Nun, kommt ganz auf die Perspektive an, meinst du nicht auch? Betrachtest du diese Problematik lediglich im nationalen Kontext, oder bedenkst du auch die Lebensumstände der Menschen, die für deinen netten Wohlstand so ziemlich weit zurückstecken müssen? Aber selbst dann, wenn wir uns auf die eigenen vier Wände beschränken wollen, ist es denn dann kein Armutszeugnis für unser wertes Vaterland, wenn einige Bonzen sich fette Prämien einstecken, wohingegen die ältere Generation - trotzdem sie ihr gesamtes Leben (mitunter hart) gearbeitet haben - zur Aufbesserung ihrer spärlichen Rente nach Pfandflaschen suchen müssen? Wie sieht es mit leistungsschwachen Personen aus, die aufgrund von kognitiven bzw. physiologischen Einschränkungen nicht mit ihrem Umfeld konkurrieren können? Die erdrückende Ungleichheit bei der Vergütung von zu erbringenden Leistungen verschiedener Personen(-gruppen) ist eines der großen Probleme dieses Systems.
Bietet ausgerechnet unser Wirtschaftssystem tatsächlich größtmögliche persönliche Freiheit? Inwiefern und weswegen ausgerechnet der Kapitalismus? Hierzu wäre eine Definition von dem Schlagwort Freiheit ganz nett. Ich zumindest verstehe unter Freiheit nicht das Buckeln unter einem wie auch immer gearteten Vorgesetzten, den ich u. U. gar nicht ausstehen kann und für den ich als Lohnsklave/ Untertan Sachen - mitunter angewidert - erledigen muss, von denen ich weiß, dass sie falsch/ unaufrichtig sind. Im Worst-Case für eine Vergütung und unter Umständen, welche einem jegliche Vorstellungskraft berauben. Unter Freiheit verstehe ich auch nicht, dass ich im kap. Überlebenskampf über Leichen gehen muss, um mich selbst anderen gegenüber profilieren zu müssen. Im sog. Best-Case (sogar!) einen Lohn kassieren muss, der keinen anderen Zweck mehr hat, als mir ein dekadentes Leben jenseits von Gut und Böse - villt zu Zwecken der Angeberei? - aufzubauen, meinen Hunger durch eine doppelte - bzw. dreifache Fresserei/ Füllerei zu stillen. Bei allem, was man diesbezüglich anstreben mag, sollte doch bedacht werden, dass der Wohlstand der einen Person zwangsweise zur Armut einer anderen Person führen muss. Zwar werden weltweit ausreichend Lebensmittel für die gesamte Menschheit produziert, jedoch müssen Menschen elendig verhungern, weil es mit der Distribution dieser lebensnotwendigen Produkte nicht ganz gerecht funktioniert. Jetzt stellt man sich doch gleich die Frage, wieso dieser Umstand so ist, wie er ist? Die Unausgeglichenheit dieses tollen Wirtschaftssystems kann man in allen Bereichen des alltäglichen Lebens finden, eben nicht nur bei Brot und Lohn. Diese Liste könnte somit unendlich fort geführt werden, ich habe mich jetzt lediglich auf die zwei Extrempunkte, Verlierer und Gewinner des Systems, fokussiert. Ich hoffe, dass es klar wird, worauf ich hinaus möchte.
Auch die Sache mit der Ökologie, als auch dem Tierschutz etc., sollte man gewiss nicht der freien Wirtschaft überlassen. Der freie Markt ist kein Wohlfahrtsverein. Karrieristen/ Spekulanten beliebiger Natur - und beliebiger Branchen - zeichnen sich nicht gerade durch verantwortungsvolles Handeln den Mitmenschen/ der Natur gegenüber aus. Hätten sie ein Gewissen, wären sie im internat. Wettbewerb der Ausbeuter nicht so weit gekommen, wie sie es sind. Es dürfte doch wohl klar sein, worauf dieses Wirtschaftssystem allein und ausschließlich ausgerichtet ist, oder? Lediglich dann, wenn man gute Miene zum bösen Spiel für eine Propagandashow machen möchte bzw. auf die strategische Ressource Muttererde aus ist, muss man selbstverständlich ein wenig umsichtiger sein. Man möchte seine Kundschaft schließlich nicht verärgern bzw. die Erde als Nährboden allen Profits nicht - zumindest nicht allzu schnell - verlieren.