Es gibt so gesehen keinen Rechtspopulismus. Das ist ein künstlicher und negativ Belegter Kampfbegriff um Argumente und Positionen der Gegenseite zu diskreditieren. Dazu muss erst einmal die Herkunft des Wortes an sich herangezogen werden. Es kommt vom lateinischen Populus, was ursprünglich das Volk bezeichnet, also die staatsbildende Einheit. Das Wort ist bedeutungsgleich mit dem griechischen Demos, dem Staatsvolk. Unter diesem Gesichtspunkt fällt schon auf, dass Demokratie und Populismus eine gemeinsame "Basis" haben. Heute denkt man eher an eine ungebildete Unterschicht, die irgendwelchen Rattenfängern mit "einfachen Lösungen" auf den Leim geht und die "wahren" Demokraten bieten die komplizierteren, die besseren, Lösungen an. Wenn ich jetzt "Populismus" in seiner neu erfundenen, negativ konnotierten, Bedeutung heranziehen wollen würde, wäre ein solches Konstrukt bereits populistisch. Der Geniestreich an der Sache ist, dass man an diese neue negative Bedeutung des Populismus auch noch das Totschlag-Attribut "rechts" angehängt hat. Somit brandmarkt man den, mit diesem Unwort belegten, nicht nur doppelt, sondern schützt gleichzeitig die "gute Seite", was als links gilt, diese kann mehr oder weniger nicht mit dem Schlagwort angegriffen werden. Dabei fällt dann die Tatsache unter den Tisch, dass eben Forderungen aus dieser Ecke, zb mehr Umverteilung, mehr Gelder für XY, Solidarität usw, eigentlich immer "populistisch" sind. Letztendlich ist dann "Rechtspopulismus" im Grunde nur eine Ansicht/Position, die politisch rechts/konservativ verortet wird, welche auf Gehör bei der Bevölkerung stößt. Davor hat man Angst, bzw das wird versucht zu verhindern, da der Erfolg gewittert wird. Es ist schlicht der Versuch derjenigen, die die Deutungshoheit besitzen, zu verhindern sie wieder zu verlieren.
Die Wörter "Populismus" und v.a. "Rechtspopulismus" mit ihrer aktuellen Bedeutung wären eigentlich gute Kandidaten für das Unwort des Jahres.
Nachtrag: Der von mir zitierte Beitrag enthält sogar den Beweiß:
Die Heinrich-Böll-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und die SPD ließen Studien zur AfD erstellen. In der im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung erstellten Expertise der Forschungseinrichtung FORENA der Fachhochschule Düsseldorf sieht Alexander Häusler im Ergebnis keine Gemeinsamkeiten der AfD zum verfassungsfeindlichen Neonazismus, wohl aber zum Rechtspopulismus in vier Bereichen: Bei ihrer Entstehung ließen sich personelle und inhaltliche Anknüpfungspunkte zum Bund freier Bürger nachweisen. Sie habe erheblichen Zulauf von ehemaligen Mitgliedern rechtskonservativer und rechtspopulistischer Parteien wie der Republikaner und der Partei Die Freiheit erhalten. Sie sei im rechten Anti-Euro- und Anti-EU-Protestmilieu eingebettet. An Beispielen zeigten sich „wohlstandschauvinistische, marktradikale, nationalistische und kulturalisierende“ Tendenzen. Sie lasse sich darum rechts von CDU/CSU einordnen und sei für Wähler dieses Spektrums attraktiv.
Die, die die Deutungshoheit besitzen, wollen sie natürlich nicht verlieren.