Das glaube ich nicht. Wer nämlich all die Fehlerquellen und Manipulationsmöglichkeiten kennt, kann unmöglich einer fremden Statistik bedingungslos vertrauen.
Wer aber fremden Statistiken ein gesundes Misstrauen entgegenbringt, handelt exakt nach der Devise "Traue niemals einer Statistik, die Du nicht selbst manipuliert hast!"
Das sehe ich anders, aber sei's drum. Ist nicht wichtig.
Die Gesamtzahl aller innerhalb eines Jahres Verstorbenen ist der Maßstab schlechthin, denn:
1. Keine Zahl ist so schwer zu manipulieren wie die Gesamtzahl.
2. Die Gesamtzahl ergibt die erste wesentliche Aussage in Relation zu den Vorjahren
3. Abweichungen der Gesamtzahl zu den Vorjahren zeigen Trends, aber auch Ausreißer auf den ersten Blick.
4. Alle anderen Zahlen, ob's nun die Zahl der Verkehrstoten ist oder die mit einer beliebigen anderen Todesursache, wird in Relation zur Gesamtzahl betrachtet.
Zu Deinem 2. Punkt: Ob im Harz (oder sonstwo) 25 Motorradfahrer aus der Kurve fliegen, ist im aktuellen Zusammenhang nicht relevant. Gar nicht.
Zu Pos 3: Wenn ich heute über Maßnahmen entscheiden will, die morgen eingeführt werden sollen, darf ich nicht ein Jahr auf wunderschöne Studien warten.
Die bisherigen Corona-Beschlüsse sind in weiten Teilen an Blödheit nur schwer zu überbieten. Mein Mädel hat gerade den Fernseher laufen, da kam eben ein Kommentar aus einer Kita. Wie will man denn bei den ganz Kleinen "Kontakte vermeiden" oder "Abstände einhalten".
Ob du mir das glaubst oder nicht, ändert an meiner Expertise überhaupt nichts.
Und so lange man keine Hinweise auf tatsächliche Fälschung der zugrunde liegenden Rohdaten hat, ist dieser Spruch sowieso einfach unsagbar dumm.
Die Bewertung des Indikators ist sehr wohl wichtig. Lass uns diese Frage mal an einem alternativen Beispiel beschreiben:
Würdest du die Frage ob die Bekämpfung des Krebs sinnvoll ist, daran entscheiden ob wir innerhalb eines Jahrezeitraums eine Übersterblichkeit im Vergleich zu 5 Vorjahren haben oder würdest du die Zahl der Krebstoten und Erkrankten als Basis für die Entscheidung nehmen?
Warum genau sollte ausgerechnet eine Zahl die aus hunderten von Variablen besteht, besonders schwer manipulierbar sein?
Die Zahl ist außer bei der langfristigen Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung größtenteils bedeutungslos, weil sie.
1) Eben keine echten Trends erkennen lässt. Ursachenforschung bei Veränderung kann ich nur dann betreiben, wenn ich die einzelnen Variablen (Todesursachen und Umweltvariablen), analysiere, da sonst Trends verdeckt werden können.
Ein Beispiel sei hier wieder zur Verdeutlichung angebracht:
Fortschritte in der Automobilsicherheit können eine Reduktion der Toten durch Variable A) Verkehrstote um die ungefähr gleiche Menge verursachen, wie ein gleichzeitiger Anstieg in Variable B) Lebensmittelvergiftungen durch ein fehlerhaft produziertes Tiefkühlprodukt. Betrachtete man ausschließlich die Gesamtzahl, würde dieser tatsächlich bestehende Trend durch die beiden sich nivillierenden Variablen verdeckt und evtl. notwendige Maßnahmen übersehen.
Zu 4: Warum sollte man die Zahl der Verkehrstoten in Relation zu den gesamten Toten betrachten?
Entscheidend sind die Variablen innerhalb der Gesamtzahl die in irgendeiner Weise gegenseitig relevanten Einfluss nehmen. Wir betrachten doch nicht die Zahl der Verkehrstoten, wenn wir analysieren, ob medizinische Forschung besonderer Finanzierung bedarf, sondern dass durch die spezifische Krankheit ausgelöste Leid und die dadurch ausgelösten Toten.
Natürlich ist das Harz Beispiel relevant. Für die Frage, ob an dieser Kurve Maßnahmen ergriffen werden und neue Regeln wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung für alle aufgestellt werden, wird nämlich nicht betrachtet, ob dadurch eine Übersterblichkeit in Deutschland entsteht, sondern einzig bewertet, dass hier eine spezifische unterbindbare Gefahr besteht. Genauso muss man auch Corona bewerten.
Habe ich auch nicht behauptet, das war ein Kommentar zur nahezu nicht vorhandenen Aussagekraft der summierten Todesfälle im Jahreszeitraum.