"geschätzte 50% aller deutschen Arbeitsplätze" bleibt Deine persönliche Fiktion, genau so wie der rasante wirtschaftliche Aufschwung Italiens nach einem Austritt aus der EU.
Vom rasanten Aufschwung habe ich nie geredet, nur davon, dass es nach 15 Jahren permanente Stagnation und/oder Rezession dann endlich wieder aufwärts gehen kann.
Ich stimme dir sogar zu, dass das vermutlich sehr langsam gehen würde, aber langsam ist immer noch besser als gar nicht.
Dass aber Deutschland die meisten Arbeitsplätze verlieren wird, die derzeit für den Export produzieren, wenn alle deutschen Produkte im Ausland um 50% teurer werden, daran halte ich fest und das sind alle mit dran hängenden Jobs, wie z.B. der Autohändler bei dem der Exportarbeiter sein Auto kauft, sogar über 50%.
Stell dir mal die Folgen einer 50%-igen Abwertung einer "Neuen Lira" nicht zu harmlos vor.
Komisch, vor 1995, also bevor die Wechselkurse in den späteren Euro-Staaten festgeschrieben wurden hatte Italien nie ein Problem, im Gegenteil.
Der Anteil der Normalverbraucher mit Wohneigentum liegt in Italien DEUTLICH höher als in Deutschland, auch die Ersparnisse die italienische Privatleute im Schnitt haben lagen immer schon deutlich höher als in Deutschland.
Noch genauer, darin war Italien vor 1995 derartig viel weiter vorne, dass selbst nach 15 Jahren Stagnation und Rezession Italien in diesen Punkten immer noch vorne liegt.
Was soll denn passieren, wenn alle Importe 50% teurer werden?
Die Nachfrage nach einheimischen Produkten explodiert, insbesondere bei Lebensmitteln, die Bauern werden Freudentänze machen, wenn im Supermarkt die Kartoffeln aus Deutschland nicht mehr neben den Kartoffeln aus Italien liegen.
Richtig, Öl und Gas wird teurer, aber wenn im Gegenzug die Italiener wieder Arbeit haben und gutes Geld verdienen, dann ist das so nebensächlich wie nur irgendwas, denn ein Benzinpreis von 5€ pro Liter ist immer noch bezahlbar, wenn man eine Vollzeit-Arbeit hat, wogegen man als Arbeitsloser (in Italien gibt es keine Sozialhilfe) noch nicht mal Benzin für 0,10€ bezahlen kann.
Was glaubst du denn, wie dann in Italien die Kreditzinsen (privat und für den Staat) und der Benzinpreis in die Höhe schnellen?!
Was soll dann passieren? Es gibt wieder Inflation wie früher mal.
Den Reichen schmilzt ihr Reichtum unterm Hintern weg und die Normalverbraucher bekommen wieder anständige Zinsen.
(Schon die einstig stufenweisen Abwertungen der Lira zwischen 1970 und 1995 und die Inflation haben damals Italien mächtig belastet.)
Belastet hat das seinerzeit nur die deutsche Exportwirtschaft, weil sich bei jeder Abwertung alle deutschen Exportüberschüsse gegenüber Italien in Luft aufgelöst haben.
Darum haben die deutschen Medien seinerzeit versucht irgendwie ein Problem für die Italiener herbeizureden, was für Normalverbraucher überhaupt nicht existiert hat.
Meine Frau hat zu der Zeit als ganz simple Lehrerin die Hälfte vom Geld für ein Haus angespart, was wir dann gebaut haben, als ich mit der anderen Hälfte dazu kam.
Schau halt mal nach GB.
Die waren nie im Euro und sind noch nicht mal endgültig raus aus der EU und was haben die Deutschen den Briten nicht alles prophezeit, wie heftig die Wirtschaft in GB abstürzen würde.
Faktisch hat aber GB heute, allein auf die blosse Ankündigung hin, dass sie demnächst aus der EU aussteigen, die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 15 Jahren oder so.
Warum?
Na weil das britische Pfund heftig abgewertet hat und die Briten jetzt verstärkt britische Produkte kaufen, was britischen Arbeitern neue Arbeitsplätze in der Produktion beschert (die im Gegenzug in Deutschland verloren gehen).
Oder anders gesagt, die Briten sind quasi über Nacht gegenüber Deutschland wettbewerbsfähig geworden, nur halt nicht indem sie wie die Deutschen ihre Ärmsten noch ärmer gemacht haben, sondern indem sie einfach nur ihre Währung abgewertet haben.