteipresse im Ausland unter Kontrolle des gezielt zugunsten des "Marxismus" durch Karl Höchberg über Kautsky und Bernstein fließenden Geldes. Dabei waren die beteiligten Personen selber keine begeisterten Marxisten, sondern haben offensichtlich alle nur gegen ihre Überzeugung ihren Job gemacht.

Alle Beteiligten nur Spielbälle der Schnurre von Bismarck, man könne mit dem Schmarrn von Marx der SPD für Jahrzehnte einen politisch hinderlichen Ballast ins Kreuz schrauben.

Bei Hitler nun suche man die Ursprünge seiner Karriere auch eher in dem damaligen geopolitischen "Großen Spiel" der Angloamerikaner gegen die Entwicklung eines einflussreichen eurasischen Kontinentalstaates. Russland hatte man schon mit Stalin und dessen totalitärem "Marxismus" ausgeschaltet, nur Deutschland war noch nicht ganz erledigt...

Hegel bot sich als Philosoph jedem totalitären Staat an, aber er war sicher nicht der maßgebliche Grund für den NS, wie Kiesewetter in dem Buch behauptet. Da wäre er bei seinen angloamerikanischen Freunden der Frankfurter Schule vielleicht eher fündig geworden, sicher hat er es gewusst, wenn sein Vater schon mit Henry Kissinger und dem OSS zu schaffen hatte.
 
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Hellmann
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Wenn wir es schon gerade von der Hegelei haben, sollten wir den großen Filosofen Schlotterteig oder wie der heißt nicht zu erwähnen vergessen.

Am schönsten mit einem Zitat seines geschraubten Geschwalles aus dem Blog unseres verehrten weißgarnix, seit neuestem in der FAZ:

„Wenn Kaufen, Verkaufen, Mieten, Vermieten, Kredit nehmen und Verleihen Operationen sind, die sämtliche Lebensaspekte in der Großen Installation berühren, kann es nicht ausbleiben, dass die Erreichbarkeit der Dinge durch Geldvermittlung ein korrespondierendes Weltgefühl erzeugt.[...]

Fassen wir zusammen, was wir vom großen Übergang ins Gelduniversum wissen, so erweist sich, wie sehr alle maßgeblichen Daseinsdimensionen von der monetären Vermittlung modifiziert werden: Wir haben Zugang zu Orten vor allem als Käufer von Transporttiteln; wir haben Zugang zu Daten vor allem als Benutzer von Medien; wir haben Zugang zu materiellen Gütern vor allem als Besitzer von Zahlungsmitteln; und wir erreichen Personen überwiegend in dem Maß, wie wir uns den Eintritt zu den Schauplätzen möglicher Begegnungen mit ihnen leisten können. Das scheinen Trivialitäten zu sein; dass sie es nicht sind, zeigt die inzwischen knapp gewordene Erinnerung an Zeiten, als das Geld noch keine alles durchdringende Größe war. In vor-monetär geprägten Verhältnissen wurden so gut wie sämtliche Zugänge zu Personen und Dingen durch Zugehörigkeit zu ihrer Gruppe und ihrer Zeug-Umwelt erschlossen; Zugehörigkeit war vor der Moderne der Preis der Welt. Um eine Welt zu haben, musste man sich einst von seinem Ort verzehren lassen. Ohne Besessenheit durch die (später neutralisierend so genannte) eigene Kultur kein Zugang zu den Menschen und Dingen.

Nach der Wende zu geldbestimmten Verhältnissen ergeben sich Zugänge viel eher durch Akte des Sich-Einkaufens und des Anschließens an Offerten oder offene Adressen. Von den Erfolgreichen erwartet man heute, dass sie ihre Zugehörigkeiten in den Hintergrund stellen können."
Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/...-great-transformation-des-weltinnenraums.aspx

Wenn Thomas Strobl, der zuerst aus dem Gelben bekannte Blogger, noch länger ehrfürchtig in dergleichen Schlotterteig herumrührt, wird er in der bürgerlichen Presse noch viel größer herauskommen.

Das ist das Erbe des Hegel, der hat das geschraubte Geschwalle über nichts und wieder nichts damals ersonnen. :(
 
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Wenn wir es schon gerade von der Hegelei haben, sollten wir den großen Filosofen Schlotterteig oder wie der heißt nicht zu erwähnen vergessen.

Am schönsten mit einem Zitat seines geschraubten Geschwalles aus dem Blog unseres verehrten weißgarnix, seit neuestem in der FAZ:


Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/...-great-transformation-des-weltinnenraums.aspx

Wenn Thomas Strobl, der zuerst aus dem Gelben bekannte Blogger, noch länger ehrfürchtig in dergleichen Schlotterteig herumrührt, wird er in der bürgerlichen Presse noch viel größer herauskommen.

Das ist das Erbe des Hegel, der hat das geschraubte Geschwalle über nichts und wieder nichts damals ersonnen. :(


herr hellmann,

sie sprechen mir wie üblich aus der seele bzw. aus dem kopf :)

es ist das ewig währende spiel "des kaisers neue kleider", den herrschaften sollte dringendst die maske von den fratzen gezogen werden.

was du hier alles über marx geschrieben, rückgefolgert hast, sollte in einer form aufbereitet werden, die über das lesen der worte hinausgeht - die macht der bilder, du verstehst...

kennst du den alten film "mr. gärtner" oder so ähnlich? da wird versehentlich ein gärter mit dem präsidenten verwechselt, er sagt was über die pflänzchen, dann gleiches vom rednerpult runter usw. und man ist sich sicher, das sind die konzepte für die zukunft - das blumen- und gemüsebeet gibt die antworten.

sehr empfehlenswert :)
 
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Nach meiner Erinnerung habe ich das Buch gelesen, ist allerdings schon Jahrzehnte her, vermutlich gleich nach dem Erscheinen.

Grundsätzlich lehne ich allerdings auch die Vorstellung ab, dass es irgendeinen historischen Automatismus gäbe, der nun von Hegel zu Hitler oder von Marx zu Stalin und dergleichen führen müsse. Hegel war sicher als "Großtheoretiker" für jeden Totalitarismus zu gebrauchen, in dem der einzelne Mensch erst einmal als gehorsamer Schüler sich der allumfassenden Staatslehre zu unterwerfen und sich Autoritäten unterzuordnen hat.

(...)

Hegel bot sich als Philosoph jedem totalitären Staat an, aber er war sicher nicht der maßgebliche Grund für den NS, wie Kiesewetter in dem Buch behauptet. Da wäre er bei seinen angloamerikanischen Freunden der Frankfurter Schule vielleicht eher fündig geworden, sicher hat er es gewusst, wenn sein Vater schon mit Henry Kissinger und dem OSS zu schaffen hatte.

Hallo Hellmann.

Ich denke auch nicht, dass irgendein Philosoph mit seinen Büchern in einem Ursache -> Wirkung - Verhältnis diesen oder jenen Totalitarismus verursacht hat. Mir scheint es eher so, dass diejenigen, die schon vorher totalitäre Herrschaft wollten, sich die geeigneten Stichwortgeber, Massenhypnotiseure und geistigen Deckmäntelchen gesucht haben.
Was geschieht, wenn machtgierige Großverbrecher das nicht tun, zeigen die "Meister der Insel" bei Perry Rhodan: da haben die Autoren alles beieinander, was für Macht und Herrschaft und Verbrechen in großem Stil nötig ist - nur keine Ideologie! Dass führt dann dazu, dass die "MdI" recht schnell als die Verbrecherbande erkannt, entlarvt und zur Strecke gebracht werden.
So schreibt auch Kiesewetter, dass totalitäre Herrschaft ohne Ideologie unmöglich ist. Ich erst bei Seite 46 und finde seine Ausführungen über den selbstrefenziellen deutschen Machtstaat grundsätzlich richtig. Aber trotzdem stoßen mir einige Dinge sauer auf:
1. Er baut als Gegenmodell zum deutschen Machtstaat bürgerliche Gesellschat mit repräsentativer Demokratie und Rechtsstaat auf.
Sind das Gegensätze? Im Deutschen Reich von 1871 hatten doch v. a. seit der Absetzung der Hohenzollern und anderer Adelsgeschlechter 1918, aber auch davor, "die Bürger" den meisten Einfluss. Das war doch kein Projekt des Hochadels wie der Absolutismus Ludwig XIV., sondern IMHO eine vom Bismarck geschmiedete Allianz aus Adel und Bürgertum. Wo die Bürger selbst den autoritären Machtstaat und nicht die Demokratie wollten!
2. Die Länder, wo das bürgerlich-demokratische Ideal verwirklicht war - Frankreich, Großbritannien, die USA - waren im 19. und frühen 20. Jahrhundert aber zugleich auch Machtstaaten. Die Macht mag anders verteilt gewesen sein als im Deutschen Reich, aber die Außenwirkung war oft erschreckend ähnlich. Die hatten schon alle ihre kolonialen Raubreiche, alldiweil Deutschland da als Nachzügler auftrat.
3. Ich habe mich auch für das Buch in Unkosten gestürzt, weil ich wissen wollte, warum es noch heute so *** ist. Und warum Deutschland unter Frau Merkel und der Großen Koalition wieder zum Macht- und Obrigkeitstaat wird. Was aber angesichts der unbestreitbaren parlamentarischen Demokratie nahe legt, dass "Machtstaat" und bürgerliche "Demokratie" keine Gegensätze sind.
4. Kiesewetter schimpft nach Herzenslust über den deutschen Machtstaat, der ja das moderne Deutsche Reich binnen 74 Jahren nach seiner Gründung in den Untergang geführt hat.
Aber er hat zumindest bis jetzt den Widerspruch zwischen Machtstaat als Ideal von Dauerhaftigkeit und Größe und Realität von Schande und Untergang nicht diskutiert. Warum haben die alle gegen ihre eigenen offiziellen Grundsätze gehandelt? Nationalkonservative haben eine Entwicklung eingeleitet, die im krassen Gegensatz zu ihren eigenen offiziellen Grundsätzen stehen muss.
Waren die alle nur blöde? Das Gebaren mancher heutiger Rechter legt den Schluss zwar nahe, aber so einfach ist es nicht. Sie selbst haben ja nach '45 den von ihnen verschuldeten Untergang größtenteils unbeschadet überlebt. Was für mich den Schluss nahe legt, dass sie einen Diskurs pflegen, wo konkrete Staatswerdungen und Ordnungssysteme eher sekundär, ersetzbar und eh vergänglich sind. Primär ist das Prinzip der Ausübung von Macht durch Eliten aller Art, die Ordnungssysteme immer nur für andere schaffen, sich selbst aber allen Normen entziehen wollen. Was denn von der staunenden oder erbitterten Öffentlichkeit nur zu oft als Heuchelei und Bigotterie wahr genommen wird, ohne die Hintergründe zu verstehen.
 
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Ich bin jetzt mit den ersten beiden Kapiteln von "Von Hegel zu Hitler" durch, in denen Kiesewetter Hegels politische Philosophie behandelt, und da ergeben sich in Anschluss an meinen letzten Post folgende Fragen:

1. Totaler Staat oder totaler Markt ;) ?

Kiesewetter zufolge lehnt Hegel das "allgemeine, gleiche und freie" Wahlrecht für alle strikt ab. Der Staatsbürger nehme doch schon durch seine Interaktionen mit dem Staat am Staate teil. Da noch jeden an der Auswahl der Regierung zu und den zu treffenden Entscheidungen zu beteiligen sei dumm und töricht, weil der Staat dann zum Spielball partikularer Interessen werde und das "Allgemeine" verloren gehe. Die meisten Menschen sind zuden zu töricht, um bei Staatsangelegenheiten mit zu reden. "Das Volk weiß nicht, was es will".

Freiheit und Vernunft bestehen für Hegel darin, dass sich der Einzelne freiwillig einem Staat unterordne, ohne einen Anspruch auf politische Mitbestimmung oder selbst "unveräußerliche" Rechte zu haben. Die Vernunft besteht darin, die Vernünftigkeit des Staates und die Redlichkeit und Klugheit seiner Regierung und seiner Beamten anzuerkennen. Den Protagonisten des Staatsapparates eigennütziges Handeln zu unterstellen oder gar ständig Kritik zu üben, ist für Hegel generell unvernünftiges und besserwisserisches Verhalten.

Dieser totale Staat, zu dessen geistigen Wegbereiter Kiesewetter Hegel machen will, ging allerdings 1945 im Wortsinne in Rauch auf. Nach einer sozialdemokratischen Phase sind wir aber seit den 1970er Jahren in Lateinamerika, den 1980er Jahren in der entwickelten westlichen Welt und den 1990er Jahren auch im Ostblock immer mehr in die Phase des totalen Marktes eingetreten.

Die gleichen Argumente, die Hegel für den totalen Staat und gegen politische Mitwirkung, Grundrechte und Kritik einfacher Menschen an ihm ins Felde führt, fahren die heutigen Apologeten des totalen Marktes gegen Kritik am Markt auf.

Weil man als Marktteilnehmer qua der marktüblichen Interaktionen schon am Markt teilnimmt, ist eine dezidierte politische Kontrolle für Marktradikale nicht mehr nötig. Man hat auch gegenüber dem Markt keinerlei unveräußerlichen Rechte. Die Marktradikalen kämpfen mit Zähnen und Klauen gegen den Mindestlohn und lehnen es auch angesichts von Reichtum und Überfluss strikt ab, allen Menschen ein Leben ohne materielle Sorgen und Existenängste zu ermöglichen. Bei Hegel waren die Menschen gegenüber dem totalen Staat rechtlos, heute sind sie es gegenüber dem totalen Markt.
Eingriffe in den Markt würden laut Marktradikalen nur stören und ihm vom Gleichgewicht resp. "Optimum wegführen". Auch für die Marktradikalen weiß das Volk nicht, was es will und soll sich deshalb nunmehr nicht dem Staat, sondern dem Markt unterwerfen.

Folgerichtig bestehen Freiheit und Vernunft nunmehr darin, dass sich der Einzelne dem Markt unterwirft. Am Markt zu agieren und Freiheit und die Vernunft ist das, was als Ergebnis von Marktprozessen herauskommt. Kritik an den Ergebnissen "unverfälschter" Marktmechanismen, Mißtrauen gegenüber den reichen und privilegierten Nutznießern der "Marktwirtschaft" oder Verachtung für die etwa in der Finanzkrise gezeigten Luftnummern mit Mega-Blasen werden als Genörgel eines unvernünftigen Pöbels angesehen.

Das Ergebnis und Ende des totalen Staates hatten wir 1945, auf das Ergebnis des totalen Marktes darf man gespannt sein.

2. Der Weltgeist als Kulissenschieber :D

Hegel erscheint zumindest in der Interpretation von Kiesewetter als der Protagonist einer zum System erhobenen Menschenverachtung. Kiesewetter muss selbst einräumen, dass seine negative Interpretation nicht die Einzige Sichtweise von Hegel ist. Worin ich ihm aber folge, ist, dass er mit Bezug auf Hegel einen sehr realen Diskurs der nicht nur zum System, sondern zur zu befolgenden Norm erhobenen Menschenverachtung skizziert hat.

1. Der Einzelne ist nichts! Er muss sich freiwillig dem totalen Staat - oder dem totalen Markt! - unterordnen und darf nicht einmal meckern, denn damit zeigt er ja seine Unreife. Im Gegenteil, er muss sich sogar freuen, denn er betreibt in Freiheit der Vernunft folgend Unterwerfung und Selbstaufgabe.

2. Der Einzelne unterwirft sich, ohne außer "Bedürfnisbefriedigung in der bürgerlichen" Gesellschaft irgend etwas zu bekommen! Der totale Staat (oder Markt) hat keine konkreten Daseinsziele ("Ruhm und Ehre" oder "Sex, Money and Fun"), sondern ist Selbstzweck. Der Staat (oder Markt) steht über dem Volk oder der Religion, er setzt sich als absoluten Selbstzweck! Gnädigerweise lässt der Staat (oder Markt) seine Untertanen in der bürgerlichen Gesellschaft noch rackern und schindern, weil er ohne Menschen und die Produkte ihrer Arbeit nicht existieren könnte.

3. Auch das Ganze, dem sich der Einzelne unterwirft, ist nichts! Hegel redet zwar der abstrakten Idee des totalen Staates das Wort, lehnt aber eine Weltrepublik oder einen Staatenbund, über den Kant nachdachte, ab! Konkret ist "Staat" immer mehrere Staaten, die um die Vorherrschaft kämpfen, Krieg muss sein und wird als notwendig gerechtfertigt, ja gefordert!
Doch jedem mit ein bisschen Verstand und Geschichtskenntnissen hätte schon zu Hegels Zeiten klar sein müssen, dass das Ringen der Staaten um Vorherrschaft zwar die Idee des totalen Staates befördert - weil der Staat im Krieg das Glück und Leben seiner Untertanen fordert und die sich "aufopfern" müssen - aber jeder konkrete Staat früher oder später auf der Strecke bleibt.
Selbst jemand, der zum Beispiel als sturer Preuße für seinen Staat kämpfen und sterben würde, muss einsehen, dass gerade in Hegels Gruselpanoptikum des Weltgericht haltenden Weltgeistes Preußen früher oder später notwendig! zum Untergang verurteilt ist. Kantscher Logik zufolge Verabredungen zu treffen, um Preußen - oder die anderen Staaten - vor dem Untergang im Weltgericht zu bewahren, scheint mit da neheliegender.

Damit bin ich bei der Frage: Wer nimmt einen Diskurs der Menschenverachtung ernst, der nicht einmal vom Standpunkt eines staatsgläubigen Menschen viel Sinn macht? Siehe Preußen - es war schon vor Hegel einige Male am Rande des Untergangs und endete gut ein Jahrhundert nach ihm sogar mit einer offiziellen Verbotsverfügung. Sic transit gloria mundi!

Liegt da nicht die Vermutung nahe, dass sich auf allen Stufen der Hierarchie, von Macht und Besitz, die intelligenten Menschen so einem Diskurs und seinen destruktiven Folgen entziehen wollen? Wer nicht viel Macht und Besitz hat, verwirft alles außer Familie und engen Freunden. Wer etwas mehr Besitz hat, sieht zu, auf Schweizer Nummerkonten Rücklagen zu bilden oder ihn so weit zu streuen, dass z. B. russische Panzer 1945 nicht alles platt machen. Intelligente einfache Menschen und Mittelschichtler mögen dann zugleich zynisch und realistisch all die für Narren erklären, die angesichts eines mit dem Namen Hegel oder den Rechtshegelianern verbundenen Diskurses noch an "Staat und Nation" glauben. Weil sie sich da nur als Kanonenfutter sehen und den Untergang ahnen mögen.
Wer sehr reich und mächtig ist, steht nicht außerhalb, sondern über dem - scheinbar - totalen Hegelschen Staat. Der Weltgeist hält nicht Weltgericht, sondern wird zum Kulissenschieber. Und der totale Staat erweise sich gerade durch seine Totalität als böse und blutige Luftnummer der Weltgeschichte.

Die heute Platz für den totalen Markt machen muss :p
 
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Jetzt fangen die an den Unis wieder mit dem ollen Schmarrn von Marx an:


Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,587371,00.html

Ja hört das denn nie auf mit der "Wertformanalyse"?



Genau zur Krise des Finanzkapitals sollen die Studis das Kapital wieder lesen. Da sind sie dann die nächsten zehn Semester beschäftigt mit der Werttheorie und Wertkritik. Bis dahin kann sich das Finanzkapital ungestört aus der Schlinge ziehen - Marx brauchen die nicht zu fürchten, das haben schon die 80er Jahre zur Genüge bewiesen.



So ein aufgewärmter Scheiß! :mad:

Das Problem bei Marx und generell Kritikern der kapitalistischen Heilslehre ist doch, dass trotz der vernünftigen, aufklärerischen Betrachtungsweisen, keine Konsequenzen gezogen werden (müssen). So lassen sich die Kritiken immer leicht von Anhängern der Ideolgieen von "freien Märkten" instrumentalisieren und in die Defensive drängen und letztendlich als - "seht her" - nicht umsetzbar betiteln. Sie haben da nichts zu befürchten.
Eins aber kann man den Kritikern und Oppositonellen zu Gute halten, sie beeinflussen schon recht ordentlich Entscheidungen der Machinhaber. Sie sind also dringend für die Systemstablilität nötig.
"Links" als systemische Tendenz quasi, wenn auch derzeit noch zu ruhig, - für meinen Geschmack.
 
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Jetzt fangen die an den Unis wieder mit dem ollen Schmarrn von Marx an:


Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,587371,00.html

Ja hört das denn nie auf mit der "Wertformanalyse"?



Genau zur Krise des Finanzkapitals sollen die Studis das Kapital wieder lesen. Da sind sie dann die nächsten zehn Semester beschäftigt mit der Werttheorie und Wertkritik. Bis dahin kann sich das Finanzkapital ungestört aus der Schlinge ziehen - Marx brauchen die nicht zu fürchten, das haben schon die 80er Jahre zur Genüge bewiesen.



So ein aufgewärmter Scheiß! :mad:

Aus den Marxisten und Sozialisten der 1970er und 1980er Jahre rekrutierten sich ab den 1990er Jahren im Westen und Osten die Neoliberalen und Kapitalismus-Apologeten. Schon clever, einige der besten Schergen aus den Reihen der - vorgeblichen - Opposition zu holen ;)
Aber es ist nicht alles verloren, so habe ich auf dem Campus auch die Parole gelesen "Make Capitalism History!" Und wie macht man etwas zu Geschichte? Indem man es nicht mehr als jenseits historischer Prozesse stehende Absoluta verschwurbelt (wie es mir beim marxistischem Geschichtsbild der Fall zu sein scheint), sondern als Geschichte wie andere Geschichte auch darstellt. Als eine Epoche, vor der andere Epochen waren und nach der andere Epochen sein werden.
 
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Man sollte die Historische Schule der Nationalökonomie wieder beleben. Die ist unter dem Einfluss der Angloamerikaner völlig ausgelöscht worden, kaum noch dass jemand weiß, dass es die überhaupt gab.
Die ältere Historische Schule ist sich vor allem in ihrer Ablehnung der Klassik einig. Deren Anspruch, Naturgesetzlichkeiten, also von Raum und Zeit unabhängige Gesetze zu formulieren, begegnet man sehr skeptisch. Insbesondere der Vorstellung einer "idealen" Volkswirtschaft setzt sie die Pluralität von Idealen und die Vielseitigkeit menschlichen Verhaltens entgegen - Nationalökonomie ist also keine Natur-, sondern eine Sozialwissenschaft.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Schule

Inzwischen tun ja die Marxisten so, als wären sie die Einzigen, die jemals die Ökonomie historisch betrachtet hätten. Allerdings nicht wirklich historisch, sondern als von vornherein festgelegten, unausweichlichen Prozess, quasi Naturgesetzen folgend wie auch der Markt in den liberalen Vorstellungen.

Die Historische Schule wäre auch noch ein interessantes Thema. Sie war natürlich preußisch, die sogenannten Kathedersozialisten, wollte von der Regierung ein Eingreifen in den Markt zwecks Besserung der sozialen Verhältnisse.

Ihre Anhänger bekamen nach 1945 in diesem Besatzungsregime keine Lehrstühle mehr und wurden nicht mehr publiziert. Die sind völlig erledigt worden, weil eine historische Betrachtung der Ökonomie natürlich das Ende allen Modellbaus wäre.
 
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Die ältere Historische Schule ist sich vor allem in ihrer Ablehnung der Klassik einig. Deren Anspruch, Naturgesetzlichkeiten, also von Raum und Zeit unabhängige Gesetze zu formulieren, begegnet man sehr skeptisch.(...)

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Schule[/QUOTE]

An von Raum und Zeit unabhängige Naturgesetze glauben die Naturwissenschaften nicht. Naturgesetze gelten in Raum und Zeit und welche Naturgesetze wie gelten, hängt von der Struktur der Raumzeit ab. Denkt man sich "Raumzeit" komplett weg und fragt, was dann von den Naturgesetzen noch bleibt, so gibt es zwei Antworten:
1. Gedankensysteme, logische Beziehungen.
2. Nicht einmal 1., weil das Bewusstsein, das sich Gedankensysteme ausdenkt, nicht im Nichts, sondern in irgendeiner Art von Raumzeit leben muss

Inzwischen tun ja die Marxisten so, als wären sie die Einzigen, die jemals die Ökonomie historisch betrachtet hätten. Allerdings nicht wirklich historisch, sondern als von vornherein festgelegten, unausweichlichen Prozess, quasi Naturgesetzen folgend wie auch der Markt in den liberalen Vorstellungen.

Ich halte Determinismus für einen wesentlichen Bestandteil solcher ökonomistischer Diskurse. IMHO trifft "deterministisch" es auch besser als "naturgesetzlich", weil aich und besonders in der Welt der Naturwissenschaften die Dinge nicht so festgeklopft werden wie bei den Wirtschaftswissenschaften.
 
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Hellmann
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An von Raum und Zeit unabhängige Naturgesetze glauben die Naturwissenschaften nicht.

Das ist bei wiki etwas unglücklich ausgedrückt und mir ist es nicht aufgefallen, weil mir bekannt war, wie es gemeint ist. :)

Es geht also darum, dass ökonomische Zusammenhänge für die jeweiligen historischen Zeiträume untersucht werden. Demgegenüber glauben die Klassiker an historisch zeitlose ökonomische Gesetze.

Der Begriff des Determinismus ist genau richtig in Bezug auf den Marxismus. Bei den Klassikern würde ich schon unterstellen, dass die sich die Ökomomie von Naturgesetzen beherrscht vorgestellt haben.
 
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Es geht also darum, dass ökonomische Zusammenhänge für die jeweiligen historischen Zeiträume untersucht werden. Demgegenüber glauben die Klassiker an historisch zeitlose ökonomische Gesetze.

Da gibt es drei Dinge zu beachten:

1. Allgemein gelten "Naturgesetze" immer nur unter bestimmten Bedingungen. So zerbrechen sich die Kosmologen den Kopf darüber, wie die uns bekannten Wechselwirkungen beim Urknall entstanden sind und warum Schwerkraft, Elektrizität und Magnetismus wirken wie sie wirken. Generell heißt es: dass es die uns bekannten Naturgesetze überhaupt gibt, liegt an Rahmenbedingungen, die alles andere als selbstverständlich sind. Im Gegenteil: diese Rahmenbedingunen gelten als sehr speziell und in unserem Universum quasi durch Zufall entstanden. Andere Universen haben andere Naturgesetze.

2. Aus 1. folgt, dass auch in politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belangen "Naturgesetze" nur dank spezifischer und änderbarer Rahmenbedingungen gelten. Es gibt da IMHO keine Gesetze, sondern nur "Gesetzmäßigkeiten", "Trends" und dergleichen.

3. Wirken physikalische Gesetzte wenigsten noch immer auf die gleiche und vorhersagbare Weise, so zeichen sich soziale Gesetzmäßigkeiten durch eine Menge von Ausnahmen und Gegenbeispielen aus.
So fallen dank der Schwerkraft alle Äpfel stets nach unten und die Wahrscheinlcihkeit für einen nach oben fallenden Apfel ist nahe Null. In den Sozialwissenschaften dagegen würde statistisch ein bestimmer Prozentsatz von Äpfeln stets nach oben fallen. Weil es zum Beispiel für das Gesetz "Männer sind größer als Frauen" ("Geschlechtsdimorphismus") Millionen von Gegenbeispielen gibt, wo Frauen größer als Männer sind. Und so dürfte es mit allen "Gesetzen" in den Sozialwissenschaften sein. Sie reden sich damit raus, dass es ja nur statistische Mittelwerte sind und "im Durchschnitt Männer größer als Frauen sind". Nur trägt ihnen das nicht zu Unrecht den Ruf der "Laberfächer" ein, weil sie Dinge nicht wirklich erklären. Die erklärungsbedürftig sind.

Der Begriff des Determinismus ist genau richtig in Bezug auf den Marxismus.

Oder für den Calvinismus, wo die Reichen in der Gunst Gottes stehen und ihr Reichtum das Zeichen dieser Gunst ist. Die Lehre von der Prädestination, der zufolge Gott vorherbestimmt, wen er liebt und wen nicht und seinen Lieblingen die Liebe mit materiellem Erfolg im Leben zeigt.
Ebenso das "Kismet" (das "Zugeteilte") im Islam, wo Gott auch alles vorherbestimmt.
Oder im Hinduismus, wo der Paria sein Leid in diesem Leben ertragen soll, um in einer besseren sozialen Position wiedergeboren zu werden.

Im Allgemeinen ist Determinismus typisch für jede repressive Ideologie, die von ihren Untertanen fordert, sich klaglos leidend in ihr Schicksal zu fügen. Da ja alles vorherbestimmt ist und man nichts ändern kann.
Wobei die orthodoxen Marxisten da hinsichtlich Perfidie den religiösen Determinismen in nichts nachstehen. Wer das Pech hat, in der "falschen" historischen Epoche geboren zu werden, soll da klaglos leiden und für die historische Notwendigkeit abkratzen. Das Heil im Kommunismus wird er nicht erleben, weil es dafür in der Geschichte noch zu früh ist. Und wer dann als Russe oder Chinese das Heil im Kommunismus überlebt hat, wird mit der Wiedereinführung des Kapitalismus beglückt, weil alles dialektisch ist :)
 
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Hellmann
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Weil die Kapitalisten doch so nett und zuvorkommend sind zu ihren Gegnern: :D

Mir haben sie gestern im Zeit-Forum einen Beitrag gelöscht. Er wäre angeblich unsachlich gewesen. Und was muss ich da bei der Zeit sehen:
Karl Marx (3/2009)

Der Prophet der Krise

Hier finden Sie ausgewählte Artikel online und das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 3/2009:
...
Karl Marx und die Ökonomen seiner Zeit
In bester Gesellschaft
Von Mark Schieritz

Karl Marx war nicht der einzige Ökonom des 19. Jahrhunderts, der dem Kapitalismus eine düstere Zukunft vorausgesagt hat. […] »

Das politische Erbe
Im Namen des Vaters

Von Iring Fetscher

Die politische Wirkungsgeschichte von Marx’ Werken ist eine Geschichte blutiger Missverständnisse […] »

Die Familie Marx
Von der Lieblingstugend bis zum Leibgericht


1865 und 1868 schreibt der Enge Kreis der Familie Marx in das Poesiealbum von Tochter Jenny […] »

Inhaltsverzeichnis

* Fundstück [Seite 3]

* Panorama [Seite 6]

* »Revolutionen werden nicht von einer Partei gemacht« [Seite 8]
Ein Interview mit Karl Marx von 1878

* Die neue Welt der Arbeit - Industrielle Revolution und politischer Machtkampf im Spiegel der Kunst [Seite 12]

* Ein Philosoph der handfesten Dinge - Warum es sich wieder lohnt, Marx zu lesen. Von Hans-Martin Lohmann [Seite 22]

* »Irgendwann wird der Kapitalismus vorbei sein« - Norbert Walter und Elmar Altvater: Banker und Marxist im Gespräch [Seite 34]

...

* »Alles in wüstem Durcheinander« - Das wechselvolle Privatleben der Familie Marx. Von Volker Ullrich [Seite 46]

* Ungleiche Gefährten - Marx und Engels: Die Geschichte einer Freundschaft. Von Andreas Molitor [Seite 56]

* Für einen Hungerlohn - Der harte Arbeitsalltag in den frühen Industriestädten. Von Christian Staas [Seite 62]

* Das Kapital - Eine Einführung in Marx ökonomisches Hauptwerk. Von Robert Kurz [Seite 74]

* In bester Gesellschaft - Karl Marx und die Volkswirtschaftler seiner Zeit. Von Mark Schieritz [Seite 80]

* Im Namen des Vaters - Von Lenin bis Mao: Was aus Marx Ideen wurde. Von Iring Fetscher [Seite 86]
...
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/index

Der naive Leser glaubt noch, dass so viel Marx-Verehrung in der Zeit ein Beweis für die Pressefreiheit wäre und dafür, dass man bei uns seine Meinung frei und unbeschwert sagen könne und dabei sogar von der Presse gefördert werde - wenn die Meinung was taugt, meint der naive Leser dieser Presse.

Die Leute ahnen nicht, auf welchen gezielten Schwindel sie da reinfallen, mit dem großen Revolutionär und Denkerphilosophen Karl Marx, der natürlich in der Zeit verehrt wird, so wie mit dem die Leute verarscht werden. :toben:

Tja, so schaut es aus. Manchmal ist es so offensichtlich, dass selbst mir die Augen fast aus dem Gesicht kullern.

Der Robert Kurz ist natürlich auch mit dabei gewesen in diesem Machwerk der ZEIT. Der Lohn für die Diffamierung des Keynesianismus als "strukturellen Antisemitismus".

Die Kapitalisten belohnen ihre Leute sehr sorgfältig mit Geld und Aufmerksamkeit. Man lasse sich da nichts vormachen. ;)
 
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Hellmann
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Hat sich jemand mal die ZEIT-Geschichte zu Marx angeschaut und sich auch seine Gedanken über so viel Marx-Verehrung der kapitalistischen Presse gemacht? :rolleyes2:

Das Machwerk liegt derzeit überall im Zeitschriftenhandel aus.
 
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Hat sich jemand mal die ZEIT-Geschichte zu Marx angeschaut und sich auch seine Gedanken über so viel Marx-Verehrung der kapitalistischen Presse gemacht? :rolleyes2:

Das Machwerk liegt derzeit überall im Zeitschriftenhandel aus.
Nö. Ich investiere keinen müden Cent in die Lügenpresse. Ich denke, es ist schon über 10 Jahre her, dass ich mir eine Zeitung oder eine Zeitschrift gekauft habe.
 
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Ich denke, es ist schon über 10 Jahre her, dass ich mir eine Zeitung oder eine Zeitschrift gekauft habe.

bei mir ist es erst seit einigen Jahren so, weil ich wegen meiner schlechten Augen eine Tageszeitung nicht an einem Tag zuende lesen kann und es dann schade um das ungelesene Papier finde
 
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Hellmann
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Habe einen interessanten Bericht der österreichischen Polizei über die Rheinische Zeitung an den Fürsten Metternich gefunden.

Die hatten einen Confidenten in Frankfurt, der auch direkt mit Marx und Engels in Briefkontakt war. Außerdem wird dessen Freund, der Dichter Freiligrath, in dem Bericht als Quelle genannt.

Vermutlich hat also Freiligrath, der ständig wieder in der Umgebeung von Marx auftaucht und später noch in London Filialleiter einer Genfer Bank ist, für die Österreicher gearbeitet.

Der Polizeibericht über die Hintergründe der Rheinischen Zeitung befindet sich als Anhang ganz hinten auf Seite 37.

-> http://library.fes.de/afs/derivat_pdf/jportal_derivate_00021489/afs-1964-005.pdf

Was man heute nicht alles findet dank Internet. :)
 
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Hellmann
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Habe übrigens gerade die Quelle gefunden, aus der Marx seinen Spruch über die Juden, dass ihr wirklicher Gott das Geld wäre, abgekupfert hat:

Dabei machen diese Amerikaner gro-
ßes Wesen von ihrem Christentum und sind die eifrig-
sten Kirchengänger. Solche Heuchelei haben sie von
den Engländern gelernt, die ihnen übrigens ihre
schlechtesten Eigenschaften zurückließen. Der weltli-
che Nutzen ist ihre eigentliche Religion, und das Geld
ist ihr Gott, ihr einziger, allmächtiger Gott.
http://www.heinrich-heine.net/boerne/boerned2.htm

Es ist aus Heinrich Heine, Helgoland, den 1. Julius 1830, Ludwig Börne.
Eine Denkschrift, Zweites Buch.

Natürlich hat das vor mir noch niemand entdeckt. ;)
 

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