[COLOR="#0000CD"]Der Ausgang von der Leistung für die Gesellschaft als Verteilungsgrundsatz im realexistierenden Sozialismus unterscheidet sich wesentlich von Karl Marx' Grundsatz des Kommunismus: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“
Dieser Grundsatz bezieht sich bei Marx nicht auf Vorstufen der Entwicklung zum Kommunismus, in der eine Diktatur des Proletariats herrscht und die kommunistische Gesellschaft vorbereitet wird, sondern auf die „utopische“ Vorstellung des Endziels der geschichtlichen Entwicklung, die davon geprägt ist, dass der Antagonismus der Menschen, die Arbeitsteilung, die Unterdrückung und damit die Entfremdung des Menschen von sich selbst, von der Natur und von dem Arbeitsprozess aufgehoben ist.
Der Begriff „Bedürfnis“ bedeutet hier der historischen Begriffsentwicklung entsprechend eher „Bedarf“ als „Wunsch“ oder „Verlangen“ nach dem heutigen Verständnis und meint das, was man zum Leben oder zur Ausübung seiner Fähigkeiten in der Arbeit benötigt. Der Kontext klärt, dass die ideale Form des Lebens in der Befriedigung des menschlichen Grundbedürfnisses nach „Arbeit“ besteht, die in ihrer unverfälschten Form produktives Tätigsein in freier Kooperation für das Glück aller ist, wobei Arbeit und Genuss nicht mehr getrennt sind, sondern die produktive Tätigkeit ihren Sinn in sich selbst trägt. „Leistung“ gibt es daher nicht mehr in Form einer für andere in Überwindung des eigenen Wollens zu erbringende Tätigkeit, sondern nur als „Selbstverwirklichung“ der eigenen produktiven Kräfte. Bedürfnis bedeutet in diesem Zusammenhang gerade nicht das Erleben eines subjektiven Mangels oder die Erfüllung eines individuellen Verlangens oder Wunsches, sondern lediglich, dass das zur Erfüllung menschlichen Lebens aller Notwendige von allen für alle erzeugt wird. Das Arbeitsergebnis und der „Bedarf“ sind außerdem auf die Fähigkeiten zurückbezogen: Ein Schriftsteller braucht für seine Form der produktiven Tätigkeit etwas anderes als der Arzt. Es geht also gerade nicht um die Vorstellung eines Schlaraffenlandes, sondern um ein Ideal produktiver Tätigkeit als Lebensform, das sich seine Lebensbedingungen ohne Ausbeutung anderer schafft und so nach Marx' Auffassung der Natur des Menschen voll entspricht.[/COLOR]