Guten Abend Zusammen,
ich wage mich an dieses Thema heran, will aber gleich klarstellen, das ich niemanden!!! etwas ausreden oder vorschreiben will oder möchte.
Zu mir selbst: ich wurde in einem protestantischen, nichtgläubigen Haus geboren und erzogen und bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten.
Meine eigenen Erfahrungen mit der Kirche sind negativ besetzt, unser damalige Pfarrer war ein schrecklicher Mensch, der uns die Kirche systematisch ausgetrieben hat.
Nachdem ich mich mit meinem (einen) Hobby, der Geschichte, begann intensiver auseinander zu setzen, wurde ich immer mehr bestärkt, das Religionen soviel schlechtes und bösartiges an sich haben, das sie den Menschen und Völkern mehr schaden als nutzen.
Ich stehe auf dem Standpunkt: wer glauben will, kann es jederzeit und überall tun, dafür braucht es keine Kirche, Religion oder sonstige Einrichtungen!
Religionen leben von der Dummheit der Menschen.
Religionen und ihre selbsternannten "Vertreter" haben soviel Blut an ihren Händen, das ich selbst darüber nicht weg sehen kann und will; zahlreiche Kriege wurden und werden im Namen der Religon(en) geführt, jeder nimmt für sich in Anspruch, "gerechte" Kriege zu führen und den "wahren Glauben" zu vertreten.
Wenn ich nur an die vielen Verbrechen im Namen der Kirche denke,
- Kreuzzüge
- Kindesmissbrauch / Folter
- Ablaßhandel
- Reliquienhandel und Anbetung
- Hexenverfolgung
- Inquisition
- Glaubenskriege
- Urkundenfälschung (Besitzaneignung)
- gewaltsame Christianisierung usw.
- Bischof Tebartz van Elst (würg, kotz)
Nach meiner Meinung wurden und werden Glauben benutzt um die Menschen zu unterdrücken und auszunutzen.
Den Begriff der Gottheit kennt jeder Mensch auf dieser Erde. Und doch stellen sich die Menschen die unterschiedlichsten Dinge vor, wenn sie an den Gottesbegriff denken. Wie kam es dazu, dass die Rolle Gottes – mal mehr und mal weniger –ein tragendes Element im Leben eines jeden Einzelnen spielt oder er zumindest damit in Berührung kommt?
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass es die unterschiedlichsten Gottesassoziationen gibt: personifiziert, als Machtbegriff, als Transzendenz, als Faszinosum, als wandelbare Kreatur und vieles andere mehr wird der Gottesbegriff ausgelegt. Dabei kommt es gar nicht all zu sehr auf die Definition des Gottesbegriffes an, sondern vielmehr auf seine Diskursivität in der Gesellschaft. Grundlegend soll bei der Betrachtung eine klare Trennung zwischen der Institution Kirche und dem Gottesbegriff gemacht werden, da die Kirche als Institution ihre ganz eigene Rolle im öffentlichen Geschehen einnimmt.
Wohl entstanden ist der Begriff der religio zu Beginn der frühen Kulturen vor allem im heutigen nahen Osten. Zur Vereinfachung setze ich den Glaubensbegriff (die religio) und den Gottesbegriff hier gleich, da es in der Debatte auf das Gleiche hinausläuft. Die kulturmenschliche Manier des homo sapiens vollzieht sich in seiner Hardwarestruktur seit ungefähr 50.000 Jahren, wovon er in etwa 45.000 Jahren als Jäger und Sammler umherzog. Seit etwa 5.000 Jahren gibt es sesshafte Kulturen, und es ist anzunehmen, dass seit der Zeit der Sesshaftigkeit, einhergehend mit dem Beginn der Kultur, erste Überlegungen über die Existenz einer übergeordneten Instanz angestellt wurden. Daher ist anzunehmen, dass diese Überlegungen darauf gründeten, dass sich die Menschen nur in begrenztem Maße eine Vorstellung darüber machen konnten, wie die Welt entstanden und wie ihr Leben aufgebaut war (das ist in einem etwas weniger mystischen Maße auch noch heute so). Die religio war also der Kompensationsversuch des nicht zu Erklärenden.
Eine in sich abgeschlossene Erklärung des Gottesbegriffes gab im 11. Jahrhundert der italienische Mönch Anselm von Canterburry. Seiner Auffassung zufolge war der Gott das Größte, über das hinaus nichts mehr gedacht werden konnte. Ungefähr 150 später war es ein Kölner Dominikanermönch namens Thomas von Aquin, der einen ganz anderen Gottesbeweis anlegte, und dabei gleichzeitig den des vorherigen Mönches wiederrief. Proton kinuon akineton – der kleineste unbewegte Beweger. Das war Aquins Überlegung, die darauf schloss, dass alles logischerweise irgendwann einmal begonnen haben muss. Er wollte zeigen, dass sich ein Gott ganz anders verhalten musste wie der Mensch. Somit musste man das menschliche Denken Schritt für Schritt abstreifen, um sich einen Gott besser vorstellen zu können. Hier tauchte zum ersten Mal die Schnittstelle zwischen Glaube und Vernunft auf, denn alle Philosophen gingen bis dato davon aus, dass ein Gott existieren müsse, um an ihn glauben zu können. Diese Vorstellung durchbrach Thomas von Aquin durch seine Schnittstellensuche zwischen Wirklichkeit und Vorstellungskraft. Später vervollständigte Immanuel Kant dieses Bild. Erstaunlich ist es, dass es im 20. Jahrhundert wieder aufkam, eine kausale Ursache für die Existenz Gottes zu suchen. Neurologen versuchten sich an der Lokalisierung eines Gottesareals im Gehirn. Dies scheiterte aber an der Glaubhaftigkeit der Ergebnisse.
Zurück zum Mittelalter: Da man durch die kulturellen Akkuratessen zur Erfurcht vor den vermeintlich höheren Mächten verpflichtet war, wurde dies nicht im Zuge der neueren Erkenntnisse angefochten oder gar in Frage gestellt. Die nächsten zwei Jahrtausende sollten zu einer Zeit der inquisitatorischen Repression werden. Die Kirchen wurden in Europa als institutionelle Feudallegitimationen missbraucht und hielten die Wissenschaft bis ins 17. Jahrhundert klein. Der Grund hierfür war stets der Gleiche: Der Glaube an eine höhere Macht, Gott, verpflichtete stets zur Unterwürfigkeit. Folglich gab es eine Grauzone, in die man nicht eindringen durfte: die Existenz eines Gottes anzuzweifeln. In einem ganz anderen Punkt dienten diese Ubiquitarität dazu, unter dem Vorbehalt des geozentrischen Weltbildes die totalitären Systeme zu erhalten. Wer es wagte, diese scheinbar von Gott gegebene Legitimation der Herrschaften anzuzweifeln, wurde entweder bestraft oder konnte es nicht beweisen, weil er kein Latein beherrschte, um die Texte für die breite Masse zu übersetzen. Die institutionelle Geschichte der christlichen Religion ist eine Geschichte der Täuschung und Unterdrückung.
Der Durchbruch des Bürgertums durch die Aufklärung sorgte ab 1789 dafür, dass die Kirche als Glaubensinstitution sukzessive in den gesellschaftlichen Hintergrund geriet. Individuelle Freiheit und kausal-logisch begründete Herrschaftsverhältnisse (Demokratien) waren die neuen bürgerlichen Tugenden. Und so kam es, dass zumindest die noch im Mittelalter geltende geozentrische, absolutistische Weltsicht ausgedient hatte. Was aber im Zuge der Befreiung des Individuums aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit (Kant) nicht verändert worden ist, ist das Bestehen der Grauzone. Auch in der heutigen Zeit ist es nicht möglich, eine vollkommen tabufreie Diskussion darüber zu führen, ob es einen Gott gibt oder nicht. Die Sinnhaftigkeit dieser Diskussionsfragestellung ist dadurch gegeben, dass sich meines Erachtens eine Überschätzung der Wirkungsmächtigkeit einer Gottesexistenz ergibt, die ich so bezweifeln mag. Allem Liberalismus und Meinungsprosperitismus zum Trotz ist es auch im Jahr 2014 nicht möglich, eine vollkommen sachorientierte Diskussion über dieses Thema zu führen, da derjenige, in dessen Bereich die Grauzone der Religionsfreiheit fällt, immer in der überlegenen Position ist.
Der weltweite Pluralismus der großen Religionen: Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Taoismus ist insofern interessant, als sie alle eine Gottheit zur obersten Instanz haben; und das, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeiten an sich ganz unabhängig voneinander befindenden Orten ins Leben gerufen worden sind. Es scheint als eine weit über der Kulturmanier stehende, innere Befindlichkeit des Menschen zu bestehen, dass man eine in sich abgeschlossene Antwort darauf haben möchte, wie das Leben entstanden ist und geleitet wird. Die christliche Antwort auf diese größten Fragen der Philosophie ist eine in heutigen Tagen sehr friedliche: eine multimorale Koexistenz aller Individuen (zehn Gebote, lex aurea) wird angestrebt. In anderen Religionen sieht die praktische Auslegung der heiligen Schriften nicht ganz so friedlich aus. Betrachtet man nur die friedliche Darlegung im Christentum, graut es einem ein wenig davor, zu überlegen, was an Stelle des leergeräumten Gottesthrons (Marianne Gronemeyer) den Platz der sinngebenden Instanz käme. Moderne Antworten, die mithin noch in Koexistenz einen zweiten Thron bilden, könnten jene des ökonomischen Fortschritts sein. Der Berliner Philosoph Georg Simmel schrieb 1900 in seiner „Philosophie des Geldes“ davon, dass die Marken die Werte verdrängten. Einige Jahrzehnte später prangerte Pablo Passolini diese Entwicklung sogar als den neuen Faschismus an. Die Marken als Substitutionsgut der Sinnstiftung. Eine steile These, die jedoch plausibel erscheint, wenn man sich die Quantitätslogik der kapitalistischen Wohlstandsmaschinerie einmal zu Gemüte führt: Die Qualität wird durch die Quantität bestimmt. Hieraus ergibt sich eine in meinen Augen trüghafte Neuerscheinung: War die Sinnhaftigkeit durch einen Gottesglauben in sich abgeschlossen, ist es die kapitalistische Verfahrensweise niemals. Folglich ergibt sich ein beschleunigtes Streben nach dem Mehrwert (Marx). Die Religion beruhigt viele Menschen und gibt ihnen Halt im Leben. Wird sie verdrängt, ist zu fragen, was sie ersetzt.
Eine letzte Herangehensweise, auf die ich eingehen möchte, ist jene des Biologieprofessors Richard Dawkins. In seinem 2006 erschienenem Buch „Der Gotteswahn“ bringt der Atheist eine weitere gewagte, wenngleich logisch anmutende These zu Papier: Wenn wir einer Gottheit als Schöpfer eine gewisse Intelligenz, die notwendig ist, um die Welt erschaffen zu haben, zuschreiben, aber gleichzeitig der Evolutionsbiologie so viel wissenschaftliche Wahrheit zugestehen, dass wir wissen, dass die Welt älter ist als die Intelligenz, dann ist der Gott als Schöpfer somit ausgeschlossen. Dawkins‘ Antwort auf die Existenz eines Schöpfergottes, gar überhaupt eines Gottes, ist somit eine wissenschaftspropädeutische Errungenschaft des vorvorherigen Jahrhunderts.
Soweit so gut. Nach allen Überlegungen, wovon ich die Substitution des Gottes durch die Ökonomie, was in sich wieder eine waghalsige These meinerseits ist, als die modernste Ausgeburt halte, bleibt gleichwohl nur eine sehr beschwichtigende, gar ernüchternde Antwort zu geben, die ich mit dem Schriftsteller Dan Brown auch geben möchte: „Der Glaube ist eine Gabe, die einem entweder zuteil wird oder nicht. Manche kommen in diesen Genuss, andere nicht.“