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Ich habe mich immer gewundert, daß doch so viel bekannt ist und man doch nicht in der Lage ist etwas zu unternehmen, bis ich mich mit der Traumaforschung, der Epigenetik und den Neurobiowissenschaften beschäftigt habe.
Franz Ruppert hat mal aufgezeigt, wie sich ein Volk durch Traumatisierung verändert und zum Schluß verroht oder völlig Lethargisch wird und Geisteskrank ist.
Wenn die letzten Schleier fallen, wird die Masse in den Wahnsinn fallen schreiben sie aus der NEW Age Bewegung, schon vor 40 Jahren. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Jetzt weiß ich, es wird genauso kommen.
Traumatisierte Gesellschaft
Wie wir unsere Lebensenergie für Konstruktives einsetzen.
von Florian Kirner
"Meine Utopie sind Menschen, die sich selbst lieben und achten, die selbst denken, die wissen, was sie in ihrem Leben wollen. Solche Menschen brauchen keine Feindbilder und auch keine Trugbilder des schönen Scheins, denen sie hinterherlaufen. Sie fühlen sich gut, weil sie bei sich sind. Keiner muss dann besser sein oder mehr haben als der andere", erklärt der Traumaforscher Prof. Franz Ruppert, Mitglied im Rubikon-Beirat, im Interview. Und umreißt, was dieser Utopie im Wege steht.
Auszug
Da muss man sich fragen: Wie viele von diesen 80 Millionen Menschen in Deutschland haben das Glück und sind nicht traumatisiert? Schon die Zahl der Alkohol- und Medikamentenabhängigen, der Menschen mit Depressionen oder chronischen körperlichen Erkrankungen spricht ja eine deutliche Sprache.
Oha.
Ja, so gesehen leben wir also auch – und nicht nur in Deutschland – in einem Trauma-Kollektiv, in einer Ansammlung traumatisierter Menschen. Diese Traumatisierten Menschen sind nicht einfach so in der Lage, eine vernünftige Gesellschaft zu bilden und zu sagen: ‚Okay, wie machen wir das? Wie schaffen wir eine Ökonomie, die für unsere Lebensbedürfnisse da ist? Wie sorgen wir für eine soziale und natürliche Umwelt, die unseren Kindern gut tut? Wie können Jugendliche sich psychisch und körperlich ausprobieren, damit sie begreifen, was sie brauchen, um wirklich erwachsen zu werden?
Wie soll jemand, der noch nicht einmal die Verantwortung für seinen eigenen Körper und seine eigene Gesundheit übernehmen kann, die Verantwortung für die Gesellschaft oder gar den ganzen Planeten übernehmen können?
In einem Trauma-Kollektiv ist Psychotrauma ein Tabuthema, denn das ist das Grundprinzip aller Traumata: Weil ich psychisch traumatisiert bin, kann und darf ich mich selbst und den Zustand meiner Psyche nicht erkennen. In dieser Haltung bestätigen sich traumatisierte Menschen dann gegenseitig.
Der Traumatisierte darf seine eigene Not nicht erkennen?
Ja. Er muss immer so tun, als wäre mit ihm und seiner Psyche alles in Ordnung. So darf er beispielsweise nicht erkennen, als wie schlimm er seine Kindheit erlebt hat. Dass er vernachlässigt, alleine gelassen, geschlagen oder sogar sexuell traumatisiert wurde. All das, ihr eigenes Opfer-Sein dürfen die Menschen gar nicht erkennen und entwickeln deshalb Trauma-Überlebensstrategien. In diesen erliegen sie der Illusion, als wäre alles Bestens und als hätten sie alles im Griff. Je traumatisierter jemand ist, desto mehr fürchtet er sich vor seiner eigenen Wahrheit.
Deswegen bleiben Trauma-Opfer blind für ihre wahre Geschichte, ihre eigene Realität. Dementsprechend sind sie dann auch blind für die Realität der anderen und für das, was wirklich läuft in ihren Beziehungen und in der gesamten Gesellschaft.
Deswegen überfrachten sie die ganze Zeit die tatsächlichen Realitäten und überformen sie mit Schein-Kategorien, die mit diesen Realitäten nichts zu tun haben. In diesen Trauma-Überlebensstrategien entwickeln sie auch eine ganz eigene Schein-Sprache.
In dem Vortrag, den Sie ansprechen, geht es um ‚das Trauma der Liebe’. Menschen wollen geliebt werden und wollen andere lieben können. Das klappt aber in vielen Fällen nicht. Ihre Liebesbeziehungen scheitern immer wieder, und warum das so ist, habe ich in diesem Vortrag zu erklären versucht. Das Liebesthema fängt immer mit der eigenen Mutter an. Viele Menschen haben ein Leben lang schon alles Mögliche ausprobiert, um ein liebevolles Verhältnis zu ihrer ‚Mama’ zu bekommen. Doch es gelingt ihnen nicht. Und das Gleiche wiederholt sich dann mit den Partnern und den eigenen Kindern.
Es gibt auch viele Mütter, die feststellen, dass ihre Kinder sich von ihnen abwenden und sich dann fragen: ‚Was mache ich jetzt? Ich habe gedacht, ich habe Kinder, die mich lieben. Jetzt wollen die mit mir nichts mehr zu tun haben!’ Und dann wollen manche Frauen Mütter werden und sind diesbezüglich völlig unsicher.
Also – um Ihre Frage zu beantworten: Ich sehe, dass die Menschen aus ihrer Lebenspraxis heraus ein ganz großes Interesse an psychologischen Themen haben. Weil es sie unmittelbar betrifft.
Alle Menschen wollen zum Beispiel in ihrer Partnerschaft glücklich sein. Für dieses Thema haben also viele Menschen ein offenes Ohr. Gerade auch Männer, wenn sie merken: ‚Jetzt habe ich schon die dritte Frau geheiratet, und es läuft doch immer wieder auf das Gleiche hinaus.’
Dann kommt überwiegend – wiederum bei den Männern – das Thema Arbeit beziehungsweise Burnout und dergleichen zum Tragen. Sie stellen fest, dass ihre Vorstellung von Karriere und was sie damit alles erreichen wollten, nicht hinhaut. Irgendwann gehen sie auf dem Zahnfleisch und sagen: ‚War das jetzt mein Leben?’
Grundsätzlich muss man an den Punkten ansetzen, an denen die Menschen in ihrer aktuellen Lebenspraxis ganz unmittelbar Bedarf haben. Daher biete ich in meiner Praxis auch einmal pro Monat eine Männergruppe an. In dieser haben nur Männer die Möglichkeit, für sich eine eigene Aufstellung zu machen. Und das Wichtigste ist: Jeder muss selbst das Anliegen für seine Aufstellung finden. Da darf ihm keiner reinreden oder helfen wollen. Nur so kommen aus meiner Erfahrung tief greifende Veränderungen zustande, die auch nachhaltig wirken.
Wenn wir uns den Zustand unserer Zivilisation oder Spezies als Ganzes anschauen, dann spielt ja schon ein gewisser Zeitfaktor mit. Uns müsste dringend eine Wende ins Konstruktive gelingen. Aber gleichzeitig wird ständig ein millionenfacher Nachschub an zutiefst traumatisierten Menschen beispielsweise durch Kriege und extreme Armut produziert. Ich bin Historiker und habe mich ein bisschen mit dem 30-jährigen Krieg beschäftigt.
Dieses Beispiel zeigt, wie Traumatisierungen völlig außer Kontrolle geraten. Jeder hat schreckliche Dinge erlebt - und weil er die erlebt hat, fühlt er sich berechtigt oder genötigt, sie anderen wieder anzutun. Das führt zu den nächsten Traumatisierungen –hin und her – und am Ende weiß eigentlich keiner mehr, worum er eigentlich genau gekämpft hat und das ist auch im Grunde schon ganz egal, denn es ist eh schon alles zerstört und kaputt. Aus meiner Sicht besteht eindeutig diese Gefahr, dass wir in diese Richtung gehen. Haben Sie trotzdem die Hoffnung, dass etwas wie eine kollektive Heilung als Massenphänomen aufkommen könnte? Vielleicht ähnlich wie in den frühen 1960er Jahren, als massenhaft junge Menschen angefangen haben, sich mit ihren Eltern und deren Themen auseinanderzusetzen.
Also ich denke nicht, dass dieser Prozess von alleine kommt. Trauma heilt nicht von alleine. Es braucht Menschen, Einzelindividuen und viele kleine Netzwerke aus Individuen, die darauf aufmerksam machen und mutig genug sind, sich den Realitäten zu stellen und die für andere ein gutes Vorbild sind.
So wie zum Beispiel Daniele Ganser, der uns in seiner geistigen Klarheit und Aufrichtigkeit deutlich zeigt, wie die ganze Welt mittlerweile eine ‚war zone’ geworden ist. Man kann ja nur froh sein, wenn die Amerikaner ein anderes Land nicht zum Kriegsgebiet erklären. Die Mittel und die Macht dazu haben sie ja leider.
Darin sehe ich einen großen Unterschied zum 30-jährigen Krieg. Der war nicht global. Heutzutage sind wir mit einer globalen Supermacht konfrontiert, die in der Lage ist, zu jeder Zeit jeden Flecken dieser Erde zu einem Kriegsgebiet zu machen, so wie es jetzt Syrien passiert.
Insofern braucht es klare Worte, Aufklärung darüber, was da los ist. Und wir sollten aufzeigen, dass diejenigen, die diese Entwicklung zu verantworten haben, psychisch völlig verwirrte, traumatisierte Menschen sind, die in ihren Überlebensstrategien ihr Heil suchen. An den amerikanischen Präsidenten der letzten Jahrzehnte kann man das deutlich sehen.
Wenn du nicht traumatisiert bist, dann verbreitest du nicht Angst und Schrecken über andere Menschen bloß für deine bescheuerte Idee einer Weltherrschaft. Wer braucht denn so etwas? Dieses Ziel ist doch sowieso unerreichbar. Und am Schluss ist nach all den Kämpfen und Kriegen doch wieder alles verloren, oder du reißt mit einem letzten Knall alle anderen mit in deinen psychischen Abgrund.
Wir brauchen Menschen, die nicht in den Kampf mit den Trauma-Überlebensstrategien der Trauma-Täter gehen, sondern auf der Ebene der Aufklärung bleiben und schauen, dass möglichst viele Menschen sich dem anschließen und sagen: ‚Ja, brauchen wir denn diese ganzen Kriege? Das brauchen wir doch nicht! Für ein gutes Leben brauchen wir bitteschön keine Kriege. Für ein gutes Leben brauchen wir auch nicht diesen ewigen Konkurrenzdruck in der Wirtschaft. Ein gutes Leben geht ganz anders!’
Dazu brauchen wir auch neue Ideen, was ein gutes Leben ist. Wie schaut eine gute Politik aus? Wie eine gute Wirtschaft? Wie ein konstruktives Zusammenleben auf der Paarebene und der Eltern-Kind-Ebene?
Da braucht es Impulse, die weiter entwickelt werden müssen. Heutzutage haben wir qua Internet Möglichkeiten, eine gute Idee ziemlich schnell weiter zu verbreiten. Es ist immer die Frage, wofür ich meine Energie und Lebenszeit einsetze: für etwas Konstruktives oder für etwas Destruktives?
https://www.rubikon.news/artikel/traumatisierte-gesellschaft
Ich weiß, daß sich kaum jemand dafür interessiert, weil es anstrengend ist, auf sich selbst zu schauen und wahrzunehmen, weil die Eigen-und Fremdwahrnehmung durch ein Trauma gestört ist.
Vielleicht trifft aber jemanden ein Geistesblitz und erkennt, verdammt ich bin auch betroffen.
Ich weiß so vieles, doch was nutzt es mir, wenn ich unser Elend 100er Jahre zurück verfolge und nichts ändere?
Inzwischen beobachte ich aus einer Distanz heraus alles, um in diesen Wahnsinn nicht auch noch reingezogen zu werden. Es ist verdammt mühsam sich aus dem heraus zuarbeiten. Auch wenn man alleine nichts ändern kann, aber wenigsten unter den Verrückten ein glückliches Leben führen, was ein Wahnsinn.
Franz Ruppert hat mal aufgezeigt, wie sich ein Volk durch Traumatisierung verändert und zum Schluß verroht oder völlig Lethargisch wird und Geisteskrank ist.
Wenn die letzten Schleier fallen, wird die Masse in den Wahnsinn fallen schreiben sie aus der NEW Age Bewegung, schon vor 40 Jahren. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Jetzt weiß ich, es wird genauso kommen.
Traumatisierte Gesellschaft
Wie wir unsere Lebensenergie für Konstruktives einsetzen.
von Florian Kirner
"Meine Utopie sind Menschen, die sich selbst lieben und achten, die selbst denken, die wissen, was sie in ihrem Leben wollen. Solche Menschen brauchen keine Feindbilder und auch keine Trugbilder des schönen Scheins, denen sie hinterherlaufen. Sie fühlen sich gut, weil sie bei sich sind. Keiner muss dann besser sein oder mehr haben als der andere", erklärt der Traumaforscher Prof. Franz Ruppert, Mitglied im Rubikon-Beirat, im Interview. Und umreißt, was dieser Utopie im Wege steht.
Auszug
Da muss man sich fragen: Wie viele von diesen 80 Millionen Menschen in Deutschland haben das Glück und sind nicht traumatisiert? Schon die Zahl der Alkohol- und Medikamentenabhängigen, der Menschen mit Depressionen oder chronischen körperlichen Erkrankungen spricht ja eine deutliche Sprache.
Oha.
Ja, so gesehen leben wir also auch – und nicht nur in Deutschland – in einem Trauma-Kollektiv, in einer Ansammlung traumatisierter Menschen. Diese Traumatisierten Menschen sind nicht einfach so in der Lage, eine vernünftige Gesellschaft zu bilden und zu sagen: ‚Okay, wie machen wir das? Wie schaffen wir eine Ökonomie, die für unsere Lebensbedürfnisse da ist? Wie sorgen wir für eine soziale und natürliche Umwelt, die unseren Kindern gut tut? Wie können Jugendliche sich psychisch und körperlich ausprobieren, damit sie begreifen, was sie brauchen, um wirklich erwachsen zu werden?
Wie soll jemand, der noch nicht einmal die Verantwortung für seinen eigenen Körper und seine eigene Gesundheit übernehmen kann, die Verantwortung für die Gesellschaft oder gar den ganzen Planeten übernehmen können?
In einem Trauma-Kollektiv ist Psychotrauma ein Tabuthema, denn das ist das Grundprinzip aller Traumata: Weil ich psychisch traumatisiert bin, kann und darf ich mich selbst und den Zustand meiner Psyche nicht erkennen. In dieser Haltung bestätigen sich traumatisierte Menschen dann gegenseitig.
Der Traumatisierte darf seine eigene Not nicht erkennen?
Ja. Er muss immer so tun, als wäre mit ihm und seiner Psyche alles in Ordnung. So darf er beispielsweise nicht erkennen, als wie schlimm er seine Kindheit erlebt hat. Dass er vernachlässigt, alleine gelassen, geschlagen oder sogar sexuell traumatisiert wurde. All das, ihr eigenes Opfer-Sein dürfen die Menschen gar nicht erkennen und entwickeln deshalb Trauma-Überlebensstrategien. In diesen erliegen sie der Illusion, als wäre alles Bestens und als hätten sie alles im Griff. Je traumatisierter jemand ist, desto mehr fürchtet er sich vor seiner eigenen Wahrheit.
Deswegen bleiben Trauma-Opfer blind für ihre wahre Geschichte, ihre eigene Realität. Dementsprechend sind sie dann auch blind für die Realität der anderen und für das, was wirklich läuft in ihren Beziehungen und in der gesamten Gesellschaft.
Deswegen überfrachten sie die ganze Zeit die tatsächlichen Realitäten und überformen sie mit Schein-Kategorien, die mit diesen Realitäten nichts zu tun haben. In diesen Trauma-Überlebensstrategien entwickeln sie auch eine ganz eigene Schein-Sprache.
In dem Vortrag, den Sie ansprechen, geht es um ‚das Trauma der Liebe’. Menschen wollen geliebt werden und wollen andere lieben können. Das klappt aber in vielen Fällen nicht. Ihre Liebesbeziehungen scheitern immer wieder, und warum das so ist, habe ich in diesem Vortrag zu erklären versucht. Das Liebesthema fängt immer mit der eigenen Mutter an. Viele Menschen haben ein Leben lang schon alles Mögliche ausprobiert, um ein liebevolles Verhältnis zu ihrer ‚Mama’ zu bekommen. Doch es gelingt ihnen nicht. Und das Gleiche wiederholt sich dann mit den Partnern und den eigenen Kindern.
Es gibt auch viele Mütter, die feststellen, dass ihre Kinder sich von ihnen abwenden und sich dann fragen: ‚Was mache ich jetzt? Ich habe gedacht, ich habe Kinder, die mich lieben. Jetzt wollen die mit mir nichts mehr zu tun haben!’ Und dann wollen manche Frauen Mütter werden und sind diesbezüglich völlig unsicher.
Also – um Ihre Frage zu beantworten: Ich sehe, dass die Menschen aus ihrer Lebenspraxis heraus ein ganz großes Interesse an psychologischen Themen haben. Weil es sie unmittelbar betrifft.
Alle Menschen wollen zum Beispiel in ihrer Partnerschaft glücklich sein. Für dieses Thema haben also viele Menschen ein offenes Ohr. Gerade auch Männer, wenn sie merken: ‚Jetzt habe ich schon die dritte Frau geheiratet, und es läuft doch immer wieder auf das Gleiche hinaus.’
Dann kommt überwiegend – wiederum bei den Männern – das Thema Arbeit beziehungsweise Burnout und dergleichen zum Tragen. Sie stellen fest, dass ihre Vorstellung von Karriere und was sie damit alles erreichen wollten, nicht hinhaut. Irgendwann gehen sie auf dem Zahnfleisch und sagen: ‚War das jetzt mein Leben?’
Grundsätzlich muss man an den Punkten ansetzen, an denen die Menschen in ihrer aktuellen Lebenspraxis ganz unmittelbar Bedarf haben. Daher biete ich in meiner Praxis auch einmal pro Monat eine Männergruppe an. In dieser haben nur Männer die Möglichkeit, für sich eine eigene Aufstellung zu machen. Und das Wichtigste ist: Jeder muss selbst das Anliegen für seine Aufstellung finden. Da darf ihm keiner reinreden oder helfen wollen. Nur so kommen aus meiner Erfahrung tief greifende Veränderungen zustande, die auch nachhaltig wirken.
Wenn wir uns den Zustand unserer Zivilisation oder Spezies als Ganzes anschauen, dann spielt ja schon ein gewisser Zeitfaktor mit. Uns müsste dringend eine Wende ins Konstruktive gelingen. Aber gleichzeitig wird ständig ein millionenfacher Nachschub an zutiefst traumatisierten Menschen beispielsweise durch Kriege und extreme Armut produziert. Ich bin Historiker und habe mich ein bisschen mit dem 30-jährigen Krieg beschäftigt.
Dieses Beispiel zeigt, wie Traumatisierungen völlig außer Kontrolle geraten. Jeder hat schreckliche Dinge erlebt - und weil er die erlebt hat, fühlt er sich berechtigt oder genötigt, sie anderen wieder anzutun. Das führt zu den nächsten Traumatisierungen –hin und her – und am Ende weiß eigentlich keiner mehr, worum er eigentlich genau gekämpft hat und das ist auch im Grunde schon ganz egal, denn es ist eh schon alles zerstört und kaputt. Aus meiner Sicht besteht eindeutig diese Gefahr, dass wir in diese Richtung gehen. Haben Sie trotzdem die Hoffnung, dass etwas wie eine kollektive Heilung als Massenphänomen aufkommen könnte? Vielleicht ähnlich wie in den frühen 1960er Jahren, als massenhaft junge Menschen angefangen haben, sich mit ihren Eltern und deren Themen auseinanderzusetzen.
Also ich denke nicht, dass dieser Prozess von alleine kommt. Trauma heilt nicht von alleine. Es braucht Menschen, Einzelindividuen und viele kleine Netzwerke aus Individuen, die darauf aufmerksam machen und mutig genug sind, sich den Realitäten zu stellen und die für andere ein gutes Vorbild sind.
So wie zum Beispiel Daniele Ganser, der uns in seiner geistigen Klarheit und Aufrichtigkeit deutlich zeigt, wie die ganze Welt mittlerweile eine ‚war zone’ geworden ist. Man kann ja nur froh sein, wenn die Amerikaner ein anderes Land nicht zum Kriegsgebiet erklären. Die Mittel und die Macht dazu haben sie ja leider.
Darin sehe ich einen großen Unterschied zum 30-jährigen Krieg. Der war nicht global. Heutzutage sind wir mit einer globalen Supermacht konfrontiert, die in der Lage ist, zu jeder Zeit jeden Flecken dieser Erde zu einem Kriegsgebiet zu machen, so wie es jetzt Syrien passiert.
Insofern braucht es klare Worte, Aufklärung darüber, was da los ist. Und wir sollten aufzeigen, dass diejenigen, die diese Entwicklung zu verantworten haben, psychisch völlig verwirrte, traumatisierte Menschen sind, die in ihren Überlebensstrategien ihr Heil suchen. An den amerikanischen Präsidenten der letzten Jahrzehnte kann man das deutlich sehen.
Wenn du nicht traumatisiert bist, dann verbreitest du nicht Angst und Schrecken über andere Menschen bloß für deine bescheuerte Idee einer Weltherrschaft. Wer braucht denn so etwas? Dieses Ziel ist doch sowieso unerreichbar. Und am Schluss ist nach all den Kämpfen und Kriegen doch wieder alles verloren, oder du reißt mit einem letzten Knall alle anderen mit in deinen psychischen Abgrund.
Wir brauchen Menschen, die nicht in den Kampf mit den Trauma-Überlebensstrategien der Trauma-Täter gehen, sondern auf der Ebene der Aufklärung bleiben und schauen, dass möglichst viele Menschen sich dem anschließen und sagen: ‚Ja, brauchen wir denn diese ganzen Kriege? Das brauchen wir doch nicht! Für ein gutes Leben brauchen wir bitteschön keine Kriege. Für ein gutes Leben brauchen wir auch nicht diesen ewigen Konkurrenzdruck in der Wirtschaft. Ein gutes Leben geht ganz anders!’
Dazu brauchen wir auch neue Ideen, was ein gutes Leben ist. Wie schaut eine gute Politik aus? Wie eine gute Wirtschaft? Wie ein konstruktives Zusammenleben auf der Paarebene und der Eltern-Kind-Ebene?
Da braucht es Impulse, die weiter entwickelt werden müssen. Heutzutage haben wir qua Internet Möglichkeiten, eine gute Idee ziemlich schnell weiter zu verbreiten. Es ist immer die Frage, wofür ich meine Energie und Lebenszeit einsetze: für etwas Konstruktives oder für etwas Destruktives?
https://www.rubikon.news/artikel/traumatisierte-gesellschaft
Ich weiß, daß sich kaum jemand dafür interessiert, weil es anstrengend ist, auf sich selbst zu schauen und wahrzunehmen, weil die Eigen-und Fremdwahrnehmung durch ein Trauma gestört ist.
Vielleicht trifft aber jemanden ein Geistesblitz und erkennt, verdammt ich bin auch betroffen.
Ich weiß so vieles, doch was nutzt es mir, wenn ich unser Elend 100er Jahre zurück verfolge und nichts ändere?
Inzwischen beobachte ich aus einer Distanz heraus alles, um in diesen Wahnsinn nicht auch noch reingezogen zu werden. Es ist verdammt mühsam sich aus dem heraus zuarbeiten. Auch wenn man alleine nichts ändern kann, aber wenigsten unter den Verrückten ein glückliches Leben führen, was ein Wahnsinn.