Hallo, Busse!
Ich wollte weder Nazis noch sonstige Sozis als Volksgenossen haben. Ich habe die Ostdeutschen nie als "Landsleute" empfunden, sondern als Feinde, die es zu bekämpfen galt (und: GILT!!!).
Hinsichtlich der Nazis hat Westdeutschland ganze Arbeit geleistet. Kein Westdeutscher hätte jemals dem Gesinnungsterror entkommen können, den eine überwiegend linksdrehende intellektuelle Elite - also: Kunst- und Kulturschaffende bis hin zu Lehrerschaft an den Schulen, an Universitäten, im Journalismus etc.) entfacht hat, JEDER mußte sich mit dem Kapitel "3. Reich" auseinandersetzen, bis ins Detail und stets mit einem vorgeschriebenen Ergebnis: DIE Deutschen waren böse, ganz böse. Sie waren Antisemiten, Landräuber, Kriegshetzer.
Stimmt auch. Und zwar ALLE Deutschen (allerdings nicht NUR die Deutschen, denn Antisemitismus ist beileibe kein deutsches Privileg, sondern eine globale Erscheinung und wird nicht maßgeblich von nationalistischen Strömungen getragen, sondern von SOZIALISTEN, und zwar INTERNATIONAL). Die Ostdeutschen mußten sich mit diesem Thema nur als Beobachter auseinandersetzen, denn im sozialistischen, nicht aber mehr national orientierten Nachfolgestaat der NSDAP-Regierung fanden sich von Staates wegen nur ANTI-Kapitalisten und -nationalisten. Der Bevölkerungsanteil auf den diese Definition NICHT zutraf, verschwand. Wahlweise in den Westen, solange das noch möglich war, ersatzweise in der Versenkung (sprich: irgendeinem Knast und/oder Umerziehungslager, wenn noch Aussicht auf Erfolg bestand).
Alleinschuld am Holocaust, jedenfalls, trugen die Westdeutschen: Ostdeutsche waren per Definition Regimegegner der Nazis. Und es ist meine feste Überzeugung, daß eine überwältigende Mehrheit ostdeutsch geprägter Zeitgenossen - ich selbst bin Jahrgang 1967, war also zum Zeitpunkt des Mauerfalls in vollem Umfang politisch, sozial und kulturell ausgereift - BIS HEUTE keinen Grund und Anlaß sehen, sich mit allen Fragen um die Zeit zwischen 1933 und 1945 auseinanderzusetzen. SIE waren ja nicht beteiligt. Wir reden jetzt nicht über die Nachgeborenen, über die, die die 2 deutschen Staaten gar nicht oder nur in zartester Jugend erlebt haben, bei denen mag es anders aussehen. Aber wir reden über DIE Generation, die aktuell das (politisch) größte Gewicht mitbringt.
Ich persönlich war GEGEN eine deutsche "Wiedervereinigung". Weil es für MEINE Generation kein "WIEDER" gab. Es gab immer nur zwei deutsche Staaten, einen freien, westlich orientierten, in dem es eine soziale Marktwirtschaft gab und jeder sein Auskommen finden konnte und einen östlichen, in dem die Menschen unterjocht waren unter russische Doktrin, nicht frei sprechen und nicht frei wählen durften. Zu esen hatten sie auch nix und Autos zu kaufen gab es nur für Hundertjährige in Begleitung ihrer Eltern. Die Niederlande waren ähnlich aufgestellt wie die BRD. Also: weit ähnlicher als die DDR.
Mir war allerdings AUCH klar, daß Widerstand gegen die "Wiedervereinigung" an den - ganz überwiegend LINKSRADIKAL bis LINKSFASCHISTOID orientierten!!! - `68ern scheitern würde: die waren gegenüber meiner Generation erstens in der Überzahl und zweitens an den Schlüsselstellen der Macht angekommen. Widerstand zwecklos. Buchstäblich. Obwohl ich ihn geleistet habe, wohl wissend, daß ich - als Nachkomme erwiesener Hitler-Feinde und NSDAP-Gegner - dafür in die rechte Ecke gestellt werden würde. Hat mich mal locker zwei Noten im Abitur gekostet...
Wie auch immer: ich war bereits 1990 im Osten, einfach aus Neugier. Ich habe WUNDERSCHÖNE Städte gesehen wie Wismar, Rostock, Stralsund, Weimar. ALLES BRUCH UND DALLAS!!! Versiffte Plattenbauten rundherum und völlig abgewrackte Altstädte im Zentrum. Ich habe - mit einem gehörigen Maß an Erschütterung!!! - DEUTSCHLAND so gesehen und kennengelernt, wie es sich für meine Eltern nach dem Krieg gezeigt hat: zerstört, zerbombt, in Trümmern. Ich konnte für einen kurzen Augenblick ermessen, wie sich Deutschland für einen Deutschen nach 1945 angefühlt hat. Später nur noch: WESTDEUTSCHEN. Denn: DORT ist alsbald wiederaufgebaut oder NEU gebaut worden. Alte Zöpfe waren abgeschnitten, neue gepflegt worden.
Die DDR, hingegen, war eine Zeitkapsel. Zurück nach 1945 - die herrschende Gesinnung inklusive. Man lasse Juwelen wie Wismar verfallen, aus Gründen der Ideologie.
Man hat versucht, mich zur "Toleranz" gegenüber einem MEINER Heimat, das heißt: Westdeutschland!, konträr entgegengesetztem Weltbild zu erziehen. OHNE Erfolg, ich bin mir aber der Tatsache bewußt, daß ich damit eine absolute Minderheit darstelle. Mit Niederländern, Briten, Amerikanern verbindet mich MEINE KULTURELLE UND SOZIALE PRÄGUNG. Mit den Ostdeutschen... nix, nicht einmal die Sprache.
Bevor wir dazu übergehen, das SED-Regime, also: die gesamte OSTDEUTSCHE Geschichte(!!!) GENAUSO KRITISCH zu hinterfragen wie die der NSDAP wird es keine "Vereinigung" geben. Die Ostdeutschen MÜSSEN sich von IHRER Geschichte ebenso kompromißlos abnabeln wie die Westdeutschen. Vorher KANN es kein "WIR" geben.
Gruß -
Bendert
P.S.: NEIN, das wurde keineswegs "positiv" beantwortet: nirgends auf der Welt ist mir häufiger der Hitlergruß angetragen worden als auf niederländischen Straßen. Nicht mal in Frankreich (was ich, mehr als jeden anderen westeuropäischen Staat, verachte und wogegen ich eine tiefe Antipathie hege!!!)
Allerdings: da stehe ich drüber. Nicht zuletzt deshalb, weil es DIE OSTDEUTSCHEN sind, die ihre Bringschuld, was die Aufarbeitung ihrer Geschichte angeht, bis heute nicht beglichen haben.