Und selbst wenn sie es ist: Für mich relativ geschenkt. Sollte man Russland im Sinne ein wenig ausgleichender Gerechtigkeit und zwecks Selbstverteidigung dann auch mal großzügig zugestehen, wenn man sich im Westen nicht vollkommen unglaubwürdig machen will.
Weder Wiedervereinigung noch EU gäbe es wohl heute, wenn "uns" Russland nicht entgegengekommen wäre und man ihnen zugesagt hätte, sich nicht auf ihr Territorium auszubreiten, woran sich der Imperialist No1 plus NATO freilich nicht gehalten haben.
Sorry,
1. eine solche angebliche Zusage hat es nicht gegeben.
2. Die einzige bindende Zusage ist, dass auf dem Gebiet der ex-DDR keine Atomwaffen und keine ausländischen Truppen stationiert werden und die Personalstärke der Bundeswehr auf 370.000 reduziert wird (derzeit sind es sogar weit weniger) - und das wird eingehalten.
3. Selbst der Präsident der UdSSR Gorbatschow hatte erklärt, dass jedes Land das Recht hat, selbst zu entscheiden, welchem Bündnis es angehören will.
Was verstehst Du eigentlich unter "Russlands Territorium", auf das sich "der Imperialist No1 plus NATO" ausgebreitet hätte?
Die osteuropäischen Staaten, die einst dem Warschauer Pakt angehört haben, sind souveräne Staaten und waren es - zumindest offiziell - auch vor 1990.
Die baltischen Staaten waren bis zu den Folgen des Hitler-Stalin-Paktes souveräne Staaten. Sie haben ihr in der Verfassung der UdSSR fixiertes Recht wahrgenommen und sind 1990/91 aus der Union ausgetreten und seitdem wieder souveräne Staaten, die das Recht haben, über ihre Außenpolitik selber zu entscheiden.
Und übrigens:
° "uns" ist nicht Russland entgegengekommen, sondern die kommunistische Sowjetunion war einfach am Ende (Zitat Kohl: "... war am Arsch des Propheten"), sie hatte nicht nur total abgewirtschaftet und das "Wettrüsten" nicht verkraftet, sondern hatte sich dazu auch noch mit ihrem Eingreifen in Afghanistan übernommen,
Der Generalsekretär der KPdSU Gorbatschow war angetreten, um "den Kommunismus" noch zu retten, und dazu hat er den osteuropäischen "Bruderstaaten" "freie Hand" gelassen. Seine Tragik war aber, dass er - entsprechend seinem (übrigens falsch übersetzten) berühmten Satz - damit "zu spät gekommen" ist. Deshalb ist er zwar im Westen der beliebteste Kommunist, in Russland aber meistgehasst.
° Die EU würde es auch ohne das Ende der Sowjetunion und des Ostblocks geben!
Die Umwandlung der EG in die EU wurde bereits 1987 mit der "Einheitlichen Europäischen Akte" und dann dem "Delors-Plan" in Angriff genommen, man kann sogar davon ausgehen, dass die Entwicklung in Osteuropa eher ein Störfaktor war.
Wahrscheinlich wären der EU sogarber viele der heutigen Probleme erspart geblieben, die nicht zuletzt durch die verfrühte Aufnahme der wirtschaftlich und politisch-kulturell nicht "aufnahmereifen" ost- und süosteuropäischen Länder entstanden sind.