Das trifft doch auf die britischen Politiker zu, die sind es doch, die blockieren!
Vor dem 23.6. hat Cameron erklärt, er würde ggf. umgehend nach Art. 50 den Antrag stellen, nun will er es überhaupt nicht tun und seinem Nachfolger überlassen, der nach seinem Willen frühestens im Oktober bestimmt wird. und selbst die lautesten "Brexit"-Propagandisten haben keine Eile und wollen erst einmal überlegen.
Von Seiten der EU (Kommission und Parlament) wird doch von den Briten gefordert, nun zügig den Weg zu beschreiten und nicht alle hinzuhalten und an der Nase herumzuführen.
Wenn Du schon widerlich schreibst, dann gilt das doch für die britischen Politiker!
Kann man, finde ich, so nicht sehen. "Umgehend" ist nicht gleichbedeutend mit: "Sofort, auf der Stelle und völlig kopflos!".
Die britischen Politiker sind in erster Linie ihrem Volk verpflichtet und haben dessen Interessen zu vertreten. Da ein überstürzter Austritt NICHT im Interesse Großbritanniens liegt, ist es nicht nur legitim, sondern geradezu verpflichtend, aus der derzeitigen Lage das optimale Ergebnis herauszuholen. Das kann ein - geordneter - Rückzug aus der EU sein, das kann auch ein Verbleib IN der EU sein.
Das, wiederum, wird auch sehr stark davon abhängen, welche Lehren man seitens der EU aus dem Referendum ziehen wird - und genau da liegt, meines Erachtens, der Hund begraben. Die Verantwortung für dieses - ohnehin denkbar knappe - Ergebnis liegt eben NICHT bei GB allein, sondern in weit höherem Maße bei der EU, die es überhaupt erst soweit hat kommen lassen, daß sich für die Briten die Frage als solche hat stellen können (eher: MÜSSEN), ob ein Verbleib in der Union für sie noch einen Sinn hat oder nicht.
Hier, wiederum, sind gerade auch die Deutschen massiv in der Pflicht: es ist höchste Zeit, vom frankreichfixierten Kurs abzuschwenken und wesentlich enger und stärker mit den Briten zusammenzuarbeiten, denn DIE sind die Schlüsselmacht in der EU, nicht Frankreich. Nicht nur wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke und wegen der weit verzweigten Beziehungen, die sie dem Commonwealth und ihrer Geschichte als Kolonialmacht verdanken, sondern auch, weil es eines der wenigen verbliebenen Länder der EU ist, in dem individuelle Freiheit noch eine zentrale Rolle spielt und eben NICHT an das Sicherheitsdenken -nebst immer höherer Staatsquote - in praktisch sämtlichen Lebensbereichen verkauft worden ist (und, NEIN: das ist NICHT allein der EU und ihren Gremien anzulasten, sondern auch den Wählern in ihren Mitgliedsstaaten).
Es sind nicht die Briten, die sich bewegen müssen (das haben sie ja gerade erst getan), es sind, allen voran, die DEUTSCHEN, die den Arsch hochkriegen müssen und dieses Referendum als letzte Warnung begreifen. Es sind auch vorrangig die Deutschen, die jetzt ein massives Problem haben werden. Ich gebe der Sache maximal 4 Wochen, dann wird es aus den verbleibenden EU-Zwergstaaten schallend tönen, die EU habe sich jetzt in ein Medium deutscher Diktatur verwandelt. Und da Deutschland (KEIN merkelsches Phänomen, aber durch ihre Person ganz sicher nicht verbessert) vieles kann, nur nicht führen, lenken und leiten, sind in erster Linie WIR es, die sich jetzt ernsthafte Sorgen um ihre Zukunftsperspektive werden machen müssen.
Die Franzosen, Italiener und Spanier, jedenfalls, werden auf jeden populistischen Zug aufspringen, der ihnen auch nur den Hauch einer Chance gibt, Deutschland kaltzustellen. Bislang konnten wir uns auf die Briten als Gegenpol verlassen, und zwar als einen, der uns die unliebsamen Aufgaben abgenommen hat.
Fortan werden wir selbst: "Veto!!!" schreien müssen - und das wird garantiert schiefgehen.
Gruß -
Bendert