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...diesmal ohne Militärputsch, sondern durch Sieg der demokraischen Institutionen.
Nach einem hitzigen Wahlkampf und einer Beteiligung von 71% der 7,3 Millionen registrierten Wähler fiel die Entscheidung unerwartet bereits im ersten Durchgang und zwar sehr deutlich.
Es sei »ein politisches Erdbeben«, so Le Monde Afrique, dass der Kandidat einer verbotenen Partei, der 44jährige Steuerinspektor Bassirou Diomaye Faye, mit knapp 60% der Stimmen gewonnen hat.
In der Hauptstadt Dakar feierten die Menschen mit Hupkonzerten und lauter Musik. Amadou Ba, der Kandidat der Regierungskoalition, kam auf etwa 34 Prozent. Überraschend auch, dass alle politischen Schwergewichte der letzten Jahre zusammen nur rund 10% auf sich vereinigen konnten.
Oppositionsführer Ousmane Sonko, wegen »Korrumpierung der Jugend« zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und von der Wahl ausgeschlossen, nominierte seinen Parteivize Diomaye Faye als »seinen« Kandidaten. Auch er saß im Gefängnis – angeklagt wegen Missachtung des Gerichts und Verleumdung von Richtern –, wurde aber wie Sonko zehn Tage vor der Wahl freigelassen.
Die Regierung hatte ein allgemeines Amnestiegesetz erlassen, um politische Spannungen vor dem Urnengang abzubauen, denn das Land stand auf der schwelle zum Bürgerkrieg. Sonko, 2022 zum Bürgermeister der Stadt Ziguinchor gewählt, kämpfte in den letzten Jahren mit seiner linken, panafrikanischen Partei PASTEF nicht nur gegen lokale Korruption, sondern organisierte auch Massenproteste gegen eine erneute Kandidatur des nun scheidenden Präsidenten und westlichen Protégé Macky Sall.
Dem hatte es nicht geholfen, PASTEF im Juli letzten Jahres zu verbieten und ihre Führungsriege zu inhaftieren.
Eine Koalition von mehr als 100 Parteien und einige politische Schwergewichte schlossen sich Fayes Kampagne unter dem Motto »Diomaye mooy Sonko« an, was in der lokalen Wolofsprache »Diomaye ist Sonko« bedeutet.
Die drei zuvor durch Militärputsch aus dem französischen Einflussbereich gefallenen Staaten des Sahel (Burkina Faso, Mali, Niger) bekommen jetzt einen angrenzenden Bundesgenossen mit Seezugang.
Afrika bricht nach und nach in eine neue Ära auf mit einer neuen Generation junger Staatsmänner, für die die Souveränität und Selbstbestimmung ganz obern auf der Agenda steht.
Und nun ist es so weit...die Françafrique-Dominosteine fallen einer nach dem anderen...
Aus dem Knast zum Präsidenten Senegals in weniger als einem halben Monat...
Herzlichen Glückwunsch Bassirou Diomaye Faye !
Senegal: Ein Triumph, ein Schock und ein Weckruf
Der unangefochtene Sieg von Bassirou Diomaye Faye, einem 44-jährigen Steuerinspektor, der 10 Tage vor Beginn der Wahlen aus dem Gefängnis entlassen wurde, war eine schöne demokratische Überraschung.
Senegal: A triumph, a shock and a wake-up call | https://www.lemonde.fr/en/international/article/2024/03/26/senegal-a-triumph-a-shock-and-a-wake-up-call_6655708_4.html
Der Kandidat der scheidenden Regierung gratulierte nach seiner Niederlage seinem schärfsten Konkurrenten nach einer ruhigen Präsidentschaftswahl. Die Ergebnisse scheinen einwandfrei zu sein, und das Militär ist nirgends zu finden. In der chaotischen politischen Landschaft Westafrikas war der unangefochtene Sieg des senegalesischen Kandidaten Bassirou Diomaye Faye in der ersten Wahlrunde am Sonntag, den 24. März, eine angenehme demokratische Überraschung. Im krassen Gegensatz zu den Putschen, die mehrere Länder der Region in Militärdiktaturen verwandelt haben, ist dieses Ereignis zugleich ein Triumph, ein Schock und ein Weckruf.
Dies ist ein Sieg für die senegalesischen Institutionen und die Demokratie. Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960 hat es noch nie eine so turbulente Präsidentschaftswahl erlebt. Die Instabilität, die aus den Manövern des scheidenden Präsidenten Macky Sall resultierte, wurde von der Justiz auf bewundernswerte Weise aufgefangen: Der Verfassungsrat hob die Entscheidung des Präsidenten, die Wahl zu verschieben, auf und setzte dann angesichts seiner hartnäckigen "Trägheit" einen Termin für die Abstimmung fest. Die Stärke dieser Institutionen wurde durch die historische Bedeutung dieser Wahl unterstrichen - ob die liberale, pro-westliche politische Linie, die der Senegal seit mehr als sechs Jahrzehnten verfolgt, fortgesetzt werden soll oder nicht - und durch den radikalen Wandel, für den sich das senegalesische Volk schließlich entschied: Der Kandidat, den sie gewählt haben, ist weit davon entfernt, die Wahl der herrschenden Eliten zu sein, und hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er sie "rauswerfen" will. Die Solidität der senegalesischen Demokratie hat auch eine deutliche Botschaft an die Juntas und die Völker Afrikas gesendet: Wahlen können es den Menschen auch ermöglichen, "den Spieß umzudrehen".
Nach einem hitzigen Wahlkampf und einer Beteiligung von 71% der 7,3 Millionen registrierten Wähler fiel die Entscheidung unerwartet bereits im ersten Durchgang und zwar sehr deutlich.
Es sei »ein politisches Erdbeben«, so Le Monde Afrique, dass der Kandidat einer verbotenen Partei, der 44jährige Steuerinspektor Bassirou Diomaye Faye, mit knapp 60% der Stimmen gewonnen hat.
In der Hauptstadt Dakar feierten die Menschen mit Hupkonzerten und lauter Musik. Amadou Ba, der Kandidat der Regierungskoalition, kam auf etwa 34 Prozent. Überraschend auch, dass alle politischen Schwergewichte der letzten Jahre zusammen nur rund 10% auf sich vereinigen konnten.
Oppositionsführer Ousmane Sonko, wegen »Korrumpierung der Jugend« zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und von der Wahl ausgeschlossen, nominierte seinen Parteivize Diomaye Faye als »seinen« Kandidaten. Auch er saß im Gefängnis – angeklagt wegen Missachtung des Gerichts und Verleumdung von Richtern –, wurde aber wie Sonko zehn Tage vor der Wahl freigelassen.
Die Regierung hatte ein allgemeines Amnestiegesetz erlassen, um politische Spannungen vor dem Urnengang abzubauen, denn das Land stand auf der schwelle zum Bürgerkrieg. Sonko, 2022 zum Bürgermeister der Stadt Ziguinchor gewählt, kämpfte in den letzten Jahren mit seiner linken, panafrikanischen Partei PASTEF nicht nur gegen lokale Korruption, sondern organisierte auch Massenproteste gegen eine erneute Kandidatur des nun scheidenden Präsidenten und westlichen Protégé Macky Sall.
Dem hatte es nicht geholfen, PASTEF im Juli letzten Jahres zu verbieten und ihre Führungsriege zu inhaftieren.
Eine Koalition von mehr als 100 Parteien und einige politische Schwergewichte schlossen sich Fayes Kampagne unter dem Motto »Diomaye mooy Sonko« an, was in der lokalen Wolofsprache »Diomaye ist Sonko« bedeutet.
Die drei zuvor durch Militärputsch aus dem französischen Einflussbereich gefallenen Staaten des Sahel (Burkina Faso, Mali, Niger) bekommen jetzt einen angrenzenden Bundesgenossen mit Seezugang.
Afrika bricht nach und nach in eine neue Ära auf mit einer neuen Generation junger Staatsmänner, für die die Souveränität und Selbstbestimmung ganz obern auf der Agenda steht.