Ob du "erkennen" kannst, was ich damals für mich "erkoren" habe, durch diese Herangehensweise. Falls du zusätzlich noch ne Meinung hast, kannst du sie ja zu legen. Du hast immer eine Meinung, selbst wenn sie lautet: Hat mich bisher nie interessiert.
Puuhh, es ist anstrengend zu allem eine Meinung haben zu sollen.
Ok, darfst Dich aber nicht beschweren, wenn ich denn eine habe.
1. In der Bibel kommt Luzifer an verschiedenen Stellen vor und wird mehr oder weniger mit dem Teufel identifiziert. Die Vorstellung eines gefallenen Engels wird angedeutet, aber nur in apokryphen Schriften explizit vertreten und theologisch in der Schwebe gehalten. Das Buch Hiob ist in diesem Sinne eine ganz besondere Schmakazie. Egal wie man Luzifer interpretiert, ob als echte Lichtgestalt, als Fake-Lichtgestalt oder als echter Teufel, man bekommt immer inhaltliche Probleme, es sei denn man folgt der vierten Möglichkeit, wonach Luzifer ein ambivalenter Archetyp im INNEREN des Menschen ist.
2. Wenn man die Möglichkeiten und Lehren von Religionen untersucht (und so etwas tue ich), dann kommt man irgendwann (ich habe dazu 30 Jahre gebraucht) auf den Trichter, dass die Vielgötterei eine ursprüngliche und die Monogötterei eine abgeleitete Vorstellung ist. Zwar funktionieren beide nicht theologisch, aber die Vielgötterei im Inneren des Menschen funktioniert wenigstens psychologisch einigermaßen. So sind in Veden, Edda, Grimms Märchen, bei verschiedenen Psychiatern und Pädagogen die religiösen und mythologischen Figuren allesamt im Inneren des Menschen anzutreffen und funktionieren gut oder böse überhaupt nicht, aber ambivalent relativ gut.
3. Wenn man Urgötter, abgeleitete Götter, Luzifer, Teufel, Loki, Ariman, Engel, Dämonen zu Figuren außerhalb von uns Menschen macht, dann verstrickt man sich früher oder später im totalen Widerspruch.
Das berühmteste Beispiel ist der biblische Sündenfall in der Genesis. Da gab es zwei Bäume im Paradies, den Baum des Lebens, der in allen Religionen und Orientteppichen als Yggdrasil (oder Mir) vorkommt und dann gab es noch den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.
Adam und Eva sollten vom Baum des Lebens essen, um Riesenbabys zu bleiben. Das sei Gott wohlgefällig gewesen, obwohl man einen Gott strikt meiden muss, der geistige Entwicklung verweigert. Um den Wert des Lebens zu erkennen, mussten die beiden also vom Baum der Erkenntnis essen, um dann sofort verworfen zu sein. Man könnte jetzt lange darüber streiten, was die Schlange da macht. Das sei ja ein Bild für Luzifer, nur funktioniert das Bild nicht. Sie liegt irgendwo zwischen Midgardschlange, Dummbleibschlange, Schlauwerdschlange, Verworfenwerdschlange, Überlebensschlange in allen Gestalten funktioniert sie nicht, weil der Mensch unmöglich Riesenbaby sein kann und darf und wenn Gott so etwas verlangen sollte, muss man um diesen Gott einen Riesenbogen machen, um nicht geistiges Riesenbaby bleiben zu müssen.
Wenn aber der Sündenfall schon nicht funktioniert, wie soll dann die Erlösung davon funktionieren?
Fazit: Alle geistigen Elemente funktionieren nur, wenn sie dialektisch analysiert werden und dann streng in uns selbst bleiben. Jeder Luzifer außerhalb von uns selbst bricht sofort inhaltlich zusammen. Aber in der Form, wie er uns in Veden, Edda, im Hinduismus, in Grimms Märchen begegnet, also streng in uns drin, als Möglichkeit in uns selbst, wovon wir die guten Anteile dann wählen können und die negativen überwinden lernen...
dann können wir mit einem Luzifer inhaltlich etwas anfangen. Dann verschwimmt das Böse und wird zur Möglichkeit der Reife. Sicherlich normalerweise in der Ablehnung, aber wer kann das schon definitiv sagen? Dann legen wir die Vernunft zur Seite und lassen die Symbole der Archetypen positiv auf uns wirken. So ähnlich hat es wohl CGJung gemacht. Ob das eine Möglichkeit für mich ist, überlege ich mir noch. Mir geht es mit dem rationalen Verstand eigentlich ganz gut. Dann ist so ein Luzifer eher lästig.