Nach Chàvez' Tod ist es an der Zeit, sogleich nach vorne zu schauen.
Die Stellungnahme Obamas, die gänzlich ohne Beileidsbezeugung auskommt, gibt da einen ersten Eindruck.
Was bedeutet es aus Sicht der USA wohl, wenn da von einer "konstruktiveren Zusammenarbeit in der Zukunft" und "demokratische Prinzipien, Rechtsstaatlichkeit und Respekt für Menschenrechte" geredet wird ?
Es ist absehbar und durchsichtig:
Lateinamerika wird immer noch als Hinterhof betrachtet, der aufgrund der Aktivitäten im Nahen und Mittleren Osten nur übergangsweise vernachlässigt worden war, was die Emanzipation des kontinents begünstigte.
Die Ressourcen des Kontinents sollen in den Händen der US-Marionetten bleiben, und die in der Vergangenheit entglittenen müssen aus den Händen der Bevölkerung zurückgeholt werden.
Da eine Volksdemokratie, wie sie in den bolivarisch regierten Staaten Tatsache ist, zwangsläufig die Frage nach Eigentum und Emanzipation aufwirft, ist es eine ideologisch logische Folge, dass auch das politische System der USA in Frage gestellt wird, und mit ihm selbstverständlich ihre oligarchischen Machtstrukturen.
Aus dem Kontext ergibt sich, dass die Forderung nach Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte zwangsläufig als nichts anderes als hohle Phrase gesehen wird, die tatsächlich marktradikale Erneuerung meint.
Vielleicht ist es politisch gut, dass Chàvez nicht mehr ist.
Wenn Maduro die anstehenden Wahlen gewinnt, kann sich der Bolivarismus aus seinem großen Schatten lösen und intellektuell erneuern. Dass die charismatische Persönlichkeit und das Gesicht des Bolivarismus - das aber im Ausland dämonisiert wurde - nicht mehr vorhanden ist, kann eine Chance sein.
Die Desinformation von der venezolanischen Diktatur kann man jetzt nicht mehr anbringen, genauso wenig wie die Argumentation mit dem "Irren von Caracas".
Möglich ist allerdings auch, dass Maduro verliert.
Was dann passiert, lässt sich leicht prognostizieren, denn man hat es schon dutzendfach gesehen.
Es ist das, was Naomi Klein zu ihrem Buch "Die Schock-Strategie" inspiriert hat - es wird ein weiteres ungeschriebenes Kapitel daraus sein.