ich mache nicht das Geld an sich schlecht, sondern die maschinelle Akkumulation.
Du drehst jetzt vor allem die Ursache-Wirkungs-Kette um.
Gesetzt den Fall, Du hättest recht und unsere Geldkonstruktion sei sinnvoll, inhaltlich begründet, ethisch vertretbar und halbwegs gerecht, so dass wir sie beibehalten könnten...
Der Meinung bin ich.
An welcher Stelle würdest Du dann mit der Veränderung ansetzen?
Ich würde den Missbrauch durch eine solide Haftung eindämmen.
Oder würdest Du einfach den vollständigen Zusammenbruch kommen lassen - und mit den übrigen Menschen das Gleiche von vorne anfangen?
Der Zusammenbruch muss in der einen oder anderen Form kommen. Der Missbrauch hat einen Umfang angenommen, der nicht mehr vertretbar ist, und kein Mensch tut ernsthaft etwas dagegen.
Der Vorteil unseres Geldsystems besteht darin, dass Geld in dem Moment geschaffen werden kann, in dem es gebraucht wird. Die Bank vergibt einen Kredit, z.B. weil Du ein Haus bauen willst. Dazu brauchst Du Geld. Die Bank macht das für Dich, indem sie einen Betrag x auf Deinen Konten (z.B. Giro- und Kreditkonto) bucht. Im Endeffekt hast Du nun ein Guthaben auf dem Girokonto und Schulden auf Deinem Kreditkonto. Durch diese Buchung hat sich die Geldmenge um den Betrag x vermehrt.
Du kannst Dein Haus bauen und Deine Schulden tilgen. Mit der Tilgung reduziert sich auch die Geldmenge wieder. Am Ende hast Du ein Haus und an der Geldmenge hat sich nichts geändert.
Das war der Schönwetterflug. Tatsächlich wird von 100 Häuslebauern einer krank, arbeitslos oder stellt sich irgendwie blöd an. Dann wird nicht mehr getilgt, der Rohbau steht dumm rum und die Geldmenge wird nicht reduziert. Blöd gelaufen.
Für diesen Ausnahmefall gibt es Werkzeuge wie Eigenkapitalanteil, Sicherheiten und Zinsen.
Die Sicherheit ist die Grundschuld auf's Haus. Machst Du pleite, verkauft die Bank Dein Haus. Wie das nun mal so ist, bringen Notverkäufe die Herstellungskosten in der Regel nicht ein. Da Du aber Eigenkapital eingebracht hast, ist die Bank auf der sicheren Seite: das soll den Verlust decken.
Nun kann noch der Fall eintreten, dass der Erlös aus den Sicherheiten die Schulden nicht deckt. Dann muss die Bank den Verlust tragen. Sie bucht die Restschuld aus, womit auch die Geldmenge wieder passt.
Nun kann die Bank natürlich diese Ausfälle nicht tragen, wenn sie keine Gewinne macht. Und hier kommt der Zins in's Spiel: Das ist die Marge der Bank, davon bezahlt sie ihre Mitarbeiter, darin ist ein Risikoanteil (eine Versicherungsprämie), und am Ende will natürlich auch der Aktionär noch etwas haben.
So ganz nebenbei haben wir damit auch eine "implizite Deckung" unseres Geldes: Die Sicherheiten, die Du stellst, sind letztendlich die Deckung für Deinen Kredit.
Soweit, so gut. Ein geniales System.
Jetzt kommt der Missbrauchsfall: Die Bank vergibt ungedeckte Kredite im großen Stil. Ihr Eigenkapital ist minimal, keine Bank würde Dir einen Kredit gewähren, wenn Dein Eigenkapital (in Prozent wohlgemerkt) so niedrig wäre, wie ihr eigenes. Die Bank müsste eigentlich sofort Konkurs anmelden. Tut sie aber nicht, weil sie so tut, als sei der Schrott, der in ihren Büchern steht, wirklich werthaltig.
Ein typischer Missbrauchsfall ist eine Staatsanleihe. Der Staat hinterlegt keine Sicherheiten, und seine Tilgungsfähigkeit beschränkt sich letztendlich auf das Erpressungspotential, das der Staat gegenüber seinen Bürgern hat. Wenn's, wie im Falle Griechenland, dumm läuft, ist die Staatsanleihe wertlos.
Weitere typische Missbrauchsfälle sind Derivate. Eine Art davon hat Chin Meyer bei Lanz erklärt, es gibt ein Video dazu. (Ab und zu schaue ich mir auch mal eines an)
https://www.youtube.com/watch?v=YyDtZpytutQ
Mit dem BilMoG wurden die traurigen Reste des Niederstwertprinzips noch einmal zusammengestrichen. Ein Meisterstück von Merkel, Steinbrück und der dahinter stehenden Finanzmafia.